Mei, des werd a Gaudi! Und damit ist nicht der spanische
Jugendstil-Baumeister Antoni Gaudí gemeint, sondern die bayerische
Bezeichnung für Ausgelassenheit und Spaß. Die Münchner werden sich
die Augen reiben. „Ja, spinn i, oder bin i scho im Himmi?”, dürften
sich die bajuwarischen Trachtenträger fragen, wenn bei ihnen
plötzlich folkloristische Konkurrenz aus dem Mittelmeer
antanzt.
Der Grund: Das balearische Fremdenverkehrsamt Ibatur wird mit
seiner gewaltigen Werbepauke im kommenden April in München
aufschlagen. Noch stehen die genauen Termine nicht fest, aber wenn
alles so abläuft wie im vergangenen Sommer auf dem Berliner
Alexanderplatz, dann sind in der bayerischen Landeshauptstadt drei
Tage Balearen-Spektakel angesagt. Mit Feuerteufeln, menorquinischen
Rassereitern, heidnischem Gebäck und sirenenhaften Gesängen. Ball
de bot trifft auf Schuhplattler. Die Oktoberfest-gestählten
Krachledernen werden die Werbeavancen der „Südsee”-Insulaner
zünftig zu goutieren wissen. Bayer(n) is' ma net umasunst. Aber
warum ausgerechnet München, fragen die Kollegen. Logisch: Nach
Berlin ist München die zweitgrößte Stadt Deutschlands (wenn man
Hamburg ignoriert). Warum also nicht? Mag der heimliche Grund
vielleicht auch der sein, dass Tourismusminister Nadal die
Alpenregion besonders schön findet.
Wie auch immer; der Aktion der Baluaren bei den Bajuwaren ist
von Herzen Erfolg zu wünschen. Dafür Geld bei der Reise-Messe ITB
einzusparen – des passt scho'! Einen eigenen Weg der
Tourismuswerbung geht nun auch Pollença. Der Ort setzt (für den
britischen Markt) auf Agatha Christie. Die Schriftstellerin hatte
ihrem Urlaubsort 1935 eine Krimi-Kurzgeschichte gewidmet: „Problem
at Pollensa Bay”. Kein schlechter Schachzug, liebe Pollençis! Aber
warum habt Ihr dafür 73 Jahre benötigt? Und wann merkt Palma
endlich, dass mit Albert Vigoleis Thelen einst ein wunderbarer
deutscher Romancier in der „Ciutat” gelebt hatte? Aber sein
Insel-Werk ist auch 900 Seiten anspruchsvolles Literatur-Deutsch.
Da steigen viele Seichtleser gar nicht durch.
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