Diesen Flaschen kann so schnell niemand das
Wasser reichen: Mit Swarovski-Kristallen geschmückt, obenauf ein
filigranes Glitzerkrönchen – Sammlerstücke für die Vitrine. Das
wirklich Exklusive aber steckt in der Flasche: reinstes Wasser aus
dem japanischen Kobe, der Durstlöscher für den exquisiten Geschmack
– und den dicken Geldbeutel: 170 Euro kostet die Flasche dieser
Sonderedition. Wassertrinken ist schick geworden, immer mehr
Quellen und Abfüllungen haben ihre eigenen Fans, denen nichts
anderes mehr ins Glas kommt.
„Die Menschen leben bewusster“, erklärt Michael Kühnemund das
Revival des Mineralwassers, „der Trend, Wasser aus aller Welt zu
trinken, hat seinen Ursprung aber bei den Hollywoodstars. Wenn
ihnen irgendwo ein Wasser schmeckte, ließen sie es sich zum
nächsten Set einfach einfliegen.“ Heute muss man kein Hollywoodstar
sein, um ausgefallenes Wasser zu trinken – und auch nicht jede
Marke ist so teuer wie die „King und Queen“-Ausgabe von „Fillico“.
Schon länger gibt es exotische Wässerchen in der Sternegastronomie,
das Restaurant Tristán in Puerto Portals hat sogar neben der Wein-
eine reine Wasserkarte mit neun stillen und neun mit Kohlensäure
versetzten internationalen Marken.
Aber auch im eigenen Kühlschrank muss man nicht auf exquisites
Wasser verzichten. In wenigen Tagen eröffnet Kühnemund mit seinem
Partner Michael Schrader in Santa Ponça die „Water Gallery“: 60
internationale Wassersorten hat er in seinem Programm, ein Konzept,
das er bereits seit sechs Jahren erfolgreich mit einem
holländischen Partner in Amsterdam betreibt. „Wasser galt lange als
langweilig“, erzählt er, „mittlerweile sind im Wassermarkt aber
jährlich um die 20 Prozent Steigerung drin.“
Mit dem Wasser sei es wie mit dem Wein – jedes schmecke anders.
Das liege am unterschiedlichen Mineralstoffgehalt der Böden und der
Beschaffenheit, „unberührte Natur schmeckt man einfach raus.“ Und
wirklich: In der Abfüllung aus Patagonien sieht man sogar feine
Mineralkristalle schwimmen, das „Fiji“ mit seiner weichen Textur
kommt von einem abgelegenen Ort am Rande eines uralten Regenwaldes
aus einer vollkommen von der Außenwelt abgetrennten Quelle, „Voss“
ist Gletscherwasser aus Norwegen und „Antipodes“ ein
neuseeländischer Tropfen, der 50 Jahre benötigt, um aus den Tiefen
an die Oberfläche zu gelangen. Alejandro Velazquez, Sommelier des
Restaurants Tristán, schwört persönlich auf „Clowd Juice“, ein
Wasser, das nicht aus einer Quelle stammt, sondern in Flaschen
abgefüllter, gefilterter und in Tasmanien aufgefangener Regen ist –
und damit wohl nicht nur eines der außergewöhnlichsten
Erfrischungen der Welt, sondern auch besonders samtig und mild.
„Die Unterscheidung – gutes oder weniger gutes Mineralwasser –
ist eine reine Geschmackssache“, sagt Kühnemund, Qualität müsse
nicht teuer sein: Das „Fiji“ etwa liegt bei rund drei Euro die
Flasche. Aber nicht nur der Quell macht die Besonderheit einiger
Marken aus: I-Tüpfelchen des guten Geschmacks sind die
durchdesignten Flaschen: Die amerikanische Marke „1 Liter“ hat im
Deckel einen Trinkbecher integriert, für die schlanke Silhouette
von „Voss“ zeichnet ein Designer von Calvin Klein verantwortlich,
das Logo von „Bling“ schmücken Swarovski-Steine – wahlweise in Weiß
oder Rosé, für die Weihnachtsedition darf es auch mal rot-grüner
Glitzer sein.
Kühnemund weiß von Feinschmeckern, die zur entsprechenden Speise
das passende Wasser reichen: Nass aus Patagonien soll zum Steak ein
Gedicht sein, die Sylter Quelle ideal den Fischteller begleiten.
Tristán-Sommelier Velazquez verzichtet auf solche Empfehlungen.
Wichtiger sei ihm, wenn der Gast zum Beispiel eine besondere Diät
einhalte, ein Wasser empfehlen zu können: zum Beispiel das
schottische „Deeside“ das besonders gut hydriert, oder das „Ogo“
für Sportler – diesemWasser ist pro Liter 200 Milligramm Sauerstoff
zugesetzt. Ein Ansatz, den auch Kühnemund verfolgt: „Wir haben
einen Professor aus München damit beauftragt zu erforschen, welches
Wasser am besten zu welcher Sportart passt.“
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