Die Berg- und Talfahrt an den internationalen
Börsen findet ihren Niederschlag auch auf den Balearen. Die
Verunsicherung ist groß, Banker, Unternehmer und Politiker treten
mit ernsten Mienen vor die Kameras. Andererseits gibt es neue
Anzeichen der Hoffnung: Nach den spektakulären Börsenverlusten der
vergangene Woche von bis zu 20 Prozent schossen die Werte am Montag
nach rekordmäßigen Tageszuwächsen von über zehn Prozent wieder in
die Höhe. Auslöser dafür waren unter anderem die eiligst
angekündigten Maßnahmen der sieben großen Industrienationen (G7)
sowie das Rettungspaket, auf das sich die Eurostaaten bei ihrem
Krisengipfel am Wochenende in Paris geeinigt hatten.
Spanien verabschiedete unmittelbar darauf seinen Beitrag zu dem
Notplan. Die Regierung in Madrid beschloss per Dekret eine
Bürgschaft in Höhe von 100 Milliarden Euro. Der Staat übernimmt
Garantien für den Zahlungsverkehr der Banken und Sparkassen
untereinander. Ziel ist es, Vertrauen zu fördern und die Geldströme
wieder fließen zu lassen.
Zuvor schon hatte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero
eine Garantie für Spareinlagen bis 100.000 Euro gegeben sowie einen
50-Milliarden-Euro-Fonds auf den Weg gebracht, um den
Geldinstituten über den Kauf von Aktiva Finanzspritzen zu
ermöglichen.
Die Balearen-Regierung entschied, die Maßnahmen der
Zentralregierung zu flankieren, um die Wirtschaft auf den Inseln zu
unterstüzten. Am Freitag vergangener Woche gab Ministerpräsident
Francesc Antich ein Steuersenkungspaket bekannt, das die
Abgabenlast um bis zu 57 Millionen Euro erleichtern soll. Das
Zwölf-Punkte-Programm, das noch vom Parlament verabschiedet werden
muss, will Unternehmer, kinderreiche Familien, junge Menschen und
Geringverdiener entlasten. Bei Immobilienkäufen von Firmen etwa
soll die regionale Steuer von sieben auf sechs Prozent gesenkt
werden. Der Besitzerwechsel von Betrieben beispielsweise in der
Gastronomie wird künftig mit zwei statt vier Prozent besteuert. Die
Unternehmen müssen sich jedoch verpflichten, die Zahl der
Mitarbeiter beizubehalten. Mehr Abschläge als früher gibt es bei
der Schenkungs- und Erbschaftssteuer, wenn es sich um die
Weitergabe von Firmen an die nächste Familiengeneration handelt.
Bei Immobilienkäufen erhöht sich die Steuerminderung auf 50 Prozent
bei Erstwohnungen und 75 Prozent bei Sozialwohnungen. Das gilt für
Käufer unter 36 Jahren, kinderreiche Familien und Behinderte.
Die balearische Wirtschaft reagierte verhalten bis positiv auf
die Maßnahmen. Jede Steuererleichterung sei positiv, sagte der
Präsident der Vereinigung der Bauunternehmer, Gabriel Oliver,
gegenüber spanischen Medien, auch wenn er größere Bewegungen im
Immobilienbereich bezweifelte. Sprecher der sozialistischen
Gewerkschaft UGT nannten das Maßnahmenbündel konsequent. Der
Verband der kleinen und mittelständischen Unternehmen kritisierte,
die Maßnahmen der Balearen-Regierung begünstigten vor allem große
Firmen.
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