Rauchen ist nicht logisch - und die
praktische Umsetzung des Nichtraucherschutzes ist es auch nicht.
Während eine Airline tatsächlich gerade die rauchfreie Zigarette -
Nikotin ja, Tabak nein - eingeführt hat, um in Zeiten der Krise die
Raucher unter den Passagieren zurückzugewinnen, sorgt die geplante
Einführung eines totalen Rauchverbots in spanischen Bars und
Restaurants innerhalb der ersten Hälfte des nächstes Jahres schon
jetzt für hitzige Debatten.
Dabei ist, rund vier Jahre nach dem Inkrafttreten des - damals
als streng geltenden - Antirauchergesetzes, von Nichtraucherschutz
hierzulande nicht mehr viel zu spüren. Nachdem das zunächst eigene
Antitabak-Gesetz auf den Balearen (Juni 2005) an die nationale
Regelung angepasst wurde, dürfen Bars unter 100 Quadratmetern
selbst entscheiden, ob sie Raucher- oder Nichtraucher-Lokale sein
wollen. Da rund 90 Prozent der Gastronomie-Betriebe Kleinbetriebe
sind, verwischen die Grenzen zwischen Nichtraucher- und
Raucher-Bereichen meist ins Unkenntliche: Von den rund 350.000
betroffenen gastronomischen Betrieben, so das
Gesundheitsministerium, haben weniger als ein Prozent eine echte
Trennung von Nichtraucher- und Raucher-Sektor umgesetzt. Ein
Rundgang durch Palmas Bars zeigt: Viele haben noch ein, zwei
Nichtrauchertische oder rauchfreie Plätze an der Bar, dort, wo die
Tapas und Bocadillos unter Glas liegen. "Gefragt danach wird aber
so gut wie nie", sagt Xisco Santamaria, Inhaber der Bar "Taujà" an
der Rambla.
Die ganze Sache sei ja auch ziemlich absurd, weil man sich an
die Tabak-Lobby nicht wirklich heranwage, sagt Xisco und zeigt auf
den Automaten in der Ecke: "Verkaufen dürfen wir, aber rauchen
sollen die Leute nicht." Nun solle noch die Mehrwertsteuer erhöht
werden, teurer werde der Glimmstängel auch: "Aber nirgends soll der
Mensch sie rauchen." Das habe dazu geführt, dass seine Kunden hier
in der Mittagspause noch exzessiver rauchten: "Drei Zigaretten in
zehn Minuten."
Die Pläne der spanischen Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez
im Einvernehmen mit ihrem balearischen Amtskollegen Vicenç Thomàs,
das Rauchen in Lokalen ganz zu verbieten, sind für ihn eine
Horror-Vorstellung. Die Ansicht des "Nationalen
Präventionskomitees", ein absolutes Rauchverbot müsse nicht zu
finanziellen Einbußen führen, hält er für unhaltbar. Genau wie José
Luis Guerra vom Spanischen Hotelverband, der allein für die
Umsetzung der Vorschriften Millionen-Investitionen auf die Branche
zukommen sieht. Die Gesundheitsexperten halten dagegen:
Wirtschaftliche Nachteile seien nicht zu erwarten, weil alle
Betriebe die gleichen Bedingungen hätten.
Eine neue Umfrage des nationalen Statistikamtes ergab: Mehr als
80 Prozent der Spanier sind für ein Rauchverbot. Auf den Balearen
sterben jährlich über 1000 Menschen an den Folgen des Rauchens.
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