Die Spekulationen haben ein Ende, die Würfel sind gefallen: Der
Gastroführer Guide Michelin Spanien & Portugal 2010 ist am 26.
November auf den Markt gekommen – und damit die hundertste Ausgabe
des renommierten Hotel- und Restaurantguides, dessen Sternevergabe
jeden Winter aufs Neue mit Spannung erwartet wird. 1893 Restaurants
und 116 Tapasbars werden unter anderem darin bewertet – in diesem
Jahr haben sieben spanische Restaurants das Non-Plus-Ultra von drei
Sternen erreicht: Zum ersten Mal ist „El Celler de Can Roca“ in
Girona darunter. In ihren drei Sternen bestätigt wurden „Aleñare“
und „Arzak“ in San Sebastián, „Martín Berasategui“ in Lasarte-Oria,
„El Bulli“ in Roses bei Girona, „Can Fabes“ in Sant Celoni bei
Barcelona und Sant Pau in Sant Pol de Mar bei Barcelona. Die
Kategorie „Zwei Sterne“ wurde zwölf Mal vergeben – vier neue kamen
dazu; Ein-Sterne-Restaurants gibt es ab sofort 130 in Spanien, hier
kamen 19 dazu.
Die großen Erwartungen, mit denen man auf Mallorca hinsichtlich
der Inselgastronomie dem Urteil der Restauranttester entgegensah,
sind dagegen alles andere als erfüllt worden. Gastrokenner hatten
der Insel einen Sterneregen vorhergesagt – als heißester
Neu-Kandidat war Thomas Kahl, Chefkoch des St. Regis Mardavall,
gehandelt worden. Und auch Christian Schulz vom „Sol y Vida“ hoffte
auf eine Auszeichnung für seinen jungen Koch David Kikillus,
nachdem sich der Michelin-Tester beim Besuch in der Cala Murada
scheinbar so angetan gezeigt hatte.
Marc-Fosh-Nachfolger Felix Eschrich im „Reads“ Hotel konnte
trotz exzellenter Leistung den Stern des Vorgängers zumindest für
das kommende Jahr nicht halten, zeigte sich sichtlich enttäuscht.
„Bei Michelin ist das vollkommen normal – Sterne werden den Köchen
oft erst nach einigen Jahren der Beobachtung gegeben. Auch bei Marc
Fosh hat es sieben Jahre gedauert, bis er den Stern zugesprochen
bekam“, kommentierte Simon Wyse vom „Read's“, „wir sind also sehr
zuversichtlich und stehen voll hinter unserem Team.“ Das „Tristán“
in Puerto Portals wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet –
einer weniger als bisher. „Das Schöne am Michelin ist: Sie
kommentieren nicht: Sie belohnen oder sie bestrafen“, äußerte sich
Gerhard Schwaiger dazu. „Wir haben 19 Jahre als Team zwei Sterne
gehabt und haben als Team jetzt einen Stern bekommen – deswegen
haben wir uns auch im Team zusammengesetzt und überlegt: Woran kann
es liegen? Und wir sind zum sicheren Schluss gekommen, dass es
weder am Service noch an unserer Küche liegen kann. Es mangelte
wohl schlichtweg an den Räumlichkeiten.“ Schwaiger spricht von der
derzeitigen Terrasse des „Tristán“, deren Umbau und Modernisierung
unmittelbar bevorsteht, um sie wieder einem Zwei-Sterne-Restaurant
gerecht werden zu lassen.
Deren Vollverglasung sei keine Antwort auf Michelin, sondern
schon lange geplant und bestellt – komme aber nun wohl ein paar
entscheidende Monate zu spät: „So ein Ding baut man halt auch nicht
eben mal in drei Monaten.“ Die Michelin-Entscheidung tue weh,
bedeute für ihn aber nichts anderes als pure Motivation. „90
Prozent der Leute stehen hinter uns. Wir haben in den letzten Tagen
schon sehr viele Anrufe bekommen; die meisten sind verwundert,
meinen, sie hätten eher mit einem dritten Stern gerechnet.“ Die
Bewertung durch den Gast sei wichtiger als die der Gastrotester:
„Was nutzt einem der zweite Stern, wenn die Gäste nicht zufrieden
wären?“ Mit Schwaiger hat die Insel nun vier Sterne gekrönte Köche:
Josef Sauerschell (Es Racó des Teix), Tomeu Caldentey (Es Molí den
Bou) und Rafael Sánchez (Plat dOr) sind in ihren Sternen bestätigt
worden.
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