Gregorio Manzano ist ein geduldiger Mensch. Monatelang hat sich
der Trainer der Erstliga-Fußballer von Real Mallorca alles gefallen
lassen. Erst hat er klaglos mit angesehen, wie ein volles Jahr lang
nicht der Sport, sondern der Verkauf des Klubs im Mittelpunkt des
Interesses stand. Dann hat er innerhalb weniger Monate vier
verschiedene Präsidenten über sich ergehen lassen – stets in
Ungewissheit darüber, wie es mit ihm selbst weitergehen würde. Dann
musste er hinnehmen, dass fünf seiner besten Spieler den Klub
verließen, bevor schließlich doch noch ein Investor bereit war, den
hochverschuldeten Inselklub zu übernehmen – der Unternehmer Javier
Martí Mingarro.
Während all der Zeit hat Manzano die Ruhe bewahrt, den
wechselnden Personen in der Führungsetage stets seine Loyalität
zugesichert, die Mannschaft allen Widrigkeiten zum Trotz zum
Klassenerhalt geführt und Anfang August wieder die Arbeit
aufgenommen, ganz so als sei nichts geschehen.
Jetzt aber scheint der Andalusier mit seiner Geduld am Ende.
Mehrfach und kaum verhohlen hat er in den vergangenen Tagen die
Situation im Klub kritisiert. Denn selbst wenige Tage vor dem
Saisonstart scheint im Klub das Chaos zu regieren. So sind zum
Beispiel die Kompetenzen nicht klar geregelt. Der neue starke Mann
ist Javier Martí Asensio, der Sohn des neuen Hauptanteilseigners.
Martí Asensio scheint nicht besonders viel Wert auf andere
Meinungen zu legen und hat sich bei den ersten beiden
Spielerverpflichtungen demonstrativ über die Wünsche der bisherigen
sportlichen Leitung hinweggesetzt. So verpflichtete er neben
Abwehrspieler Rubén González von Celta Vigo auch den Portugiesen
Bruno China für das defensive Mittelfeld.
Für diese Position brauche man gar keinen neuen Spieler,
entgegnete Manzano daraufhin seinem neuen Vorgesetzten in aller
Öffentlichkeit. Viel dringender sei dagegen, endlich neue Spieler
für die Offensive einzukaufen. Vor laufender Kamera kam es am
Wochenende zum Streit zwischen dem Trainer und Martí Asensio.
„Alles halb so wild”, beeilte sich daraufhin der neue Präsident
des Klubs zu beschwichtigen, der mallorquinische Anwalt Tomeu
Vidal, der dem Vernehmen nach allerdings keinerlei
Entscheidungsgewalt besitzt, sondern lediglich in Vertretung der
eigentlichen Machthaber den Anschein wahren soll, der Inselklub
habe nach wie vor eine mallorquinische Führungsspitze.
Angesichts solcher Zustände stellt sich die Frage, wie Gregorio
Manzano in dieser Saison eine erfolgreiche Mannschaft aufbieten
soll. Wie um die bösen Vorahnungen noch zu verstärken, hat die
Mannschaft jetzt auch noch das letzte Testspiel verpatzt. Beim
Zweitligisten UD Levante setzte es am Sonntag eine 0:2-Schlappe.
Wie gut, dass mit dem Andalusier Gregorio Manzano zumindest auf dem
Platz ein besonnener Mann das Sagen hat. In der vergangenen Saison
brachte er es trotz widriger Umstände immerhin fertig, Real
Mallorca zur zweitbesten Rückrunden-Mannschaft zu machen, gleich
hinter Real Madrid.
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