Diesen Eindruck vermitteln nicht nur die Bücher und Filme, die
über Errol Flynn erschienen, und die nun, anlässlich seines 50.
Todestages am 14. Oktober 1959, einen neuen Boom erleben. Auf
Mallorca gibt es eine Reihe Menschen, die sich lebhaft an den
Hollywood-Star und seine Jahre auf der Insel erinnern. Einer von
ihnen ist Martín Xamena, Direktor des Hotels Bon Sol in Illetes.
Hier war Errol Flynn mit seiner dritten Frau, der Aktrice Patricia
Wymore, zuerst abgestiegen, als das Paar 1954 auf der Yacht "Zaca"
vor Mallorca aufkreuzte. Xamena war damals acht Jahre alt, und in
ganz Illetes gab es zu dem Zeitpunkt nur zwei Gebäude: Das Hotel,
das seine Eltern kurz zuvor errichtet hatten, und eine Villa am
Meer, die wenig später entstanden war. In dem "Can Fe via"
genannten Haus hatte sich ein US-Ehepaar mit seinen Kindern
eingemietet, der Mann ein hoher Offizier bei der Navy. Mit diesem
Paar freundeten sich Flynn und Wymore an. Martín Xamena, der häufig
mit den Nachbarskindern spielte, kam so auch Errol Flynn nahe. "Das
US-Ehepaar hatte auf dem Flohmarkt alte Degen und Schwerter
gekauft, mit denen wir uns Schaukämpfe lieferten." Errol Flynn,
ganz in seinem Element, tobte mit den Kindern fechtend durch den
Garten und die Kiefernwälder. "Er war wie ein Junge mehr, der mit
uns spielte."
Im Hotel der Eltern verkehrten Flynn und Wymore auch dann, als
sie sich bei Cas Catalá ein Haus am Meer, "El Molino", zugelegt
hatten. Sie aßen auf der Terrasse des Bon Sol und Flynn ließ sich
den Rotwein aus der Karaffe schmecken, wie damals entstandene
Privatfotos dokumentieren.
Als Errol Flynn versuchte, die Rezeptionistin Barbara zu
verführen - eine, so Xamena, junge Deutsche von legendärer
Schönheit - schritt Gattin Wymore energisch ein.
Josep Planas-Montanyà, Mallorcas Prominentenfotograf der 1950er
Jahre, erinnert sich ebenfalls an einen feucht-fröhlichen Ausflug
mit Errol Flynn. Man verstand sich auf Anhieb und verbrachte
Stunden mit viel Alkohol auf der "Zaca", bis der Haudegen das
Gleichgewicht verlor und im Wasser landete. Montanyà war trotz der
Drinks Journalist genug, um geistesgegenwärtig den Auslöser zu
betätigen.
Flynn trank gerne "Cuba libre", also Cola mit Rum. Angeblich
pflegte er zu sagen: "Mir reicht ein Fläschchen Coca Cola auf einen
Liter Rum." Selbst einem Kind wie Martín Xamena entging nicht, dass
der Alkoholiker fast immer ein Glas in der Hand hatte. "Er trank
viel, aber er war sehr nett."
Palmas Nachtlokale kannten ebenfalls Flynns Durst. Vor allem die
Bierschwemme des "dicken Rudi", das "Tirol" in der Altstadtgasse
Apuntadores, hatte es ihm angetan.
Flynn und Rudi sind schon lange tot. Sie hinterließen Fabeln,
die berichten, dass Flynn sich im Tirol einmal so stark betrank,
dass er bewusstlos herausgetragen werden musste.
Wie das Hotel Bon Sol in Illetes existiert auch das Tirol nach
wie vor. Wer das Kellerlokal betritt, entdeckt an der Wand eine
Widmung Flynns. Das Foto zeigt ihn in einem geschnürten Korsett,
nachdem er sich bei einem Sturz den Rücken verletzt hatte. "The new
look for the boys", schrieb der Scherzbold darauf.
Die Villa "El Molino", die Flynn in Cas Català bewohnte, gibt es
nicht mehr. Sie musste 1989 einem Neubaublock weichen. Teile des
Mühlturmes wurden an der Straße unweit der alten Stelle in Form
eines Springbrunnens neu aufgestellt. Ein Jahr zuvor hatte der
Anwohnerverein von Illetes Flynn und Wymore einen Gedenkstein
errichtet.
Die Witwe des Schauspielers hatte Mallorca noch einmal 1985
besucht. "Es stimmt", sagte sie damals, Flynn habe viel getrunken,
"aber ich schwöre, ich habe ihn nur einmal betrunken erlebt."
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