Die Balearen als „Kulturhauptstadt Europas” im Jahre 2016. Noch ist das nur eine Vision. Die Debatte über eine Bewerbung dazu wird in den kommenden Tagen allerdings Realität. Zumindest wurde eine Initiative gegründet, die das Projekt anschieben möchte. Details will der Kulturmanager Hubert Georg Feil („Culturebrand”), auf den die Initiative zurückgeht, auf einer Konferenz am kommenden Montag, 28. September, mitteilen. Dann kommen auch Neil Peterson als Vertreter von Liverpool, der Kulturhauptstadt 2008, Joan Gual de Torrella Guasp von der Handelskammer und Álvaro Middelman, Präsident des Fomento de Turismo, mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Tourismus zu einem ersten Brainstorming zusammen.
Die zu klärenden Fragen sind: Was würde eine Nominierung oder Benennung für die Baleren bedeuten? Welches sind die Auswahlkriterien der Europäischen Kommission, die den Titel vergibt? Welche Voraussetzungen müsste die Region Balearen für die Kandidatur erfüllen? Was würde eine Bewerbung kosten?
Es war die griechische Sängerin und Kulturministerin Melina Mercouri, die 1985 den Verschlag machte, alljährlich eine Stadt zur Kulturhauptstadt Europas zu küren. Im gleichen Jahr hatte Athen die Ehre. Seitdem waren es über 30 Städte. Auch zwei deutsche Städte, Berlin (1988) und Weimar (1999), trugen bereits den Titel. Im kommenden Jahr werden Essen, stellvertretend für das Ruhrgebiet, das ungarische Pésc (Fünfkirchen) und zusätzlich Istanbul als eine Stadt aus einem Nicht-EU-Land Kulturhauptstädte Europas sein.
Für Spanien wurden bereits Madrid (1992) – was auch mit der 500-Jahr-Feier zum Jubiläum und Kolumbusjahr zu tun hatte –, Santiago de Compostela (2000) und Salamanca (2002) ernannt.
Der damalige Vorsitzende des Veranstalterkonsortiums für Salamanca, Enrique Cabero, zog im Jahr 2003 eine positive Bilanz. Die Stadt habe die Zahl ihrer Besucher verdoppeln können. Die Kosten in Salamanca beliefen sich damals auf 180 Millionen Euro, die zum Teil vom spanischen Staat, zum Teil von Privatfirmen aufgebracht wurden. 66 Millionen dieser Summe flossen in neue Kulturbauten.
Einer Studie zufolge steigert sich Zahl der Übernachtungen in den jeweiligen Kulturhauptstädten um durchschnittlich zwölf Prozent. Alle Städte, die eine Bewerbung erarbeiteten, konnten aus den damit verbundenen Anstrengungen Nutzen ziehen, selbst wenn sie nicht den Zuschlag erhielten.
Sinn und Zweck des Titels „Kulturhauptstadt Europas“ ist es, die Bürger Europas einander näher zu bringen. Es gilt, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa zu präsentieren. Der Titel wird für den Zeitraum von einem Jahr vergeben. Inzwischen dürfen jedes Jahr zwei Städte aus den 27 Mitgliedstaaten den Titel tragen. Bis zum Jahr 2014 stehen sie schon fest. Für 2016 soll es neben einer spanischen auch eine polnische Stadt sein.
Alle Bewerberstädte müssen ein Kulturprogramm mit bestimmten Kriterien erstellen. Die europäische Dimension muss klar ersichtlich sein, außerdem sollen die Bürger aktiv an dem Projekt teilhaben. Künstler und Kulturschaffende aus verschiedenen Ländern sollen zusammenarbeiten. Damit soll langfristig zur kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt oder der Region beigetragen werden.
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