Hauptstadt für einen Tag: Auf ihrer
Ausnahme-Sitzung in Palma de Mallorca am Freitag vergangener Woche
beschloss die spanische Regierung ein Investitionspaket in Höhe von
rund einer Milliarde Euro, um die Hauptsäule der Volkswirtschaft -
den Tourismus - zu stärken. Seit 1983 hatte die spanische
Zentralregierung keine Arbeitssitzung mehr auf der Insel
abgehalten. Dafür widmete sich das Kabinett von Ministerpräsident
José Luis Rodríguez Zapatero auf seiner jüngsten Zusammenkunft in
Palmas Almudaina-Palast ausschließlich einem einzigen Thema: Der
Förderung des Fremdenverkehrs in der Urlaubsdestination
Spanien.
Für den balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich wurde
die Tagung auf Mallorca als ungeahnter Prestigegewinn gewertet.
Antich sei Initiator der Idee gewesen, die Kabinettssitzung nach
Palma zu verlagern, verriet Zapatero im Anschluss auf einer
gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem balearischen
Amtskollegen.
Antich erfuhr gleich viermal öffentliches Lob von seinem
sozialistischen Parteifreund. So habe der Archipels-Präsident nicht
nur für den geeigneten Tagungsort zum Thema Tourismus gesorgt. Die
Balearen seien auch jene Tourismusregion, die am besten der
Wirtschaftskrise zu trotzen wüsste. Auch Antichs moderates Agieren
im sozialen Dialog zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sei
vorbildlich. Dem höchsten Politiker der Inseln sei es zudem
gelungen, für die Balearen eine deutlich bessere Position beim
regionalen Finanzausgleich zu erzielen als vor der Reform.
Politische Beobachter der Inselmedien bezeichneten die
harmonische Zusammenkunft zwischen den spanischen und balearischen
Regierungsvertretern als "Glückssträhne" für Antich. Dem
Ministerpräsidenten tat das Schulterklopfen aus Madrid sichtlich
gut: "Antich schien zu schweben", schrieb "Ultima Hora"-Kolumnist
Torres Blasco.
Das milliardenschwere Investitionspaket der spanischen Regierung
stellt den Balearen Zahlungen von insgesamt 107 Millionen Euro in
Aussicht. Davon sollen rund 30 Millionen Euro in den Ankauf und
Ausbau von Infrastrukturen investiert werden. So ist geplant, in
Palma für rund drei Millionen Euro den Altstadtpalast Can Weyler zu
erwerben, um ihn zum Sitz einer kulturtouristischen Einrichtung zu
machen.
Zehn Millionen Euro aus dem genannten Investitionspaket fließen
in die Sanierung der Playa de Palma. Das Geld soll vor allem für
Straßenarbeiten verwendet werden. Die genannten zehn Millionen Euro
sollen in den kommenden sechs Jahren - je nach Haushaltslage - auf
83 Millionen Euro zulegen, versprach Zapatero.
Weitere Posten in dem staatlichen 107-Millionen-Etat sind 38
Millionen Euro, die in neue Technologien für die Tourismusindustrie
investiert werden sollen. Es geht um umweltfreundliche,
energiesparende und behindertengerechte Projekte. Vorgesehen sind
zudem niedrigere Flughafengebühren, die den Airlines zugute kommen
sollen.
Die konservative Opposition kritisierte die Ankündigung der
Regierung als Augenwischerei. Die 107 Millionen Euro seien längst
im Staatshaushalt eingeplant gewesen und somit "nichts Neues", wie
der balearische Fraktionssprecher Francesc Fiol monierte.
Hoteliers und Wirtschaftsführer der Balearen begrüßten die
Ankündigung Zapateros und werteten positiv, dass die
Zentralregierung auf die Tourismusindustrie setze, um die
Wirtschaftskrise zu überwinden. Allerdings wünschten sich Sprecher
noch größere Anstrengungen der Regierung - sprich: mehr Geld.
Proteste am Rande der Kabinettssitzung auf Mallorca gab es von
dritter Seite: Mitarbeiter der Fluggesellschaft Spanair
demonstrierten mit Transparenten gegen die Verlagerung ihrer
Arbeitsplätze auf das Festland, die Naturschutzorganisation GOB
machte gegen das Golfplatz-Projekt Son Bosc mobil.
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