Große Ereignisse werfen ihre Schatten
voraus. Am 18. September 2010 jährt sich der Todestag des
amerikanischen Gitarristen und Sängers Jimi Hendrix zum 40. Mal.
"Dann wird bestimmt wieder besonders viel Unsinn über ihn erzählt",
sagt Patricia Sullivan, die ihn als "personal assistent" von Mike
Jeffrey, der zeitweilig Manager von Jimi Hendrix war, hautnah
erlebt hat.
"Es kommen ja immer wieder Verschwörungstheorien hoch, wonach es
sich bei Jimis Tod um Mord oder Selbstmord gehandelt habe. Aber es
waren vermutlich nur Schlaftabletten, Aufputschmittel und Alkohol
im Spiel. Ich denke, er erstickte an seinem eigenen Erbrochenen",
sagt Patricia. Und sie fügt hinzu: "Jimi Hendrix war ja schon zu
Lebzeiten Kult und er starb so jung, wurde nur 27 Jahre alt. Da
kommen die Spekulationen ganz von selbst."
Jimi Hendrix kam 1965 zum ersten Mal nach England. Das geschah
durch die Initiative von Chas Chandler, dem Bass-Gitarristen der
Gruppe "Eric Burdon and The Animals" - in Erinnerung ist der Song
"The house of the rising sun" -, der später die künstlerische
Leitung der Konzerte von Jimi Hendrix übernahm. "Ich arbeitete bald
danach für Mike Jeffreys Pop Agentur, denn ich wollte keinen
'normalen' Job. Mike Jeffrey hatte lange Haare, trug dunkle Gläser
und Jeans, während man ansonsten in London nur im Anzug aufkreuzte.
Das gefiel mir", erzählt Patricia. "Von unserem Büro in London aus
agierten wir in vielen Teilen der Welt."
Auch auf Mallorca, wo Mike Jeffrey 1966/67 bereits seinen ersten
Music Club gegründet hatte. Der Jaime Club lag direkt neben dem
Marivent Palast. "Damals musste man unbedingt Live-Music haben",
erzählt Patricia. "Unsere Stars dort waren Los Bravos. Gemäß ihrem
Hit 'Black is black' war der Club schwarz angemalt."
Patricia selbst kam 1964 zum ersten Mal nach Mallorca,
verbrachte einen Monat in einem kleinen Ferienclub an der Cala
Mesquida; im Jahr darauf leitete sie den Club für sechs Monate.
"Mallorca war damals wunderbar", erinnert sie sich. "Es gab
wenig Arbeit und gute Bezahlung. Und ich lernte interessante Leute
kennen, wie etwa Kevin Ayers und die Graves Familie. Der Amerikaner
Ricky Lash interviewte für seine kleine Radio-Station die großen
und kleinen Berühmtheiten."
1968 eröffnete Mike Jeffreys den Sergeant Peppers Club:
"Das war die erste Disco im Mittelmeerraum", sagt Patricia. "Die
Plaça Gomila war damals total in, der Archäologe William Waldren
baute den Eingang der Disco in einen Felsen. Die Ausländer der
Szene kannten sich alle untereinander."
Zur Eröffnung des Clubs am 15. Juli kam Jimi Hendrix. Auf der
Insel nahm man das Konzert des damals schon legendären Rockstars
kaum zur Kenntnis. Nur 700 Menschen wohnten dem Konzert bei.
"Er war", sagt Patricia, die Jimi Hendrix 1966 in London
kennengelernt hatte, "ein ganz normaler Junge, der mit Begeisterung
seine Klamotten in der Carnaby Street kaufte. Mit viel Glitzer und
Schmuck und Glamour. Aber so sahen wir eigentlich alle aus. Es war
die Zeit von Mary Quant, die Zeit der Samthosen und bunten Kleider.
Jimi trug damals schon den Afro-Look."
Warum zerschlug Jimi so häufig bei seinen Konzerten seine
Gitarre? "Das erste Mal geschah es, als seine Gitarre wirklich
kaputt ging. Da hat er sie zerschmettert. Das Publikum johlte vor
Vergnügen. Dann wurde das Teil der Show. Immer wurde die Gitarre,
auf der er seine Konzerte spielte, vorher ausgetauscht. Wir hätten
uns niemals leisten können, für jedes Konzert eine teure Gitarre zu
kaufen."
War Hendrix ein zorniger junger Mann? Immerhin wurden ihm
Verbindungen zu den Black Panthers nachgesagt. "Jimi war eigentlich
scheu und zurückhaltend. Man muss auch die damalige Zeit
berücksichtigen. Ein Schwarzer in den USA hätte sich nicht leisten
können, sich wütend zu präsentieren, wenn er als Musiker Erfolg
haben wollte", sagt Patricia.
Und die viel besprochenen Drogen? "Hasch in England, Gras in den
USA - das war Teil der Musikszene. Wir waren davon überzeugt, das
diese Drogen kreativ machen."
Patricia Sullivan hat die damalige Zeit genossen: "Unsere Welt
war ein bisschen hysterisch. Es gab fast immer Groupies um uns
herum, männliche und weibliche. Jeder wollte uns anfassen, auch
wenn wir nur ein kleiner Teil der Szene waren. Wir waren immer
unterwegs, flogen 250.000 Meilen pro Jahr. Es war eine ungemein
intensive Zeit."
Wie hat sie reagiert, als sie 1970 von Hendrix' Tod hörte? "Ich
weiß, dass er es vorausgesehen hatte. Irgendwie. Ich kann mir
eigentlich bis heute nicht vorstellen, dass Jimi noch als
50-Jähriger auf Tour gegangen wäre." Patricia Sullivan ließ sich
1973, als Mike Jeffrey bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen
war, endgültig auf Mallorca nieder. Sie lebt bis heute in
Puigpunyent.
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