Wir schätzen es als gesunden Sattmacher der
mediterranen Ernährung, als fruchtig-samtenen Appetizer auf
eingetunktem Weißbrot oder als edles Mitbringsel von der Insel: Das
mallorquinische Olivenöl. Seit Montag ist es wieder so weit – die
Früchte des Jahres werden in den Mühlen gepresst, geben ihren
grüngoldenen Sud frei.
Um die 400.000 Liter Öl werden hier im Durchschnitt jährlich in
der Zeit von Mitte Oktober bis Januar produziert – etwa ein Drittel
davon ist das hochwertige Extra Native Olivenöl, das unter den
Auflagen der Regulierungsbehörde „denominació d'origen (DO) Oli de
Mallorca“ hergestellt wird.
Qualität statt Quantität ist dabei nicht nur ein Leitsatz,
sondern eine aus der Not entwickelte Tugend: Denn die
Inselproduktion ist gerechnet auf den Gesamtverbrauch so gering,
dass damit nur drei Prozent des Bedarfs auf der Insel gedeckt
werden können– der Löwenanteil kommt vom Festland. Seit rund zehn
Jahren setzt man deswegen auf die Strategie, sich durch Extraklasse
auf dem Markt zu behaupten und für die Bauern das Geschäft in den
teils sehr unwegsamen Terrassen des Tramuntana-Gebirges rentabel zu
machen: Das hochwertige DO-Öl kostet zwischen acht und 20 Euro der
halbe Liter.
Dieses Jahr soll die Ernte schmäler ausfallen als im
vergangenen, teilweise rechnen die Olivenbauern mit Einbußen von 30
bis 60 Prozent. „Das ist völlig normal“, erklärt Josep Oliver,
Präsident des Regulierungsrates DO, „Olivenbäume sind eigensinnige
Pflanzen. Alle vier, fünf Jahre tragen sie weniger Früchte.“
Weniger Öl mit dem Kennsiegel werde es aber wohl dennoch nicht
geben – im letzten Jahr waren es 130.000 Liter. Denn dieses Jahr
können einige Bäume das erste Mal abgeerntet werden und auch immer
mehr Bauern unterwerfen sich den Vorschriften der DO – neu
hinzugekommen war zuletzt die Abfüllung „Essencial“. Begünstigt
wird diese Entwicklung auch durch eine neu in Betrieb genommenen
Presse („tafona“) in Inca. „Dadurch müssen die Bauern nicht mehr
auf die Pressung warten – und das ist extrem wichtig für die
Qualität des Öls.“ Denn je länger die Oliven nach der Ernte liegen,
desto stärker fermentieren sie. Man habe in den letzten Jahren sehr
viel dazugelernt, erzählt Josep Oliver, dem leidenschaftlichen
Einsatz der Bauern sei es zu verdanken, dass die Öle mit jedem Jahr
noch ausgegorener würden. So kommt es, dass das Öl ein und
derselben Olivensorte von zwei verschiedenen Herstellern im
Geschmack vollkommen unterschiedlich sein kann – der Reifegrad der
Olive und die bis zur Pressung verstrichene Zeit entscheiden beim
Aroma über Welten.
2003 wurde die Regulierungsbehörde gegründet, im ersten
Jahr brachte sie 22.000 Liter Öl auf den Markt – weniger als ein
Fünftel des jetzigen Ertrages. Nicht zuletzt auch der Zuspruch
deutscher Geschmacksknospen ist es, der die Olivenbauern dazu
anspornen dürfte, das Angebot weiterhin derart exponentiell
auszubauen: Für das kommende Jahr rechnet man mit einer Steigerung
um zehn Prozent beim Export von mallorquinischem Olivenöl nach
Deutschland.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.