Die Anekdoten sprudeln nur so aus ihr
heraus. Ein Dutzend Romane – viele davon Bestseller („Suche
impotenten Mann fürs Leben“ verkaufte sich 1'5 Millionen Mal“) –
zahlreiche Erzählbände, Kinder- und Jugendbücher hat sie in den
letzten Jahren auf den Markt gebracht. Aber die Geschichten gehen
Gaby Hauptmann längst noch nicht aus. Strahlend sitzt die zierliche
quirlige Frau auf der Dachterrasse des Stadthotels Santa Clara in
Palmas Altstadt in der Sonne und erzählt. Und erzählt. Schnell
spricht sie, lacht viel, springt hin und her. Und immer dann, wenn
die verwobenen Handlungsstränge rund um Intrigen, Liebe,
Frauenpower und Allzumenschliches den Anschein machen, als hätten
sie sich so hoffnungslos verheddert wie ein widerspenstiges
Wollknäuel, dreht sie eine elegante Pirouette zum roten Faden.
Die Autorin erzählt von ihrem neuen Buch, dem Fortsetzungsroman
des im Frühjahr erschienenen „Rückflug zu verschenken“. Der
entpuppte sich als derart erfolgreich, dass nun eine Trilogie
daraus werden soll – der zweite Band erscheint im April 2010. Wie
auch im ersten Buch, spielt Mallorca eine große Rolle: Hier lebt
und arbeitet die Protagonistin Clara.
Um das Inselkolorit der Handlungsstränge so detailgetreu und
lebensecht wie möglich zu halten, reiste die 52-Jährige mit ihrer
langjährigen Freundin und Mitarbeiterin Heidi Zell für ein paar
Tage Ortsbegehung an. Hier scheint die freie Journalistin in ihr
durchzukommen – als Redakteurin und Moderatorin begann Hauptmanns
Karriere, die Recherchefreude spiegelt sich nun in ihren Büchern
wider. Ob das andere ebenso genau nehmen wie sie? „Mit Sicherheit
nicht. Vieles lässt sich ja heutzutage aus Reiseführern oder dem
Internet ziehen“, betont sie, „aber das Gefühl ist nunmal doch ein
ganz anderes, wenn man hier selbst durch die Straßen geht.“ Das
Gefühl plattgelaufener Füße nach einem mehrstündigen Lauf durch die
Altstadt zum Beispiel: Die holten sich die beiden am ersten Tag,
„aber im Anschluss daran haben wir uns Tapas gegönnt und eine gute
Flasche Rotwein. Wir waren die ersten und die letzten Gäste in der
Bar“, sagt sie schelmisch. Ihre Beobachtungen beim Sightseeing- und
Shopping-Marathon durch die Gassen Palmas, die Tapasbar – Elemente,
die man wohl ebenso im Buch wiederfinden wird wie so manch anderes
Detail, was ihr unter die Augen kommt. „Hast du die
überladen-schwülstigen Absätze von der Frau aus dem Aufzug
gesehen?“ stupst sie ihre Freundin Heidi an, „die behalte ich jetzt
sicher im Kopf, so scheußlich, wie die waren.“ Situationskomik
unter Frauen.
Geschichten, die das Leben schreibt – bei Gaby Hauptmann keine
Floskel, sondern Erfolgsmethode. Bereits für Claras erste
Erlebnisse auf dem Eiland quartierte sie sich im Herbst 2007 in
einem Hotel in Arenal ein und verarbeitete anschließend am
Schreibtisch sämtliche am eigenen Leib erfahrene Kulturschocks,
Odysseen in Reisebussen, Balkonbekanntschaften „das nette Paar, das
Clara ein Zahnputzglas mit Brandy über die Brüstung reicht, habe
ich dort wirklich getroffen“ und Strandbeobachtungen. Die Idee zu
Claras lebenslustigen Freundinnen Lizzy, Kitty und Tina etwa ist
inspiriert von drei Kölnerinnen, die am Strand die Liegestühle
neben ihr bezogen hatten. Und die, jede auf ihre facettenreiche
Art, eine der Botschaften verkörpern, die Gaby Hauptmann in ihrer
Mallorca-Köln-Trilogie vermitteln will: „Clara ist eher der
farblose, schwermütige Typ, der sich leicht erschüttern lässt – und
nun schon zum zweiten Mal die Flucht ergreift. Ihre Freundinnen
sind taffe, handfeste Frauen, die lebenslustig sind, ihr zeigen,
dass man sich nicht immer alles so zu Herzen nehmen sollte.“ Eine
Lebensweisheit, die sie sich sicher nicht bei jemandem abgeschaut
hat. Das klingt nach Gaby Hauptmann pur.
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