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Als er beim ersten Rehearsal auf Halle Berry wartete, damals bei den Dreharbeiten zum Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag", dachte Simón Andreu erst an einen Scherz: "Alle am Set sprachen davon, dass sie für den Oscar nominiert sei, nur sie selbst wusste noch nichts davon." Und tatsächlich: Als der vierte Bond-Streifen mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle 2002 anlief, wurde das damalige Bond-Girl, Halle Berry, mit dem Oscar ausgezeichnet (für ihre Rolle als Beste Schauspielerin in "Monster's Ball"). Auch sonst scheint die Beziehung zwischen dem international bekannten mallorquinischen Schauspieler - der damals ihren Gegenspieler "Dr. Alvarez" mimte -, und der Hollywood-Schönheit nicht gerade langweilig gewesen zu sein: "Halle Berry ist sehr clever", scherzt er. "Sie hat mich ziemlich schnell gekillt."

Simón Andreu, geboren 1941 in Sa Pobla, hat auf der ganzen Welt gedreht und stand mit den namhaftesten Stars vor der Kamera - was ihn dennoch ausmacht, ist ein sympathisches Unterstatement, wenn er über seine langjährige Karriere spricht. Vor allem das Persönliche ist ihm in Erinnerung geblieben, wenn etwa Renée Zellwegers Filmpartner, Colin Firth, ihm bei den Dreharbeiten zu "Bridget Jones" (2004) gesteht, ein so leidenschaftlicher Spanien-Fan zu sein, dass er sogar "seine Flitterwochen hier verbracht" habe.

Simón Andreu selbst wird da noch etwas deutlicher: "Soy un amante de Mallorca", sagt er, ein Liebhaber seiner Heimatinsel, weshalb er möglichst jedes Wochenende in seinem schönen Landhaus bei Santa Maria verbringt. Gleich in der Nachbarschaft wohnen sein Bruder und seine Mutter, hier, sagt er, hat er die Ruhe, die er braucht, um Texte zu lernen und um sich, was auch mal sein muss, von den Filmarbeiten zu erholen. Fußball-Fan sei er, besonders gern guckt er sich die Spiele seiner Lieblingsmannschaft "Poblense" in Sa Pobla an. Als aktiver Triathlet war er früher richtig erfolgreich , hat es in seiner Altersklasse sogar zum "Subcampeón", zum spanischen Vizemeister, gebracht: "Weil ich nichts wirklich perfekt kann, aber alles ein bisschen", lacht er. "Schwimmen, Radfahren, Laufen."

Seine Freizeit indes ist bis heute knapp bemessen: Vor dem Jahr des "Heiligen Jakob" 2010 hat nun auch Hollywood den spanischen Pilgerweg entdeckt. Ende Oktober starteten die Dreharbeiten zum Film "The Way" im nordspanischen Galicien, in dem Simón Andreu neben Alt-Star Martin Sheen - Regie führt dessen Sohn Emilio Estevez - zu sehen ist. Zudem spielt er im neuen TV-Remake "Ben Hur" die Rolle des Simonides, den Vater der Freundin von Ben Hur. Unter der Woche lebt der Schauspieler zumeist in seinem Haus in Madrid, die Zeit auf Mallorca nutzt er gern auch zur Mitwirkung in populären Telenovelas und Serien bei Telecinco oder beim Lokalsender IB3.

Lokalbezug herrscht bei ihm indes nicht nur auf der Leinwand: Simón Andreu bewegt sich auch sonst dicht am Alltag seiner Landsleute. Und findet, dass "seine Insel", gerade in Zeiten der Krise, auch für Geringverdienende erschwinglicher sein sollte: "Mallorca ist in der Gastronomie teils immer noch zu teuer. Während man in Andalusien für sechs Euro ein leckeres Tapas-Gericht bekommt, zahlt man hier mindestens das Doppelte."

Apropos Krise: Gerade sie, findet der Schauspieler, sollte von den Kulturverantwortlichen der Insel stärker als bisher zum Anlass genommen werden, Mallorca in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken. Keine - "kostenlose!" - Werbung sei schließlich weitreichender und effektiver, als europaweit "als Filmlocation über die heimischen Bildschirmen zu flimmern". Ganz zu schweigen von den nicht unerheblichen Summen, die Filmteams für Produktions-, Übernachtungs-, Verpflegungs-, Transport- und sonstige Kosten am Drehort zurücklassen.

In diesem Zusammenhang kritisiert Simón Andreu zudem die "Zurückhaltung" der hiesigen Institutionen und Behörden bei der zur Diskussion stehenden Bewerbung der Balearen als "Kulturhauptstadt Europa 2016." Er verstehe nicht, warum die weitreichenden Chancen, die in einem solchen Titel lägen, hier nicht erkannt werden und mag nicht glauben, "dass womöglich Neid auf Seiten der Mallorquiner ein Grund sein könnte, weil der Impuls von einem Deutschen (dem Kulturmanager Hubert G. Feil, Anm. der Red.) ausging."

Die Stadt Pamplona etwa, die ebenfalls ins Rennen gegangen ist, habe er bei kürzlichen Dreharbeiten vor Ort deutlich engagierter und offensiver erlebt: "Die Teilnahme am Kulturwettbewerb wird schon jetzt sehr medienwirksam vermarktet."

Dabei hätte Mallorca wirklich gute Voraussetzungen, sagt er, die Insel sei so schillernd wie alltagstauglich. Weitgereist wie er ist, findet Simón Andreu jedenfalls selbst die Playa de Palma allemal attraktiver als die Copacabana, wo der Sand "zu heiß" und das Meer "zu stürmisch" sei. Auf Mallorca hingegen finde jeder Individualist, jede Familie und jedes Kind Zugang zu einem "wunderbar kristallklaren, sauberen Meer", schwärmt der Schauspieler" Kein Zweifel, Simón Andreu liebt wirklich jede Ecke "seiner" Insel: "Ich liebe sogar den Ballermann 6."