Erinnern Sie sich an „Million Dollar Baby”, den preisgekrönten
Film von und mit Clint Eastwood aus 2004, in dem die kleine
Kellnerin Maggie von der Boxweltmeisterschaft träumt und
tatsächlich irgendwann nach Las Vegas reist, um dort in den Ring zu
klettern? Großes Kino ist auch diese Geschichte: Eine 25-jährige
Mallorquinerin hat am Freitag mit ihrem im Internet erstandenen
Lottoschein bei der – in neun Ländern veranstalteten – Lotterie
„EuroMilliones” sagenhafte 126.231.764 Euro gewonnen und damit den
höchsten Gewinn in der gesamten Geschichte der staatlichen Lotterie
in Spanien eingestrichen.
Damit nun auch jeder Spanier die kaum vorstellbare Rekordsumme
von 126 Millionen Euro halbwegs erfassen kann, wird die alte
Währung gleich mitgeliefert: rund 21 Milliarden. Pesetas. Das neue
„Million-Euro-Baby” erfuhr von seinem Glück erst mit drei Tagen
Verspätung: Die junge Frau lag mit einer Grippe im Bett und hatte
die Ziehung vergessen. Am Montag rief die Lotteriegesellschaft sie
schließlich an. An diesem Tag hatte sie sich, trotz Krankheit,
schon wieder ins Büro gezwungen. Denn: „In Krisenzeiten kann man
seinen Arbeitsplatz leicht verlieren.” Vielleicht hat die
Mallorquinerin, deren Identität bis auf Weiteres unbekannt bleibt,
ja auch deshalb die zehn Euro für das Los investiert. Bei ihrer
Zahlenkombination – 4, 23, 24, 29, 31 und die Zusatzzahlen 8 und 9
– habe die Zahl acht eine wichtige Rolle für sie gespielt: „Ich
habe dreimal die Acht in meinem Geburtsdatum.” Und sie knackte den
Jackpot.
Die Chance dazu war geringer als eins zu 76 Millionen. Der
bisherige Rekordgewinn bei „EuroMilliones” von gut 115 Millionen
Euro war 2005 nach Irland gegangen (im Gegensatz zu Österreich und
der Schweiz nimmt Deutschland an dieser Lotterie nicht teil). In
Spanien lag der Lotto-Rekordgewinn bislang bei 76 Millionen Euro,
weltweit soll er bei 286 Millionen Euro liegen, den zwei Spieler
bei der „MegaMillions”-Lotterie in den Vereinigten Staaten
einstrichen.
Die neue Multimillionärin flog schon am Dienstag von Mallorca
nach Madrid, um sich dort vom Generaldirektor der
Lotteriegesellschaft über die nun erforderlichen Schritte nicht nur
beim Geldtransfer informieren zu lassen. Auch Verhaltensregeln für
die ersten Tage bekommt sie mit auf den Weg und, ganz wichtig,
Finanzberatung. Die Gewinnerin ist seit 2006 Kundin, nicht
regelmäßig, aber gelegentlich tippte sie mit. Und erhielt dann per
E-Mail die Bestätigung des Tippscheins sowie später die
Gewinnzahlen – wie auch dieses Mal.
Mallorcas Lokalpresse fiebert mit ihrer Insulanerin. Damit auch
allen Nicht-Gewinnern ein Hauch von Millionen in die Nase steigt,
und um die abstrakten Zahlen ein bisschen fassbarer zu machen,
denkt man sich kleine Rechenspiele aus. Die 252.463
Fünfhundert-Euro-Scheine etwa würden aneinandergereiht die Strecke
von der Playa de Palma nach Inca ergeben. Wiegen würden sie 287
Kilo. Und was man alles dafür kaufen kann! Die Palma Arena, das
neue Krankenhaus von Ibiza oder zwei Airbusse A320.
Und die Millionärin selbst? Einen Teil des Gewinns, so viel
wurde inzwischen bekannt, will die 25-Jährige für die Erforschung
einer bislang noch recht unbekannten Krankheit einsetzen, unter der
ihre Patentante leidet. Vielleicht will sie sich auch eine Finca
kaufen, mit einer Pferdezucht eventuell. Aber eigentlich, sagt sie,
gefällt ihr auch das kleine Haus auf Mallorca, in dem sie bis jetzt
gelebt hat. Und die Natur, „la naturaleza, las cosas sencillas”.
Die einfachen Dinge eben.
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