GABRIELE KÜSTER
Vielleicht waren es ja nur Zufälle, aber bei meinen vier, fünf
letzten Restaurant-Besuchen in Palma bekam ich jedes Mal frischen
Thunfisch als Tagesgericht angeboten. (Und ich spreche nicht von
Sushi-Bars oder Japanern). Ein kurz angebratenes Steak vom Roten
Thun, eventuell in Sesamkruste, ... ein Genuss. Leider wird das
eine kurze gastronomische Modeerscheinung bleiben: Pessimisten
gehen davon aus, dass der große Räuber schon 2012 aus den Meeren
verschwunden sein wird, wenn die Überfischung der bedrohten
Fischart so weitergeht wie bis jetzt. Bei etlichen anderen Arten
wird die Lage wohl bald ähnlich dramatisch sein: Kabeljau,
Seezunge, Schwertfisch, Seehecht – sie haben wenig Chancen, auf
Dauer zu überleben.
Es ist also kein Gutmenschentum, sich heute – ich auf jeden Fall
schweren Herzens – davon zu verabschieden, seltenen Fisch zu essen.
Eine Weile nur, ein paar Jahre, bis sich die Bestände – hoffentlich
– wieder einigermaßen erholt haben. Damit wir auch in zehn, 20
Jahren noch hin und wieder ein Thunfisch-Tartar oder eine Seezunge
Müllerinnen Art genießen können.
Sich darauf zu berufen, dass nicht wir Konsumenten, sondern die
Politiker die Verantwortung für die Ausbeutung der Meere haben, ist
allzu bequem. Natürlich sind die gefordert, weitere Schutzgebiete
auszuweisen, vernünftige Fangquoten zu etablieren und den
Fischhandel zu kontrollieren. Aber in dieser Angelegenheit ist – im
eigenen Interesse – auch Selbstverantwortung gefragt. Und die in
diesem Fall so einfach: Schließlich gibt es ja noch andere Fische,
vor allem aus heimischen Gewässern, gefangen von heimischen
Fischern, die unbedenklich verzehrt werden können.
Eine andere Frage ist, inwieweit ethische Fragen beim Kauf- und
Konsumverhalten generell zum Tragen kommen sollten: Wer denkt schon
beim Gang zum Metzger über Exzesse von Massentierhaltung und
Tiertransporten nach? Vielleicht sollten wir alle hin und wieder
einem mallorquinischen Schlachtfest beiwohnen, um wieder einen
inneren Bezug zu dem herzustellen, was auf unserem Teller
landet.
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