Was man für einen Besuch der „Nit de l'art”,
der jährlichen Kunstnacht von Palma, braucht, wurde ich gefragt.
Vor allem einen klaren Kopf, ein offenes Herz, eine gute Kondition
– und bequeme Schuhe. „Nit de l'art”, das ist außer großem
Vergnügen auch harte Arbeit. Wenn man sich denn vornimmt, so viel
wie möglich zu sehen.
Was aber gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen ist. Denn
zur „Nit de l'art” ist Palma so voll wie sonst höchstens zur Fiesta
de Sant Sebastià, allerdings mit dem Vorteil des in der Regel
besseren Wetters. Bislang hat es zur „Nit de l'art” noch nie
geregnet. In diesem Jahr sieht der Wetterbericht für den Tag zwar
Niederschläge voraus. Aber am Abend ist sicher alles vorbei.
„Nit de l'art” – das ist Palma von seiner besten Seite:
freundlich, weltoffen, international, kosmopolitisch,
kunstbegeistert. Ein kleiner Kontinent, der zeigt, was er zu bieten
hat. Und das ist viel. Denn das Ambiente der Altstadt tut dazu das
seine. Denn immerhin liegen die meisten Galerien und
Ausstellungsräume rechts und links des Borne. Hinzu kommt, dass
Kunst auch in schönem Rahmen gezeigt wird. Der Bau des Museums Es
Baluard ist selbst schon ein Kunstwerk; der Casal Solleric einer
der schönsten Altstadtpaläste überhaupt, dazu mit einem
bemerkenswerten Patio; La Misericòrdia, das ehemalige Armenhaus am
Ende der Rambla, darf als historisches Bauwerk bezeichnet werden,
und das Centre Cultural Contemporani Pelaires war einmal ein
Kloster.
So schlendert man also von Galerie zu Galerie, von Stadtpalast
zu Stadtpalast, trifft hier und da jemanden, setzt sich in eines
der Straßencafés oder Restaurants und geht mit dem Gefühl nach
Hause, genau am richtigen Ort zu sein.
Und denkt vielleicht an Kurt Tucholsky, der gesagt hat: „In der
Kunst gibt es nur ein Kriterium: die Gänsehaut. Man hat es, oder
man hat es nicht.“ Oder an Karl Kraus: „Kunst ist, was die Welt
wird, nicht, was die Welt ist.“
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