Der Profi-Radsport in Deutschland liegt am
Boden. Ständig neue Doping-Sümpfe führen dazu, dass sich viele Fans
von den gefallenen Helden und deren aktiven Kollegen abwenden.
Radsport im Fernsehen hat keinen hohen Stellenwert mehr.
Auf der Radsportinsel Mallorca haben sich die meisten der
deutschen Profis Jahr für Jahr vorbereitet und tun dies heute noch.
Für Hobby-Radler ergab sich die Möglichkeit, den Stars ganz nah zu
sein, mit ihnen über die Inselstraßen zu radeln. Die Faszination
der Profis ist erloschen. Verliert in der Folge auch der Radurlaub
auf Mallorca seinen Reiz? "Das glaube ich nicht. Die Doping-Affären
werden niemanden davon abhalten, nach Mallorca zu kommen", meint
Journalist Christoph Elbern, Autor des Buches "Mallorca - Insel des
Radsports". Verändert habe sich vor allem die Identifikation mit
den Profi-Teams. "Ich zum Beispiel ziehe mein Magenta-Hemd nicht
mehr an, das ich einmal bei einem Pressetermin bekommen habe."
Elbern liegt mit seiner Einschätzung richtig, wie eine
MM-Umfrage bei auf Mallorca aktiven Radurlaub-Anbietern Anfang der
Woche ergab. "Der Dopingbereich hat auf unser Geschäft überhaupt
keinen Einfluss", betont Marcel Iseli, Sportdirektor von
Marktführer "Bicycle Holidays Max Hürzeler". "Jeder Fahrer
trainiert für sich und seine Gesundheit." Angaben Iselis zufolge
bringt sein Unternehmen pro Jahr etwa 25.000 Radtouristen auf die
Insel. Den Rest teilen sich etliche andere Unternehmen. So zum
Beispiel "Philipp's Bike Team". Inhaber Philipp Egli sieht
ebenfalls keine Auswirkungen der Doping-Thematik auf die Buchungen.
"Absolut nicht. Wenn das alles vor sieben oder acht Jahren passiert
wäre, dann hätte es möglicherweise Probleme machen können. Aber
inzwischen hat sich die Radsportszene gefestigt, jeder Hobby-Radler
weiß, warum er fährt." Auch Markus Hess, Geschäftsführer von "Easy
Tours", rechnet wieder mit einer erfolgreichen Saison. "Die Leute,
die gerne radfahren, bewegen sich mit Spaß und genießen auf
Mallorca Sonne und Meer. Da ist Doping kein Thema." Bei allen
Befragten bewegte sich der aktuelle Buchungsstand in etwa auf dem
Niveau der letzten Jahre oder liegt darüber. Dementsprechend werden
auch in diesem Jahr wieder mehr als 100.000 Sportler dafür sorgen,
dass vor allem in der touristischen Nebensaison auf den
Inselstraßen reger Betrieb herrscht. Hundertprozentig genaue Zahlen
gibt es nicht. Nach Angaben des Fremdenverkehrsverbandes Fomento de
Turisme ist die Zahl der Radtouristen auf den Balearen (davon der
weitaus größte Teil auf Mallorca) in den Jahren 2002 bis 2007 von
71.000 auf 87.000 gewachsen. Der balearische Radsportverband sprach
schon vor ein paar Jahren von "zwischen 85.000 und 100.000"
Radtouristen. Exakte Zahlen zu ermitteln ist unter anderem deswegen
schwer, weil Radler nicht unbedingt mit organisierten Reisen auf
die Insel kommen müssen. Außerdem leihen sich viele Urlauber vor
Ort ihr Sportgerät, wobei das Radfahren nur einer von mehreren aber
nicht der einzige Reisegrund ist.
Unbestritten bleibt, dass Mallorca als das Radsportparadies im
Mittelmeer gilt. Von 1250 Asphaltkilometern handelt es sich bei
etwa 675 um untergeordnete Straßen oder Wege, auf denen sich sehr
gut fahren lässt. "Das Radwegenetz wurde in den vergangenen Jahren
wirklich optimal ausgebaut, die Straßen befinden sich überwiegend
in einem Top-Zustand", so Marcel Iseli. Markus Hess ergänzt noch
die inzwischen ausgezeichnete Beschilderung der Wege. "Früher hat
man sich ständig verfahren, das ist vorbei ..." Die Experten sind
sich einig: Mallorca wird auch weiterhin die Radsport-Destination
Nummer eins bleiben.
Wobei der Löwenanteil der Radtouristen aus deutschen Landen
stammt. Und die Deutschen fahren auf Mallorca ab. Das ergab zum
Beispiel eine Studie mit dem Titel "Radreisen der Deutschen 2008",
die das Kölner Marktforschungsunternehmen "Trendscope" vor ein paar
Wochen veröffentlicht hat. So ist Mallorca beispielsweise in der
Rangliste der Lieblingsradurlaubsziele der "Regio-Radler"
(Urlauber, die sich eine feste Unterkunft suchen und von dort zu
Tagestouren starten) mit fünf Prozent auf Platz zwei hinter der
Bodensee-Region. Bei den Rennrad-Urlaubern ist die Insel der
absolute Favorit mit 36 Prozent, gefolgt von Frankreich mit sieben
und Italien mit acht Prozent.
Und so liegt auch "Trendscope"-Chef Dr. Dennis Hürten, der seine
Doktorarbeit über Radtourismus auf Mallorca geschrieben hat, im
Trend. Befragt nach den eigenen Vorlieben meint der Marktforscher:
"Als Radausflügler bin ich mit dem Rennrad in der nahe gelegenen
Eifel untwerwegs und als Radurlauber natürlich auf Mallorca."
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