Die mittelalterliche Kartographenschule Mallorcas war in der
Welt ihrer Zeit wahrlich berühmt. Mit der Entdeckung der Neuen Welt
liefen ihr andere Zentren rasch den Rang ab. Doch so ganz hat ihre
historische Tradition nie aufgehört zu wirken. Zumindest im 19.
Jahrhundert brachte die Insel erneut einen bedeutenden Kartographen
hervor, der 1789 in die unerforschten Weiten des Pazifischen Ozeans
aufbrach. Die Rede ist von Felipe Bauzá, einem im englischen
Sprachraum geachteten Forscher. Jetzt wird der große, aber
weitgehend vergessene Sohn Mallorcas in seiner Heimat neuentdeckt.
An der Balearen-Universität spürt der Geograph Climent Picornell
dem Wirken Bauzás nach.
Das umfangreiche historische Werk an Landkarten, Vermessungen
und Kohlezeichnungen wird in den renommiertesten Bibliotheken in
Australien und England aufbewahrt. Das British Museum in London
verfügt über eine eigene „Bauzá Collection”.
1789 brach der 25-jährige Kartograph als Teilnehmer der
sogenannten Malaspina-Expedition zu einer fünf Jahre währenden
Weltreise auf. Die spanische Regierung finanzierte das Vorhaben,
bei dem zwei Schiffe, die „Descubierta” und die „Atrevida”, in See
stachen, um genaues Kartenmaterial der überseeischen Kolonien und
weiterer unbekannter Inseln zu erstellen. Als Absolvent der
Königlichen Navigationsschule oblag Felipe Bauzá die Verantwortung
für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts. Der gebürtige
Palmesaner, Jahrgang 1764, fertigte dabei nicht nur Karten der
bedeutendsten Hafenstädte in Lateinamerika an, sondern erkundete
auch weite Teile der „terra australis”, das Gebiet der südlichen
Erdhalbkugel, wie der gesamte pazifische Raum im Umfeld des Fünften
Kontinents genannt wurde.
In diesen Gewässern wusste sich die spanische Expedition, die
von dem Italiener Alessandro Malaspina geleitet wurde, ohnehin auf
historischen Spuren ihrer Landsleute. Denn lange vor den
Niederländern und Briten hatten Spanier dort als erste Europäer
Flagge gezeigt. In den Jahren 1567 und 1568 kreuzte der spanische
Admiral Álvaro de Mendaña de Neira durch die dortige Wasserwüste
und entdeckte die Marshall- und Salomonen-Inseln. 1595 wagte sich
unter Pedro Fernández de Quirós in den Pazifik und nahm die Neuen
Hebriden in spanischen Besitz. Das weitläufige Kolonialreich der
Spanischen Krone im Pazifik existierte mit den Philippinen bis zur
Niederlage gegen die USA 1898.
Felipe Bauzá und Malaspina machten 1793 sogar in Australien
Station, wo sie von den Briten als wissenschaftliche Expedition
willkommen geheißen wurden. So konnte der Mallorquiner auch Teile
des Kontinents in seinen Landkarten erfassen und beschreiben.
Nach seiner Rückkehr nach Spanien fiel Bauzá aufgrund der
zahlreichen politischen Wirren beim reaktionären König Fernando
VII. in Ungnade. Der liberale Bauzá musste 1826 fliehen und ins
Exil nach London gehen. Dort wurde der Kartograph mit neuen,
verantwortungsvollen Aufgaben betraut. Als Bauzà 1834 starb, wurde
er mit hohen Ehren bestattet. Seine letzte Ruhestätte fand der
weitgereiste Mallorquiner in der Abtei von Westminster.
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