Ein Jahr und zehn Monate länger arbeiten
– das wäre die Konsequenz der Rentenpläne der spanischen Regierung
für den Autor dieser Zeilen. Wie alle Arbeitnehmer hat auch er am
vergangenen Samstag die Tabellen in den Zeitungen studiert und war
„not amused”. Doch gemach, noch ist der Stufenplan zur Änderung des
Renteneintrittsalters nicht beschlossene Sache.
Aber ganz gleich, wie das Vorhaben letztlich umgesetzt wird, ein
Zurück wird es kaum geben. Auch in Spanien werden die Menschen
immer älter, müssen immer weniger Berufstätige immer mehr Rentner
ernähren. Dass im Zuge dessen länger gearbeitet werden muss, ist
ein Gesetz der Logik.
Der erste Vorstoß der Regierung Zapatero imitiert das deutsche
Modell, obwohl die spanische Alterspyramide ein paar Jahre mehr
Puffer hat als die deutsche, weil noch weitere geburtenstarke
Jahrgänge folgen. Insofern könnte man Zapatero als weitsichtig
loben. Doch Lob ist das Letzte, was „Z.P.” derzeit für seine
Wirtschaftspolitik erntet (und verdient). Das Wirtschaftswunderland
Spanien hat sich in den EU-Ranglisten ganz hinten eingereiht.
Selbst sein Gespür für soziale Themen hat den sozialistischen
Regierungschef offenbar verlassen. Die Rentendebatte jetzt
loszutreten, war unnötig und ungeschickt. Spanien hat eine
Arbeitslosenquote von fast 20 Prozent. Davon runterzukommen, das
ist das Gebot der Stunde. So lange die Jugendarbeitslosigkeit
grassiert, ist es dummes Zeug, sich über längere
Lebensarbeitszeiten zu streiten. Entsprechend heftig sind die
Prügel, die Zapatero derzeit von allen Seiten einstecken muss.
Und dennoch: Das Thema Rente bleibt uns erhalten, in Deutschland
und in Spanien. Hier wie dort wäre es besser, flexible Lösungen zu
suchen statt mit Tabellen zu agieren. Wer alle Arbeitnehmer und
alle Berufe über einen Kamm schert, wird den Menschen nicht
gerecht.
Die Gegenwehr gegen das spätere Renteneintrittsalter wird mit
der Zeit abnehmen. Nicht nur, weil sich viele Menschen mit 65 noch
zu jung fühlen fürs Altenteil. Sondern weil sie rechnen und
feststellen, dass die Rente hinten und vorne nicht reicht.
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