Inmitten von Bäumen, blühenden Sträuchern und
Blumen stehen Skulpturen und andere Kunstwerke. Im
Garten-Restaurant hängen auffällig viele Bilder und ein
Gitarrenspieler sorgt für dezente Live-Musik. In dem angrenzenden
langgezogenen Bau bewegen sich zwei junge Damen graziös, sie machen
wahrscheinlich Bauchtanz, Yoga oder Ballett – ganz genau kann man
es aus der Ferne nicht erkennen. Eines ist jedoch sofort zu
bemerken: Ob Gemälde, Skulpturen, Musik oder Tanz – die Kreativität
kennt im Kulturzentrum „Sa Taronja” in Andratx keine Grenzen.
1997 übernahm der Künstler Hartmut Usadel gemeinsam mit
drei anderen Geldgebern die ehemalige Hühnerfarm, um aus den
Ställen Galerieräume zu machen. Während seine Partner dort Villen
mit Swimmingpools bauen wollten, brachte der Maler das Gelände auf
Vordermann und träumte von einem Künstlerparadies.
Um das Projekt vor den Bauplänen der anderen Investoren „zu
schützen”, übernahm Tina Horne vor sechs Jahren deren Anteile.
Seitdem hat die Engländerin nach und nach das Kulturprojekt
ausgebaut, das heute Raum für gestalterischen und künstlerischen
Ideenreichtum bietet.
„Ursprünglich hatte ich keinen konkreten Plan, sondern wollte
nur diesen schönen Ort retten”, sagt Tina Horne, die inzwischen
Vorsitzende des Kulturvereins ist. „Eigentlich organisierte ich nur
das „Ping!”, ein Event mit experimenteller Kunst. Danach wollte ich
ein Zentrum schaffen, wo interkultureller Austausch stattfindet,
das sich finanziell trägt und wo alle Leute mitmachen können.
Inzwischen habe ich allerdings gelernt, dass man mit Kunst keine
Einnahmen erzielen kann.” Das „Ping!”-Festival hat sich jedoch
bewährt und findet im Oktober inzwischen zum fünften Mal statt.
Es sei auch ein Anliegen gewesen, dass Mallorquiner, Briten und
Deutsche gemeinsam kreativ sind. „Mir schwebte ein Ort vor, wo
Einheimische und Fremde zusammentreffen, denn ich wollte kein
linguistisches Ghetto haben. Aber vielleicht war ich ein bisschen
zu naiv und idealistisch, denn die Sprache ist eine große
Barriere.”
Trotzdem ist das „Sa Taronja” inzwischen Anlaufpunkt für
Landsleute vieler Nationen, die wegen des vielfältigen
Kulturprogramms kommen, das Horne und Event-Manager Jan
Kobrzinowski regelmäßig auf die Beine stellen. Ausstellungen,
Konzerte, Workshops – „vom Bridge-Club bis zum Punkrock-Konzert” –
finden in den ehemaligen Hühnerställen statt. Zahlreiche
Protagonisten (wie zum Beispiel das Deutsche Sinfonie-Orchester)
treten dabei zu Sonderkonditionen auf, da es ihnen in der
Künstler-Idylle so gut gefällt und sie wissen, dass die
Verantwortlichen keine großen Gagen zahlen können.
Seit Mai dieses Jahres gibt es dort auch ein Restaurant. „Jedes
Kulturzentrum verfügt über Gastronomie, außerdem wollten wir das
Defizit decken”, so Horne. Von mittwochs bis sonntags hat das Lokal
zwischen 19.30 und 23.30 Uhr geöffnet. Meistens bei Live-Musik
werden dort Tapas und ein Menü angeboten.
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