TW
0

VON

ALEXANDER SEPASGOSARIAN
Immer wenn das Gespräch auf Kolumbus kommt, ist der väterliche Freund sehr dezidiert. „Kolumbus kann gar kein Mallorquiner gewesen sein”, versteift sich Don Luis aus Murcia, „denn dann hätte er Amerika nie entdeckt.” Doch es gibt auch andere Bekannte, für die der Sachverhalt außer Frage steht. „Kolumbus ist so mallorquinisch wie eine Ensaimada”, versichern sie und legen ihre Hand nahezu beschwörend auf die Schmalzschnecke, die als das ureigenste Süßgebäck der Inseln gilt.

Es sind genau jene Verfechter eines Kolumbus' à la „producte balear”, die sich zunehmend bestätigt sehen. Je mehr in den vergangenen Jahren Studien über den großen Seefahrer vorgelegt wurden, desto mehr scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass Kolumbus seine Wiege eben doch nicht in Genua stehen hatte. Nach jüngeren Untersuchungen seiner Briefe und Notizen schält sich die Erkenntnis heraus, dass der Entdecker der Neuen Welt dem katalanischen Sprachraum entstammte. Das weckt das Interesse aller Kolumbusforscher auf dem Festland, denn ein Entdecker mit katalanischer Muttersprache wäre immerhin ein Sohn der spanischen Krone, statt der ligurischen Republik.

Die Hinweise auf die Katalanität des Kolumbus sind wiederum Olivenöl auf das Brot jener Mallorquiner, die den Großadmiral des Atlantik gerne als den Sohn ihrer heimischen Gewässer ausgeben wollen. Schon Maria Antònia Munar sprang als Inselratspräsidentin auf den Zug auf und sponserte die Forschung samt den Gentests mit Geld. Das Internationale Kolumbus-Symposium, das vor einer Woche erstmals auf Mallorca stattfand, ist ein weiterer Schritt zur Anerkennung der Insel als eine der ernsten Anwärterinnen auf den spekulativen Geburtsort des Seefahrers. In dieser Entdeckung steckt noch viel Potenzial. Vor allem touristisches. Mallorca, Felanitx zuvorderst, als Herkunft und Heimat Kolumbus', das kann eine ganz neue Urlauber-Klientel anlocken. Den Hauch einer Ahnung davon hat Rafael Gomila schon jetzt zu spüren bekommen: Vor seiner Finca, dem angeblichen Geburtshaus Kolumbus', tauchte bereits ein erster Hochschulprofessor aus Hamburg auf – zwecks Besichtigung.