GABRIELE KÜSTER
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Gelingt es nicht in wenigen
Jahren, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren,
werden der Klimawandel und die vielen verheerenden
Begleiterscheinungen nicht mehr aufzuhalten sein. Wie ein
manövrierunfähiger Tanker, der auf einen Eisberg zutreibt. Die
Prognosen der Wissenschaftler werden inzwischen kaum mehr
bezweifelt, nur: Wo anfangen mit dem Kampf gegen die
Klimakatastrophe?
Was bei Klimagipfeln wie derzeit in Kopenhagen verhandelt wird,
muss sich schließlich in konkreten Maßnahmen in den Ländern und
Regionen niederschlagen. Doch auch die Behörden gleichen mitunter
schweren Pötten, bei denen das Ruder nur schwer herumzureißen ist.
Ein 139 Seiten langer „Aktionsplan im Kampf gegen den Klimawandel“
für die Balearen etwa, ist bislang reine Absichtserklärung. Seit
August 2008 arbeitet eine vom Umweltministerium beauftragte Firma
an der Erstellung einer Studie, die die Grundlage sein soll für
konkrete Maßnahmen, die ab dem kommenden Jahr greifen sollen.
In Spanien und auf den Balearen ist man sich bewusst über die
ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des
Klimawandels: Die Mittelmeerregion und die vom Tourismus abhängigen
Baleareninseln werden nach den Einschätzungen von Experten
besonders sensibel auf den globalen Anstieg der Temperaturen und
des Meeresspiegels, auf eine Abnahme der Regenfälle und eine
Zunahme extremer Wetterphänomene reagieren (siehe Kasten).
Auf den Balearen ist der Ausstoß des Treibhausgases seit 1990
von 6000 auf fast 11.000 Tonnen im Jahr gestiegen. Erklärtes Ziel
der Balearen-Regierung ist es, das Kioto-Protokoll zu erfüllen und
den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2012 so weit zu verringern, dass er
nur noch um 37 Prozent über dem Wert von 1990 liegt. In dem
Aktionsplan der Balearen-Regierung sind viele konkrete Vorschläge
enthalten, wie der CO2-Ausstoß in der Wirtschaft, dem Verkehr, in
Privathaushalten reduziert werden kann: zum Beispiel durch eine
bessere Kontrolle der Beleuchtung von Orten, Straßen (unter anderem
auch der Weihnachtsbeleuchtung), in Einkaufszentren und Geschäften,
durch die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs, die Entwicklung
eines Online-Services für Car-Sharing, die Förderung erneuerbarer
Energien und die Subventionierung der Anschaffung von Strom
sparenden Haushaltsgeräten.
Vereinzelte Punkte wurden bereits verwirklicht, allerdings nur
auf lokaler Ebene: Dazu kann man den Ausbau der Radwege zählen.
Andere, wie zum Beispiel die Förderung des Car-Sharings, sind noch
reine Absichtserklärungen.
Wieder andere Aktionen kommen aus Madrid: In den vergangenen
Tagen hat in den lokalen Medien ein neues spanisches Dekret
Schlagzeilen gemacht, das die Raumtemperatur in öffentlich
genutzten Gebäuden – also nicht nur Behörden, sondern auch
Geschäften, Bahnhöfen, Airports, Bars und Restaurants – regelt:
Demnach sollen die Räume im Winter auf maximal 21 Grad Celsius
beheizt werden, im Sommer dürfen Klimaanlagen die Räume nicht unter
26 Grad kühlen.
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