Während in Deutschland die Zahl der
Abtreibungen seit Jahren sinkt, haben die Balearen eher traurige
Statistiken vorzuweisen: Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche
hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, 3058 waren es
allein 2007. Insgesamt 14 von 1000 Frauen und Mädchen zwischen 15
und 44 Jahren haben allein 2006 abgetrieben. Zum Vergleich: Auf dem
spanischen Festland liegt die Zahl bei 10'6 pro 1000, in
Deutschland sind es nur 7'3.
Jetzt hat die Balearenregierung eine Maßnahme präsentiert,
welche diese alamierenden Zahlen senken soll. Die „Pille danach”,
die bisher rund 19 Euro kostet, soll es demnächst in Arztzentren
des öffentlichen Gesundheitswesen IB Salud kostenlos geben.
Voraussetzung, so gab die Regierungsmannschaft mit ihrer
frischgebackenen Sprecherin Joana Barceló bekannt, ist nach wie vor
ein Rezept vom Arzt.
Die „Pille danach”, in Spanien unter den Namen Postinor und
Norlevo im Handel, enthält das synthetische Gestagen
(Gelbkörperhormon) in hoher Dosierung. Es soll den Eisprung und
somit die Befruchtung einer reifen Eizelle durch Spermien
verhindern und muss deshalb spätestens 72 Stunden nach dem
Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Hat sich die befruchtete
Eizelle bereits in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet, kann die
Schwangerschaft durch die „Pille danach” nicht mehr unterbrochen
werden. Sie ist deshalb nicht zu verwechseln mit der sogenannte
Abtreibungspille (Migyne/RU 486).
Hintergrund der aktuellen Kampagne ist die erschreckend hohe
Zahl der Schwangerschaftsabbrüche auf den balearischen Inseln, die
laut Statistiken weit über dem Landesdurchschnitt liegen. „Wir
wollen mit dieser Aktion vor allem auch für mehr Aufklärung sorgen
und so das Bewusstein für Sexualität und Verhütung besonders unter
den Jugendlichen maßgeblich verbessern”, sagte Regierungssprecherin
Joana Barceló bei der Vorstellung des Projektes. Die Verschreibung
dieses Präparates werde deshalb immer mit einer eingehenden
Beratung kombiniert.
„Diese Pille eignet sich nur für den Notfall und sollte
keinesfalls zu oft angewendet werden, da die Hormonbelastung für
den Körper sonst zu groß ist”, warnt Dr. Eckart Wiegers,
Gynnäkologe an der Clínica Picasso in Palma. Wichtig sei es,
besonders Jugendliche über geeignete Verhütungsmethoden wie niedrig
dosierte Anti-Baby-Pillen oder die Spirale zu informieren.
Vergewaltigung, Alkoholeinfluss oder nicht sachgemäße Anwendung
von Verhütungsmitteln sind laut Barceló legitime Gründe, die „Pille
danach” zu verschreiben. „Wir müssen alles tun, um die ständig
steigenden Abtreibungszahlen zu senken.”
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