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Plastiktüten und leere Dosen, Milchkartons aus Algerien, ganze Baumstämme oder tote Tiere, es gibt wenig, was die insgesamt 40 Schiffe des Umweltministeriums in den vergangenen sechs Jahren nicht aus den Balearengewässern gefischt haben. Die gute Nachricht: Das Mittelmeer rund um Mallorca und ihre Schwesterinseln ist dank der mobilen Reinigungsflotte erfreulich sauber.

Das war nicht immer so. 2003 ging ein Aufschrei durch die mallorquinische Bevölkerung und die lokale Presse: Das Wasser an den Badebuchten war schon am Morgen trübe, haufenweise Papier und Plastik, Damenbinden und ähnlich Ekelerregendes schwammen im Mittelmeer und wurde an den Stränden angespült. Das Maß war voll.

Das massive Müllproblem erkannten auch die Politiker, und sandten noch im selben Sommer die ersten Reinigungsboote aus. Für 2004 versprach der damalige Umweltminister Jaume Font dann eine konzertierte Aktion zur Säuberung der Balearengewässer. Und für das Tourismus- und das Umweltministerium des gerade neu gewählten Ministerpräsidenten Jaume Matas (PP) wurde der „Plan de Limpieza del Litoral Balear” zu einer ihrer ersten Regierungsaktionen.

Die Beschwerden von Urlaubern und Anwohnern hatten Erfolg. 200 Tonnen Müll fischte die Einsatzflotte allein im Sommer 2004 aus dem Meer, überwiegend Plastik, gefolgt von Holz, Papier und Tierkadavern. In den folgenden Jahren schwankten die Zahlen nur leicht, gefallen sind sie bisher nicht. 2008 wurden laut Umweltministerium 224 Tonnen Unrat geborgen, zwei Jahre zuvor waren es etwas weniger. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund vier Millionen Euro pro Jahr.

Vollkommen aus der Statistik fällt das Jahr 2007, weil am 11. Juli vor Ibiza der Frachter D. Pedro sank. Durch ausgelaufenes Öl und Wrackteile steigerte sich in dem Sommer die Sammelbilanz der Balearenflotte auf 423 Tonnen.

Seit dem 23. Juni sind wieder 40 Boote im Einsatz, bis zum 30. September sorgen sie dafür, dass die Buchten und 297 Badestrände der Inseln sauber sind. Pro Tag sammeln die rund 60 Arbeiter zwischen 1500 und 2000 Kilogramm Treibmüll aus dem Meer. Ab 6.30 Uhr morgens geht's los, mit Netzen fischen die Einsatztrupps den Unrat aus dem Wasser und lassen ihn in den Containern an Bord der Schiffe verschwinden.

Die Müllansammlungen, so das hiesige Umweltministerium, bestehen zu mehr als 70 Prozent aus Plastikabfällen, zu 10 Prozent aus Treibholz und zu 7'5 Prozent aus organischem Material. Der Rest splittet sich in Algen, Öle und andere Substanzen auf.

Hauptverantwortlich für die Umweltverschmutzung sind laut Umweltministerium die Skipper, die ihren Müll im Meer entsorgen, ebenso wie Frachter und Tanker, die auf hoher See Fäkalientanks und Müllcontainer leeren. Aber auch Abfallteppiche aus anderen Mittelmeeranrainerstaaten würden angeschwemmt, weshalb auch Madrid stärker aktiv werden müsse. Nur die spanische Regierung könne mit anderen Ländern über eine definitive Lösung des Treibmüllproblems verhandeln. Denn die Boote des Umweltministeriums könnten letztendlich nur die Symptome beseitigen, nicht die Ursachen bekämpfen.