Volksfeststimmung will am Balearentag partout nicht aufkommen,
auch wenn sich der Generaldirektor für Projekte wieder alle Mühe
gegeben hat, den Bürgern des Archipels das Rahmenprogramm rund um
den 1. März schmackhaft zu machen. Zum 26. Mal jährt sich das
Inkrafttreten des balearischen Autonomiestatuts, doch eine
gemeinsame Identität der Inselbewohner gibt es bis heute nicht.
Schon als das Statut im Jahr 1983 in seiner ersten Fassung
beschlossen wurde, war klar, dass hier erst noch zusammenwachsen
muss, was überhaupt nicht zusammen gehört. In der Präambel des
Dokuments, das die Grundlage für die balearische Selbstbestimmung
bildet, wird zwar die „balearische Nationalität” beschworen,
gleichzeitig hielten es die Verfasser aber für nötig, den „Geist
des Zusammenhalts” anzurufen und die „verschiedenen Identitäten”
der Inselbewohner zu garantieren.
Als Balearen-Bürger empfindet sich auf Mallorca, Menorca, Ibiza
und Formentera wohl tatsächlich kaum jemand. Jeder feiert seine
eigenen Feste – und man ist sich auch keineswegs besonders
wohlgesonnen. Misstrauen, Rivalität und die Betonung der
Unterschiede – all dies hat es in der Geschichte des Archipels
immer gegeben. So scheiterte etwa der erste Versuch eines
Balearen-Statuts während der spanischen Republik in den 30er Jahren
am Widerstand der Menorquiner, die sich unter keinen Umständen auf
ein Bündnis mit der Nachbarinsel einlassen wollten. „Jede der
Inseln ist ein Mikrokontinent”, sagt Jaume Mateu, Vorsitzender des
balearischen Kulturwerks OCB. „Es gibt keine balearische
Identität.” Dennoch gibt es heute abgesehen von einigen
Gruppierungen am äußersten linken Rand des Parteienspektrums, die
eine Vereinigung mit Katalonien fordern, niemanden, der die
Existenz der Balearen als autonome Region in Frage stellt. Die
Selbstverwaltung scheint zum Wohle der Bürger zu funktionieren. Die
Inselbewohner sind eine Zweckgemeinschaft eingegangen, das zeigt
der Balearentag Jahr für Jahr unmissverständlich.
So gab sich Ministerpräsident Francesc Antich bei seiner
Ansprache im vergangenen Jahr gar keine Mühe mehr, die Mär von der
balearischen Identität aufrechtzuerhalten und sprach fast
ausschließlich über Finanzierungsfragen. Jaume Mateu vom OCB: „Wir
haben trotz aller Unterschiede als Interessengemeinschaft sehr wohl
ein gemeinsames Ziel. Der Geburtstag des Statuts ist also durchaus
ein Grund zum Feiern.” Dass das bis heute nicht so richtig klappt,
hat noch weitere Gründe: Zum einen ist der 1. März nach wie vor
kein offizieller Feiertag, sondern ein ganz normaler Arbeitstag.
Außerdem ist das Balearen-Statut im Gegensatz zu anderen spanischen
Autonomie-Verträgen nie in einer Volksbefragung von den
Inselbewohnern bestätigt worden.
Und so dürfte der Balearentag auch diesmal weitgehend unbeachtet
verstreichen. Daran wird auch all der organisatorische Aufwand
nichts ändern, den die Balearen-Regierung erneut betrieben hat.
Zumindest die Ausgaben hat sie in diesem Jahr der Krise wegen
reduziert. Statt rund 600.000 Euro wie im vergangenen Jahr kosten
die Veranstaltungen rund um den 1. März den Steuerzahler diesmal
nur 453.000 Euro.
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