Die Olympischen Spiele von Peking sind mallorquinische Spiele.
Bis Mittwochabend konnten spanische Athleten im fernen China zehn
Medaillen gewinnen, fast ein Drittel davon gingen an
mallorquinische Helden: Tennisstar Rafael Nadal holte am Sonnntag
Gold, Bahnradsportler Joan Llaneras hatte bereits einen Tag zuvor
den ersten Platz im Punktefahren belegt. Und am Dienstag gab es für
Llaneras, der zusammen mit dem ebenfalls von Mallorca stammenden
Toni Tauler antrat, auch noch Silber im
Zweier-Mannschaftsfahren.
Auf Mallorca ist man daher verdammt stolz. Wobei der Ruhm von
Nadal alles übertrifft. Denn einen Tag nach dem Finalsieg über den
Chilenen Fernando González wurde er die neue Nummer eins der
Tennis-Weltrangliste und entthronte den Schweizer Roger Federer,
der 235 Wochen an der Spitze war. Festgestanden hat das bereits
zwei Wochen vorher, jetzt ist es offiziell.
Mallorca scheint ob der Erfolge des Mannes aus Manacor wie im
Rausch. Zeitungen berichten seitenweise über die Erfolge,
Insel-Institutionen schalteten ganzseitige Anzeigen, um dem Helden
zu huldigen.
Aus dem Jungen von der Insel ist ein Weltstar geworden. Im
amerikanischen Fernsehen macht er Werbung für die US Open. Und über
ein Fotoshooting freuen sich vor allem die weiblichen Fans: Nadal
ziert die aktuelle Ausgabe des "New York Magazines" - mit nacktem,
durchtrainiertem Oberkörper.
Nadal als Model, in erster Linie ist er aber Sportler. Seine
Meinung zum Erfolg der Insulaner: "Auf den Balearen erleben wir
einige außergewöhnliche Jahre, was das sportliche Niveau betrifft."
Nadal denkt dabei an Joan Llaneras, aber auch an Motorradprofi
Jorge Lorenzo oder Basketballer Rudy Fernández. "Ich glaube, wenn
gute Basisarbeit geleistet wird, dann trägt das früher oder später
Früchte. Das passiert jetzt gerade."
Für Joan Llaneras war die Goldmedaille bereits der zweite
Olympiasieg nach seinem Erfolg 2000 in Sydney. 2004 gab es für ihn
Silber. Der Platz eins vom Samstag war Spaniens 100. Medaille in
der Geschichte der Olympischen Spiele. Mit der zusätzlichen
Silbermedaille vom Dienstag avancierte der Mann aus Porreres zum
insgesamt erfolgreichsten spanischen Olympioniken.
Dass er gerade mit Toni Tauler aus Santa Margalida Silber holte,
überrascht. Das Duo wurde vor Kurzem zusammengestellt, die beiden
waren nicht aufeinander eingespielt. Für Llaneras bedeutete der
Auftritt in Peking einen krönenden Abschluss der Karriere. Er tritt
mit 39 Jahren ab und wird im kommenden Jahr in der Direktion der
Palma Arena arbeiten.
Drei Medaillen für Mallorca. Im Medaillenspiegel kann man sich
damit sehen lassen. Sogar im Vergleich mit eigenständigen Staaten,
die ein eigenes Team nach Peking geschickt haben. So brachte es
Österreich bis Mittwoch zum Beispiel nur auf einmal Silber und
einmal Bronze ...
Obwohl sich Olympia schon langsam dem Ende zuneigt, ist aus
mallorquinischer Sicht sogar noch mehr drin. Zwar ist die spanische
Basketballmannschaft der Frauen (mit Alba Torrens) im Viertelfinale
gegen Russland ausgeschieden, die Männer sind aber noch dabei.
Nachdem das Team, in dem der Mallorquiner Rudy Fernández spielt, am
Mittwoch gegen Kroatien gewonnen hat, geht es am Freitag im
Halbfinale gegen Litauen.
Und dann ist da ja noch Marga Fullana. Die Mallorquinerin gehört
zu den Favoritinnen beim Mountainbike-Rennen der Frauen, das
ebenfalls am Freitag ausgetragen wird.
Übrigens: Genau genommen hat Mallorca sogar schon dreieinhalb
Medaillen gewonnen. In der 3000-Meter-Einzelverfolgung auf der Bahn
holte die Britin Rebecca Romero Gold. Romeros Vater ist
Mallorquiner, sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit auf der
Insel.
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