Dass es auf Mallorca Berge gibt, dürfte auch
den meisten Strandurlaubern bekannt sein. Schließlich ist das
Tramuntana-Gebirge am Horizont nicht zu übersehen. Dass der Puig
Mayor mehr als 1400 Meter in die Höhe ragt, sorgt da schon eher für
Staunen. Aber nicht nur das: Das Netz aus Wanderwegen, das sich
über weite Teile der Insel erstreckt, umfasst mittlerweile mehrere
Hundert Kilometer. Mallorca ist eines der gefragtesten Urlaubsziele
auch für Wandersleute. Mehr und mehr entwickelt sich dieser Zweig
des Tourismus zum Hoffnungsträger für die Nebensaison. Denn es
wandert sich nun einmal angenehmer bei moderaten Herbst- und
Wintertemperaturen.
"Als ich zum ersten Mal zum Wandern auf Mallorca war, wurde man
noch vor Fincabesitzern gewarnt, die auf einen schießen, wenn man
übers Fincator kletterte", sagt Georg Schreiner, Reiseveranstalter,
Reiseleiter und Wanderführer vom Internetportal www.wan
derreisen.de. 1994 war das. "Seitdem hat sich viel getan." Heute
sei Mallorca ohne Zweifel die beliebteste und am besten ausgebaute
Wanderinsel weit und breit.
Auch Horst Görtz vom Portal www.wandern.de lobt Mallorca als
Wanderinsel. Vor allem die Vielseitigkeit des Angebots sei ein
Alleinstellungsmerkmal. Ob rustikal in der Finca, komfortabel im
Sternehotel oder urtümlich im Kloster - in Sachen Unterkunft komme
jeder Wanderurlauber auf seine Kosten. Und das schlägt sich in der
Nachfrage nieder: Die Insel gehöre zu den am meisten gebuchten
Wanderreisezielen, sagt Görtz.
Mallorcas Politiker sind sich dieses Potenzials durchaus
bewusst. Der Inselrat etwa steckt viel Geld in den Ausbau der
Infrastruktur. Wenn die 150 Kilometer lange Trockensteinroute im
Tramuntana-Gebirge im Jahr 2012 fertig sein wird, dann sollen rund
6'3 Millionen Euro in das Großprojekt geflossen sein und Mallorca
wird über einen der längsten Fernwanderwege Spaniens verfügen. Kaum
Kosten und Mühen werden gescheut, um den Sektor zu fördern. Der
Wandertourismus könne die mallorquinische Nebensaison stärken und
in den kühleren Monaten Urlauber auf die Insel locken, so die
Hoffnung. Offizielle Zahlen über den Anteil des Wandertourismus
sammelt man beim Tourismusministerium allerdings noch immer nicht.
Während Kreuzfahrt-, Golf- und Radsport-Touristen samt ihrem
Urlaubsverhalten bereits Objekte statistischer Untersuchungen sind,
ist der Wanderurlauber weiterhin ein weitgehend unbekanntes Wesen.
"Er lässt sich einfach schwerer fassen", heißt es beim
Ministerium.
Das sieht auch Wanderführer Georg Schreiner so. Das Profil des
Wandertouristen sei nicht einheitlich, sagt er. Vielmehr umfasst es
sowohl den Pauschalreisenden als auch den Langzeiturlauber und
Individualtouristen. Zumindest die Pauschalreisenden leisten noch
nicht den erhofften Beitrag zur Stärkung der mallorquinischen
Nebensaison: Laut Georg Schreiner führt er Anfang November die
letzte Wandergruppe durch die Tramuntana. Dann ist erstmal Schluss
bis März. "Die Leute trauen dem Wetter einfach nicht", sagt er.
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