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Der lila (!) Prospekt von Inselrat und Fraueninstitut verrät, wo man in Sachen Gleichberechtigung steht: ganz am Anfang. „Warum nicht auch du?”, wird man(n) gefragt. Gemeint sind basics wie abwaschen und bügeln, und es ist tatsächlich so, dass Männer vor der Waschmaschine oder beim Windelwechseln nicht zum Alltag gehören – nicht nur in Spanien, aber hier vielleicht besonders. „Männer an den Herd” und „Gewalt gegen Frauen”: Zwei „Gender”- Themen in dieser MM-Ausgabe, die sich mit den Geschlechterrollen befassen. Eines kommt eher leicht daher, das andere zeigt die brutale Gegenwart in Spanien: 58 Frauen wurden 2008 von ihren (Ex-)Partnern getötet – obwohl das Gesetz gegen häusliche Gewalt durchaus wirkt. Weil die Frauen deutlich mehr Hilfe bekommen, ist die Zahl der Anzeigen stark gestiegen – und schon fühlen sich etliche Männer unschuldig an den Pranger gestellt.

Bei aller Verunsicherung: Das Ende jahrzehntelang festgefahrener Strukturen ist eingeläutet. Gleichberechtigung, die diesen Namen verdient, erfordert Einsatz an allen Enden, um im Alltag jeder Familie anzukommen. Gute Ansätze sind in Sicht, auch europaweit, wie die Forderung der EU, Stereotypen aus der Werbung zu verbannen. Und: Keine „Rollenklischees” mehr in Schulbüchern, Video- und Computerspielen.

Unter erstarrten Strukturen leiden alle: Jungs, die, laut Pisa, in der Schule schlechter abschneiden, weil sie zu Hause keine Väter haben; Männer, die im Schnitt sechs Jahre früher sterben; Frauen, die im Schnitt noch immer 15 Prozent weniger verdienen (weshalb die EU den 22. Februar zum „Internationalen Tag für gleiches Entgelt” erklären will). Nach dem „mommy-track” – so heißt in Amerika das Mütter-Abstellgleis für schlechtbezahlte Teilzeitjobs – gibt es nun auch den „daddy track”, der hoffen lässt, dass Kürzertreten bei der Arbeit auch bei Männern an Prestige gewinnt.

Freude am Rollenspiel lässt sich nicht verordnen, sie beginnt im Kopf. Mir persönlich – siehe unten – ist ein Mann lieber, der tanzen kann statt bügeln.