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MM: Herr Frenzel, TUI engagiert sich nicht nur im Oktober zum Marathon auf Mallorca, sondern ist als Reiseveranstalter das ganze Jahr über auf der Insel aktiv. Wie hat sich das diesjährige Reisegeschäft entwickelt?
Michael Frenzel: Wir sind insgesamt zufrieden und die Buchungen entwickeln sich entsprechend den Erwartungen des Managements. Der TUI-Konzern ist auch in diesem Jahr der wichtigste Partner für Spanien und Mallorca. Rund ein Viertel aller ausländischen Gäste auf Mallorca kam im vergangenen Jahr mit einem Veranstalter oder einer Fluggesellschaft der TUI.

MM: Apropos Fluggesellschaften. Kommt die Kooperation von Tuifly mit Air Berlin?
Frenzel: Die gesamte Airline-Industrie befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Jeder spricht mit jedem. Insofern ist alles offen, wie es da weitergeht.

MM: Derzeit wird alle Welt von der internationalen Finanzkrise in Atem gehalten. Bemerken Sie Auswirkungen auf das Reiseverhalten? Bleiben die Menschen jetzt lieber zu Hause?
Frenzel: Bislang hat sich die Reisebranche unbeeindruckt von der Finanzkrise gezeigt. Ob es im kommenden Jahr Auswirkungen geben wird, bleibt abzuwarten. Aus der Vergangenheit wissen wir jedoch, dass die Menschen am Urlaub zuletzt sparen. Der Kauf eines Autos wird schon mal zurückgestellt. Urlaub aber ist für viele Menschen ein Muss.

MM: Der Siemens-Konzern erklärte jüngst, er habe angesichts der Finanzkrise als Erster auf die „aufziehenden Gewitterwolken” hingewiesen und sich gewappnet, „als die Sonne noch schien”. Wie sieht es bei Ihnen aus? Ist TUI wetterfest?
Frenzel: Wir haben unsere Finanzierungen vorausschauend auf Langfristigkeit umgestellt. Der Konzern ist durchfinanziert bis 2013. Wir sehen daher zurzeit bei diesem Thema keinerlei Probleme. TUI ist diesbezüglich wetterfest.

MM: Wie wird das TUI-Tourismusgeschäft auf Mallorca 2009?
Frenzel: Mallorca hat auf jeden Fall gute Chancen, an die erfolgreichen Jahre anzuknüpfen. Der Wettbewerb der Urlaubsdestinationen wird weiter anhalten. Deshalb müssen alle am Tourismus beteiligten kontinuierlich in die Qualität ihrer Produkte investieren. Unsere Kunden wollen emotionale, unverwechselbare Erlebnisse. Ich sehe auf Mallorca perfekte Voraussetzungen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.

MM: Wenn die Krise anhält und in Europa eine Rezession eintreten sollte – besteht dann die Möglichkeit, dass Mallorca zum Krisengewinnler wird? Etwa, weil die Menschen auf teure Fernreisen verzichten und ins nahe Palma fliegen?
Frenzel: Eine interessante Theorie. Wir haben alle keine Glaskugel im Büro und können die Zukunft nicht vorhersagen. Aber: Mallorca hat sich in den zurückliegenden Jahren als durchaus resistent gegenüber Krisen gezeigt. Das liegt nicht zuletzt am sehr guten Image der Insel und der sich ständig verbessernden Qualität der Angebote. Mallorca gilt in den beiden wichtigsten Quellmärkten Deutschland und Großbritannien als sicheres und verlässliches Urlaubsziel. Man weiß eben, dass man eine gute Leistung für sein Geld bekommt. Die Anbieter dürfen aber bei der Preis-Kalkulation für die kommende Sommersaison nicht übers Ziel hinausschießen.

