MM: Apropos Fluggesellschaften. Kommt die Kooperation von
Tuifly mit Air Berlin?
Frenzel: Die gesamte Airline-Industrie befindet sich in einer
Konsolidierungsphase. Jeder spricht mit jedem. Insofern ist alles
offen, wie es da weitergeht.
MM: Derzeit wird alle Welt von der internationalen
Finanzkrise in Atem gehalten. Bemerken Sie Auswirkungen auf das
Reiseverhalten? Bleiben die Menschen jetzt lieber zu Hause?
Frenzel: Bislang hat sich die Reisebranche unbeeindruckt von der
Finanzkrise gezeigt. Ob es im kommenden Jahr Auswirkungen geben
wird, bleibt abzuwarten. Aus der Vergangenheit wissen wir jedoch,
dass die Menschen am Urlaub zuletzt sparen. Der Kauf eines Autos
wird schon mal zurückgestellt. Urlaub aber ist für viele Menschen
ein Muss.
MM: Der Siemens-Konzern erklärte jüngst, er habe angesichts
der Finanzkrise als Erster auf die „aufziehenden Gewitterwolken”
hingewiesen und sich gewappnet, „als die Sonne noch schien”. Wie
sieht es bei Ihnen aus? Ist TUI wetterfest?
Frenzel: Wir haben unsere Finanzierungen vorausschauend auf
Langfristigkeit umgestellt. Der Konzern ist durchfinanziert bis
2013. Wir sehen daher zurzeit bei diesem Thema keinerlei Probleme.
TUI ist diesbezüglich wetterfest.
MM: Wie wird das TUI-Tourismusgeschäft auf Mallorca
2009?
Frenzel: Mallorca hat auf jeden Fall gute Chancen, an die
erfolgreichen Jahre anzuknüpfen. Der Wettbewerb der
Urlaubsdestinationen wird weiter anhalten. Deshalb müssen alle am
Tourismus beteiligten kontinuierlich in die Qualität ihrer Produkte
investieren. Unsere Kunden wollen emotionale, unverwechselbare
Erlebnisse. Ich sehe auf Mallorca perfekte Voraussetzungen, um
diese Bedürfnisse zu erfüllen.
MM: Wenn die Krise anhält und in Europa eine Rezession
eintreten sollte – besteht dann die Möglichkeit, dass Mallorca zum
Krisengewinnler wird? Etwa, weil die Menschen auf teure Fernreisen
verzichten und ins nahe Palma fliegen?
Frenzel: Eine interessante Theorie. Wir haben alle keine Glaskugel
im Büro und können die Zukunft nicht vorhersagen. Aber: Mallorca
hat sich in den zurückliegenden Jahren als durchaus resistent
gegenüber Krisen gezeigt. Das liegt nicht zuletzt am sehr guten
Image der Insel und der sich ständig verbessernden Qualität der
Angebote. Mallorca gilt in den beiden wichtigsten Quellmärkten
Deutschland und Großbritannien als sicheres und verlässliches
Urlaubsziel. Man weiß eben, dass man eine gute Leistung für sein
Geld bekommt. Die Anbieter dürfen aber bei der Preis-Kalkulation
für die kommende Sommersaison nicht übers Ziel hinausschießen.
MM: Das Auf und Ab an den Börsen ist einem Unternehmen wie
der TUI nicht unbekannt. Wie bewerten Sie den Wechsel ihres
Unternehmens vom DAX in den M-DAX?
Frenzel: Das war keine Überraschung für uns. Zwei große
strategische Investoren haben in den vergangenen Monaten massiv
TUI-Anteile erworben. Diese investierten Anteile werden von dem
frei handelbaren Aktienvolumen, dem sogenannten Freefloat,
abgezogen. Dieser deutlich reduzierte Freefloat ist neben der
Kursentwicklung der TUI-Aktie der Hauptgrund für unseren Wechsel in
den M-Dax. Allerdings muss man klar sagen: Die Indexzugehörigkeit
der TUI-Aktie hat keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Weder
die Geschäftsaussichten noch die Strategie oder die Zahl der
Arbeitsplätze verändern sich.
