Gewohnter Anblick in Palmas Hafen: die "Lady Moura".

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Du kannst mit einem Haus nicht verreisen. Du kannst aber auf einer Yacht wohnen.” Dieser geflügelte Satz aus der Bootsszene liefert eines der Argumente für die Anschaffung einer Yacht. Je nach Geldbeutel darf es auch eine Superyacht sein, mit der man auffällt. So wie der Russe Andrei Melnichenko, der mit seiner Mega-yacht „A” häufiger in den Balearen-Gewässern anzutreffen ist.

Doch nicht nur Melnichenko allein – viele Superyachten sind gerade in diesen Sommerwochen im ruhigen Mittelmeer unterwegs und machen auch Station auf Mallorca. Dass allerdings die bisher größte Yacht der Welt hierzulande gesichtet wird, ist eher unwahrscheinlich. Die „Dubai”, Staatsyacht des gleichnamigen Emirats und 160 Meter lang, fährt eher in heimischen Regionen.

Die Zeit der „Dubai” als Anführer des Längen-Rankings ist aber jetzt, nach drei Jahren, sowieso abgelaufen. Der russische Millionär Roman Abramovich lässt derzeit bei Blohm & Voss in Hamburg für geschätzte 200 Millionen Euro seine „Eclipse” fertigstellen. Der Stapellauf war im Juni. Wenn die Mega-yacht an Abramovich, unter anderem Besitzer des Fußball-Clubs Chelsea London, übergeben worden ist, wird sie mit 170 Metern im Welt-Ranking Nummer eins sein.

Der Trend geht zu ein paar Metern mehr: „In den letzten zehn Jahren hat es eine Flut von 60-Meter-Yachten gegeben”, berichtet der Fachjournalist Friedrich-Wilhelm Pohl, der in den vergangenen Jahren auf Mallorca ansässig war und unter anderem für das Magazin „Boote exclusiv” schreibt. 60 Meter klingt zwar gewaltig, damit schafft man es aber noch lange nicht in die „Top-100-Rangliste”, die zum Beispiel von „The (Super) Yachting Index” (www.superyachttimes. com) veröffentlicht wird. In der aktuellen, im Juli erschienenen Ausgabe belegt die 1992 in den Niederlanden gebaute „Siran” mit 67'01 Metern Länge Platz 100.

Insgesamt gibt es laut Super-Yacht-Index derzeit etwa 5000 Superyachten weltweit, wobei eine Mindestgröße von 24 Metern angesetzt wurde. 2008 sei ein gutes Jahr für den Markt gewesen. So seien in dem Jahr 261 Superyachten über 30 Meter fertiggestellt worden. Das bedeute einen Anstieg von 20 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2007. Und im Schnitt wurden die langen Boote noch länger. Der Durchschnitt lag 2008 bei 41 Metern gegenüber 39 Metern 2007. Für alle neu gelieferten Superyachten flossen dem Super-Yacht-Index zufolge 5'45 Milliarden Euro.

Wie sich die weltweite Wirtschaftskrise auswirkt, muss sich zeigen. Experte Pohl glaubt aber nicht, dass das Segment der Megayachten stark betroffen sein wird. „Im kleineren Bereich gingen die Verkäufe zurück. Aber wer von 18 auf neun Milliarden Vermögen abrutscht, der hat nicht wirklich ein Problem.” Zumal es sich bei vielen Käufern von Superyachten um eine Klientel handelt, die sich gerne etwas Gutes tut. Geld macht Wünsche wahr: So findet man beispielsweise auf einer Superyacht eine Karibiklandschaft mit Bootsstegen und Strand. Ein anderer Eigner baute sich ein Aquarium über drei Decks, weil er seltene Fische sammelt. Und dann gibt es auch noch ein stylisches Kunstatelier auf See. Und viele andere Verrücktheiten. So soll zum Beispiel an Deck der „Lady Moura” dann und wann mal ein Leopard herumlaufen – wird berichtet.

Wie erwähnt scheint der Trend zu immer längeren Yachten anzuhalten. Das bedeutet für Mallorca eine beliebte Klientel. Nicht nur Tagesgäste mit Geld – wesentlich bedeutender sind Schiffseigner, die ihre Yacht fest auf der Insel stationieren. Denn es gilt die Faustregel, dass pro Jahr etwa ein Zehntel des Kaufpreises für Unterhaltungs- und Wartungskosten aufgebracht werden müssen. Selbst wenn es sich um eine Superyacht handelte, die „nur” zehn Millionen Euro kostet, flösse jährlich eine Million Euro in die Nautikbranche Mallorcas.

Vor diesem Hintergrund ist die Klage zu sehen, dass es zu wenig Liegeplätze für die richtig großen Yachten gibt. Zurzeit bietet nur der Hafen von Palma ein paar Plätze. Der im Moment stattfindende Ausbau des Hafens von Port Adriano soll mehr als 80 Liegeplätze für bis zu 60 Meter lange Yachten schaffen. Wie erwähnt: Nummer 100 der Welt misst schon 67 Meter.

„Selbstverständlich fehlen Plätze”, so Friedrich-Wilhelm Pohl. „Mallorca muss aufpassen, die anderen schlafen nicht.” Ähnlich sieht das Margarita Dahlberg, die Vorsitzende des Verbands der Nautik-Unternehmen auf der Insel. „Es handelt sich hier um eine sehr interessante Klientel. Wir haben bei der Balearen-Regierung angeregt, dass sie eine Studie darüber in Auftrag gibt.” Geschehen sei bisher allerdings nichts.