MM: Das Auf und Ab an den Börsen ist einem Unternehmen wie der TUI nicht unbekannt. Wie bewerten Sie den Wechsel ihres Unternehmens vom DAX in den M-DAX?
Frenzel: Das war keine Überraschung für uns. Zwei große strategische Investoren haben in den vergangenen Monaten massiv TUI-Anteile erworben. Diese investierten Anteile werden von dem frei handelbaren Aktienvolumen, dem sogenannten Freefloat, abgezogen. Dieser deutlich reduzierte Freefloat ist neben der Kursentwicklung der TUI-Aktie der Hauptgrund für unseren Wechsel in den M-Dax. Allerdings muss man klar sagen: Die Indexzugehörigkeit der TUI-Aktie hat keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Weder die Geschäftsaussichten noch die Strategie oder die Zahl der Arbeitsplätze verändern sich.

MM: Es ist beschlossene Sache, dass Hapag-Lloyd an das Konsortium in Hamburg verkauft wird. Das dürfte der TUI mehr Sympathie eintragen, als wenn die traditionsreiche Tochter nach Asien verkauft worden wäre. Sind Sie darüber glücklich?
Frenzel: Natürlich freut es uns jetzt nach Abschluss des Bieterverfahrens, dass eine Hamburger Lösung möglich und die Zeit der Unsicherheit für die Mitarbeiter vorüber ist. Die Hamburger haben das wirtschaftlich bessere Angebot vorgelegt, was ja auch durch unabhängige Gutachter bestätigt worden ist. Die Höhe des Angebots war letztlich ausschlaggebend für unsere Entscheidung.

MM: Der TUI-Marathon auf Mallorca fand bereits das 5. Mal statt. So viele Läufer wie in diesem Jahr gab es noch nie. Ist der Marathon zu einem Selbstläufer geworden?
Frenzel: Wir sind im Jahr 2004 mit 2100 Teilnehmern gestartet und haben im vergangenen Jahr die 5000er Marke erreicht. Jetzt waren es mehr als 6000. Wir wachsen im Vergleich zur internationalen Marathonszene überproportional, das freut uns natürlich sehr. Die Veranstaltung lässt sich außerdem gut mit unserem Reisegeschäft verknüpfen. Mittlerweile haben wir 17 Marathon-Hotels im Angebot und die Marathon-Pakete waren bereits einen Monat vor der Veranstaltung so gut wie ausverkauft.

MM: Wird es den Marathon auch in den kommenden Jahren geben?
Frenzel: Ja. Der Erfolg gibt uns recht, die Veranstaltung fortzusetzen. Der sechste Marathon wird am 18. Oktober 2009 veranstaltet und wir erwarten erneut steigende Läuferzahlen und ein interessantes Rahmenprogramm für die Mallorquiner und Urlauber entlang der Laufstrecke.

MM: Mallorca kennen Sie seit vielen Jahren. Was gefällt Ihnen an der Insel besonders?
Frenzel: Die Insel ist so vielseitig und es gibt so viele wunderbare Dinge und Orte zu entdecken. Ich mag die Altstadt von Palma, die Bars und Restaurants der Insel, die Buchten an der Ostküste und die vielen lokalen Märkte überall. Wir schätzen die Lebensart und die Menschen hier.

MM: Welches ist Ihr Lieblingsort auf der Insel, um dort einen Kaffee zu trinken?
Frenzel: Die Terrasse meiner Wohnung.
MM: Es ist allgemein bekannt, dass Sie ein Faible für Künstler der Insel haben. Welche schätzen Sie besonders und warum?
Frenzel: Ich kann Kunstliebhabern Sineu und die Galerie S'Estació empfehlen. Das ist meine Lieblingsgalerie, die in den Räumen eines über 130 Jahre alten Bahnhofs untergebracht ist. Angetan haben es mir und meiner Frau zum Beispiel die Werke von Marc Jesus Vives. Und gleich in der Nähe der Galerie liegt mit dem Molí d'en Pau ein tolles Restaurant mit mallorquinischer Küche.

MM: Wenn Sie jemand nach einem ganz besonderen Mallorca-Tipp fragt; was würden Sie ihm empfehlen?
Frenzel: Ich würde Mallorca mit dem Fahrrad entdecken. Das geht zum Beispiel im Osten bei Cala d'Or und Cala Mondragó sehr schön. Herrliche Landschaften. Und man bekommt auch als alter Mallorca-Kenner immer wieder neue Eindrücke.

Die Fragen stellte
Alexander Sepasgosarian.