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Zwar jagen hier wie dort 22 Männer dem runden Kunststoff hinterher; zwar gibt es sowohl in Spanien als auch in Deutschland drei Punkte für einen Sieg; und in beiden Ländern ist er die Sportart Nummer eins - ansonsten aber sind "Fútbol" und "Fußball" doch zwei verschiedene Welten.

Der spanische Fußball ist erfolgreicher: Zumindest auf Klubebene kann der spanische Fußball mehr internationale Titel vorweisen als der deutsche. Zwar konnten deutsche Klubs einmal mehr den Uefa-Cup gewinnen (sechsmal), dafür haben spanische Klubs doppelt so häufig die Champions-League (beziehungsweise den Landesmeisterpokal) gewonnen (zwölfmal). Auch im Pokalsieger-Cup spricht die Titelbilanz für Spanien: sieben zu fünf. Real Mallorca konnte noch keinen internationalen Titel gewinnen.

Spanische Klubs geben viel mehr Geld aus: Allein Real Madrid hat vor dieser Saison mehr als 250 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Insgesamt investierten die spanischen Erstligaklubs knapp 480 Millionen Euro auf dem Transfermarkt. In der Bundesliga wurden dagegen nur neue Spieler im Wert von 226 Millionen Euro verpflichtet. Der teuerste Transfer weltweit stammt ebenfalls aus dem spanischen Fußball: Real Madrid ließ sich Cristiano Ronaldo 94 Millionen Euro kosten. Der teuerste Transfer der Bundesliga aller Zeiten war vor dieser Saison Mario Gómez (für 30 Millionen vom VfB Stuttgart zu Bayern München). Real Mallorca hat vor dieser Saison nur 400.000 Euro ausgegeben.

Spanische Klubs haben mehr Schulden: Der freizügigere Umgang mit dem Geld ist der Grund dafür, warum die spanischen Erstligaklubs sehr viel mehr Schulden vor sich herschieben als die deutschen Bundesligisten. Selbst der FC Schalke 04, mit 136 Millionen Euro einer der am höchsten verschuldeten deutschen Klubs, wirkt angesichts der 789 Millionen Euro, die der FC Valencia seinen Schuldnern zurückzahlen muss, wie ein blühendes Wirtschaftsunternehmen. Real Mallorca ist ebenfalls hoch verschuldet, Medienberichten zufolge mit rund 60 Millionen Euro. Ein Grund für das laxe Finanzgebaren spanischer Klubs ist das Fehlen einer effektiven Kontrollinstanz. Der spanische Ligaverband drückt gerne beide Augen zu. Das deutsche Lizensierungsverfahren dagegen gilt als das strengste in ganz Europa.

In Spanien kassieren die Spieler höhere Gehälter: In Spaniens Primera División kicken eine ganze Reihe Superstars. Das tun sie nicht wegen des schönen Wetters, sondern vor allem des Geldes wegen. Der Hauptgrund, warum in Spanien höhere Gehälter bezahlt werden, liegt im Steuerrecht. 2003 verabschiedete die spanische Regierung das sogenannte "Beckham-Gesetz". Dieses besagt, dass ausländische Arbeitnehmer unter bestimmten Umständen fünf Jahre lang nur einen ermäßigten Lohnsteuersatz zahlen müssen. So können spanische Klubs ihren Stars wie einst dem Engländer David Beckham ein deutlich höheres Netto-Gehalt bei gleicher Brutto-Summe wie in anderen Ländern zahlen.

In Deutschland spielen viel mehr ausländische Fußballer: In Spanien funktioniert offenbar die Nachwuchsarbeit besser. Am ersten Spieltag dieser Bundesliga-Saison liefen in den deutschen Stadien 117 ausländische Spieler auf (von insgesamt 198). In der Primera División waren es nur 81 (von insgesamt 220). Für Real Mallorca liefen am ersten Spieltag gar nur drei ausländische Spieler auf.

In Spaniens Profifußball gibt es keine Vereine mehr: Außer Real Madrid, dem FC Barcelona, Athletic Bilbao und CA Osasuna sind alle Profiklubs in Spanien keine Vereine mehr, sondern Aktiengesellschaften und können verkauft werden - wie vor dieser Saison mit Real Mallorca geschehen. Auch in Deutschland können die Vereine Kapitalgesellschaften bilden und ausgliedern, diese müssen aber mehrheitlich im Besitz des Stammvereins bleiben. In Deutschland können also keine Investoren die Macht bei einem Bundesligisten übernehmen.

Die Bundesliga ist solidarischer: Die TV-Vermarktung funktioniert in Deutschland nach wie vor zentral. Das heißt, die gesamten Übertragungsrechte aller Klubs werden pauschal verkauft. Das Geld teilen sich die Klubs entsprechend ihrer Platzierung in der Tabelle. In Spanien vermarktet jeder Klub seine TV-Rechte selbst. Das führt dazu, dass die Großklubs Dutzende von Millionen bekommen, die Kleinen dagegen nur geringe Summen. Barça bekommt so mehr als 100 Millionen pro Jahr, Real Mallorca gerade einmal 15 Millionen. Zum Vergleich: Bayern München bekam in der vergangenen Saison 28 Millionen Euro, der VfL Bochum 18 Millionen.