MM: Es ist beschlossene Sache, dass Hapag-Lloyd an das
Konsortium in Hamburg verkauft wird. Das dürfte der TUI mehr
Sympathie eintragen, als wenn die traditionsreiche Tochter nach
Asien verkauft worden wäre. Sind Sie darüber glücklich?
Frenzel: Natürlich freut es uns jetzt nach Abschluss des
Bieterverfahrens, dass eine Hamburger Lösung möglich und die Zeit
der Unsicherheit für die Mitarbeiter vorüber ist. Die Hamburger
haben das wirtschaftlich bessere Angebot vorgelegt, was ja auch
durch unabhängige Gutachter bestätigt worden ist. Die Höhe des
Angebots war letztlich ausschlaggebend für unsere Entscheidung.
MM: Der TUI-Marathon auf Mallorca fand bereits das 5. Mal
statt. So viele Läufer wie in diesem Jahr gab es noch nie. Ist der
Marathon zu einem Selbstläufer geworden?
Frenzel: Wir sind im Jahr 2004 mit 2100 Teilnehmern gestartet und
haben im vergangenen Jahr die 5000er Marke erreicht. Jetzt waren es
mehr als 6000. Wir wachsen im Vergleich zur internationalen
Marathonszene überproportional, das freut uns natürlich sehr. Die
Veranstaltung lässt sich außerdem gut mit unserem Reisegeschäft
verknüpfen. Mittlerweile haben wir 17 Marathon-Hotels im Angebot
und die Marathon-Pakete waren bereits einen Monat vor der
Veranstaltung so gut wie ausverkauft.
MM: Wird es den Marathon auch in den kommenden Jahren
geben?
Frenzel: Ja. Der Erfolg gibt uns recht, die Veranstaltung
fortzusetzen. Der sechste Marathon wird am 18. Oktober 2009
veranstaltet und wir erwarten erneut steigende Läuferzahlen und ein
interessantes Rahmenprogramm für die Mallorquiner und Urlauber
entlang der Laufstrecke.
MM: Mallorca kennen Sie seit vielen Jahren. Was gefällt Ihnen
an der Insel besonders?
Frenzel: Die Insel ist so vielseitig und es gibt so viele
wunderbare Dinge und Orte zu entdecken. Ich mag die Altstadt von
Palma, die Bars und Restaurants der Insel, die Buchten an der
Ostküste und die vielen lokalen Märkte überall. Wir schätzen die
Lebensart und die Menschen hier.
MM: Welches ist Ihr Lieblingsort auf der Insel, um dort einen
Kaffee zu trinken?
Frenzel: Die Terrasse meiner Wohnung.
MM: Es ist allgemein bekannt, dass Sie ein Faible für Künstler
der Insel haben. Welche schätzen Sie besonders und warum?
Frenzel: Ich kann Kunstliebhabern Sineu und die Galerie S'Estació
empfehlen. Das ist meine Lieblingsgalerie, die in den Räumen eines
über 130 Jahre alten Bahnhofs untergebracht ist. Angetan haben es
mir und meiner Frau zum Beispiel die Werke von Marc Jesus Vives.
Und gleich in der Nähe der Galerie liegt mit dem Molí d'en Pau ein
tolles Restaurant mit mallorquinischer Küche.
MM: Wenn Sie jemand nach einem ganz besonderen Mallorca-Tipp
fragt; was würden Sie ihm empfehlen?
Frenzel: Ich würde Mallorca mit dem Fahrrad entdecken. Das geht zum
Beispiel im Osten bei Cala d'Or und Cala Mondragó sehr schön.
Herrliche Landschaften. Und man bekommt auch als alter
Mallorca-Kenner immer wieder neue Eindrücke.
Die Fragen stellte
Alexander Sepasgosarian.
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