ETA-Anschlag hin, Schweinegrippe her – Mallorcas prominentester
Urlauber hat sich nicht abschrecken lassen und seine angestammte
Ferienunterkunft bereits bezogen: Spaniens König Juan Carlos und
Königin Sofía urlauben, wie es seit Jahren Tradition ist, im
Marivent-Palast bei Palma. Das Paar war am vergangenen Samstag am
Airport Son Sant Joan eingetroffen. Einschüchtern ließ sich der
Monarch durch die ETA-Terroristen, die am Donnerstag zuvor zwei
Polizisten per Autobombe getötet hatten, keineswegs. „Man muss
ihnen so lange auf's Haupt geben, bis sie erledigt sind”, sagte
Juan Carlos lapidar zu Journalisten, die ihn am Rande des
Rollfeldes zu dem jüngsten Anschlag befragt hatten.
Die Normalität, die das Königspaar in Bezug auf seinen
angetretenen Sommerurlaub demonstrierte, steht auch für die Ferien
von rund einer Million Touristen, die derzeit an den Stränden der
Insel sonnenbaden und schwimmen. Bereits am Tag nach dem Attentat
herrschte an den Playas das übliche sommerliche Treiben der
Menschen.
Beruhigt war Mallorcas Fremdenverkehrsindustrie von diesen
Eindrücken dennoch nicht. Zu groß war die Sorge, dass die Anschläge
zu einem Einbruch der touristischen Nachfrage führen könnten. Ein
blutiges Attentat im Urlaubsparadies – nie zuvor hatte sich
Derartiges auf Mallorca ereignet.
Die besorgte Balearen-Regierung reagierte promt: Über ihr
Tourismusamt Ibatur wurde noch am Freitag die deutsche
Unternehmensberatung für Krisenmanagement, Crisadvice GmbH,
eingeschaltet. Sie soll geeignete Kommunikationsstrukturen
schaffen, damit die Informationen zwischen den Behörden, den
touristischen Unternehmen und den Endverbrauchern reibungslos
fließen. Für verunsicherte Mallorca-Urlauber in Deutschland,
England und Spanien wurde in Barcelona ein dreisprachiges
Callcenter eingerichtet, das am Montag seinen Betrieb aufnahm.
(Kostenlose Direktnummer bei Anrufen aus Spanien: 900-900365, bei
Anrufen von Deutschland und England aus: 0800-1806680).
Relativ rasch zeigte sich, dass der ETA-Anschlag kaum zu
Urlaubsstornierungen führte. Zwar hatte am Montag eine
Nachrichtenagentur berichtet, dass die Zahl der Stornierungen sich
verdreifacht habe sowie Last-Minute-Buchungen gar um 15 Prozent
gesunken seien. Doch Tags darauf reagierten die Balearen-Regierung
und die Hotelverbände in einer gemeinsamen Stellungnahme:
Tatsächlich hatte sich die Zahl der Stornierung für die
Tourismuszone Palmanova-Magaluf, wo das Attentat stattgefunden
hatte, verdreifacht – wenn auch nur auf insgesamt 15 Stück. „Das
ist eine Zahl, die verläuft sich, bei derzeit einer Million
Urlaubern auf den Inseln”, betonte der balearische
Tourismusminister Miquel Nadal. Bei den Last-Minute-Buchungen sei
kein signifikanter Rückgang festzustellen.
Eine Einschätzung, die von deutschen Reisekonzernen geteilt
wird. Weder wegen des Anschlages noch wegen der Berichte über die
Schweinegrippe auf Mallorca zuvor sei es zu Umbuchungen etwa in
Richtung Türkei gekommen, sagte Tui-Sprecher Michael Blum. „Wir
erwarten in Zusammenhang mit dem ETA-Anschlag keine Auswirkungen
auf den Mallorca-Tourismus.”
Gleichwohl waren die Sorgen der Touristiker auf den Inseln nicht
unbegründet. Mallorca ist in diesem Sommer der allgemeinen
Wirtschaftskrise nicht so gefragt wie in den Vorjahren. Das
niedrigere Buchungsniveau kann aber nach den Worten der
Alltours-Sprecherin Alexandra Hoffmann nicht an der Schweinegrippe
festgemacht werden. Vielmehr haben andere Destinationen wie die
Türkei mit konkurrenzfähigen Angeboten wie All-inclusive besser
punkten können.
Die Balearen-Regierung nimmt indes die Befürchtungen vor einer
Ansteckung mit dem Grippevirus ernst und engagierte am Mittwoch für
das Gesundheitsministerium eine Extra-Sprecherin für
deutschsprachige Medien.
Bereits am Vortag hatte sich Ministerpräsident Francesc Antich
mit den Konsuln von Deutschland, England und Frankreich getroffen.
Seine Botschaft an die Repräsentaten der wichtisten touristischen
Quellmärkte im Ausland: „Die Balearen sind ein sicherer Ort, und im
Tourismusbereich ist wieder Normalität eingekehrt.”
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