ANJA MARKS
Es war ein guter Plan, lange durchdacht und längst überfällig, der
den Bürgern des Ortes Santa Margalida vor einiger Zeit präsentiert
wurde. Das jedenfalls meinte Bürgermeister Martí Àngel Torres (PP),
als er sein Konzept für die Renovierung des Marktplatzes vorlegte.
900.000 Euro hatte der berühmte „Plan E” zur Arbeitsbeschaffung dem
Ort beschert, und davon, so beschloss man im Rathaus zusammen mit
Koalitionspartner CPU (Can Picafort Unit), sollte nun endlich der
Platz und die umliegenden Fußgängerzonen erneuert werden.
Doch die Planer stießen auf Widerstand. Der ist an sich nicht
ungewöhnlich, wenn es in einem mallorquinischen Dorf um
Veränderungen geht, ganz gleich welcher Art. Doch dass aus den
Modernisierungsplänen eine wahre Provinz- und Politposse werden
würde, damit hatte selbst Torres nicht gerechnet.
Schuld ist die Kunst, denn die Gemeinde hatte sich etwas
Besonderes ausgedacht: Am Rande des Platzes, in einem kleinen
Gärtchen direkt an der Kirche, steht seit 1974 eine Skulptur der
„Heiligen Beata” , erschaffen von der Künstlerin Remigia Caubet. In
der Hand trägt die Figur einen Tonkrug, der eine alte Tradition
symbolisiert: Zum jährlichen Dorffest in Santa Margalida findet ein
traditioneller Umzug statt, in dem der Teufel die Heilige verfolgt
und ständig mit Tonkrügen nach ihr wirft, um sie vom Weg
abzubringen. Doch die „Beata” lässt sich von den umherfliegenden
Scherben nicht beirren und geht ruhig weiter. „Wir haben uns
überlegt, die Figur mehr in den Mittelpunkt des Marktplatzes zu
rücken und ihr durch ein modernes Kunstwerk zusätzliche Bedeutung
zu geben”, erklärt Bürgermeister Martí Torres die
Modernisierungspläne für das neue Dorfzentrum. Große Eisenteile in
der Form eines zerbrochenen Kruges wurden in Auftrag gegeben,
passend dazu wurde der älteste Olivenbaum des Platzes mit dem
gleichen Material umrundet. 100.000 Euro aus dem „Plan E” wurden
hierfür verplant. „Durch die Neugestaltung des kleinen Gartens der
Beata und der Anordnung der symbolischen Krugteile rund herum
schaffen wir hier die perfekte Symbiose von Tradition und Moderne”,
erklärt der junge Alkalde weiter.
Doch die Idee stieß schon bei Lieferung der Eisenteile auf
heftigen Protest einiger Bürger und der Opposition. „Wir hatten
Pech, denn die einzelnen Stücke wurden von der Firma in Inca an
einem Donnerstag hier einfach abgeladen und lagen dann bis Montag
verstreut in der Gegend herum”, erinnert sich Torres. Sofort habe
die Opposition den Aufschrei einiger Bürger genutzt, um gegen diese
„Verschandelung” der Beata zu protestieren. Selbst der Sohn der
Künstlerin wurde mobilisiert, Protestbriefe gingen im Rathaus ein,
Gerüchte über Verschwendung öffentlicher Gelder machten die Runde,
und alles wegen einer kleinen, bis dahin unscheinbaren Statue.
„Schnee von gestern”, sagt Torres, denn inzwischen seien die Teile
verkleinert und angeordnet worden, und die Mehrzahl der Bürger
stünde heute hinter dem Projekt. „Man muss doch erstmal abwarten,
wie es aussieht, wenn alles fertig ist”, sagt der Dorfbewohner Juan
Quetglas, den wir auf dem Platz treffen. Ebenso wie seine Freunde
Miguel Morey und Pedro Pau glaubt er an die Idee, dass moderne
Kunst durchaus mit Traditionen vereinbar ist, und der örtlichen
Kultur keinesfalls schadet. „Die meisten Bürger hier sehen das so
wie wir.” Am 23. Dezember soll nun der fertige neue Platz im
Ortszentrum eingeweiht werden. Dann wird sich zeigen, wie die
„Margalider” ihren zerbrochenen Krug annehmen.
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