In Deutschland ist Stehen noch erlaubt: Während es in den Bundesliga-Stadien noch Stehplätze gibt, sind alle spanischen Spielstätten nur noch zum Sitzen da. Einerseits führt das dazu, dass die Eintrittspreise in der Primera División deutlich teurer sind. Bei Real Mallorca gibt es Tickets erst ab 23 Euro, während Stehplatzkarten in Deutschland zum Teil für weniger als zehn Euro zu haben sind. Andererseits tut das Sitzen der Stimmung nicht gut: Viele spanische Klubs beklagen, dass es viel zu gemütlich zugeht auf den Rängen.

Die Bundesliga lockt mehr Zuschauer an: In der Saison 2008/2009 strömten zu jedem Bundesligaspiel im Schnitt fast 42.000 Zuschauer in die Stadien. In Spaniens höchster Liga waren es dagegen bloß 28.000. Real Mallorca hatte gar nur einen Schnitt von 15.184. Damit wäre der Klub in der Bundesliga Schlusslicht, noch hinter Energie Cottbus (16.715). Die Statistik retten aus spanischer Sicht die beiden Topklubs FC Barcelona und Real Madrid, die jeweils einen Zuschauerschnitt von mehr als 71.000 erreichen.

In Spanien dominieren die Großen: Ohnehin ist die spanische Liga sehr viel mehr auf die großen Klubs zugespitzt als die deutsche. Barça oder Real - das ist spanienweit die Frage, die die Massen bewegt. Kaum ein Fußballfan hält nicht zu einem der beiden Großklubs. Die Rivalität zwischen den Katalanen und den Hauptstädtern erreicht mitunter sogar politische Dimensionen, in denen der sportliche Wettkampf dann als Sinnbild für den Gegensatz zwischen Zentralstaat und Unabhängigkeitsbewegung, zwischen Links und Rechts, zwischen Gut und Böse herhalten muss.

In Spanien gewinnen immer die Gleichen: Der verbitterte Zweikampf zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid um die Vorherrschaft im spanischen Fußball spiegelt sich auch in der Meisterliste der Primera División wider. Die beiden Traditionsklubs haben gemeinsam mehr als 60 Prozent (50 von 79) aller möglichen Meistertiteln gewonnen (Madrid: 31, Barça: 19). Zum Vergleich: Der dominante deutsche Klub, der FC Bayern München, hat von 49 möglichen Titeln 20 geholt (40 Prozent).

Auch im Pokal haben es die Großen in Spanien leichter: Im DFB-Pokal müssen alle Erst- und Zweitligisten schon in der ersten Runde antreten. In Spaniens Copa del Rey greifen sie erst in der vierten Runde ein, nachdem sich viele Amateurklubs bereits gegenseitig ausgeschaltet haben. Außerdem gibt es im spanischen Pokal ausgenommen vom Finale immer Hin- und Rückspiel. Amateurteams haben es also schwerer, den Großen ein Bein zu stellen.

Spanische Fans schauen öfter in die Röhre: Im Gegensatz zu Spanien gibt es in Deutschland von allen Bundesliga-Spielen Bilder im frei empfangbaren TV. In Spanien wird zwar pro Spieltag eine Begegnung live und frei empfangbar gezeigt (samstags 22 Uhr IB3 und La Sexta), eine mit der Sportschau vergleichbare Sendung gibt es aber nicht. Das Bezahlfernsehen beherrscht den spanischen Fußball.

Trikotwerbung bringt in Deutschland mehr: Im direkten Zusammenhang mit der Pay-TV-Lastigkeit stehen die geringeren Einnahmen spanischer Klubs aus der Trikotwerbung. Da in Deutschland dank der Sportschau viel mehr Zuschauer erreicht werden, sind die Sponsoren auch bereit, höhere Summen zu zahlen. Während in der Bundesliga selbst die kleinsten Vereine pro Jahr mehr als zwei Millionen Euro von ihrem Trikotsponsor bekommen, versucht Real Mallorca zurzeit, überhaupt irgendeinen Investor zu finden und würde sich wohl schon mit einer Million Euro zufriedengeben. Selbst ein Großklub wie der FC Valencia nimmt nicht mehr als 3'2 Millionen Euro pro Saison durch Trikotwerbung ein.

Absteigen ist in Spanien schwerer: Denn während in der deutschen Bundesliga nur 18 Teams kicken, sind es in der Primera División zwei mehr. Es ist in Spanien also einfacher, in der Liga zu bleiben. Davon profitieren Teams wie Real Mallorca, das mittlerweile 13 Jahre in Folge erstklassig ist.