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Jürgen Weber, der Chef des Lufthansa-Aufsichtsrats, hat in diesen Tagen eigentlich andere Sorgen. Bei der größten deutschen Fluglinie wird gestreikt, Ende und Höhe des Schadens sind nicht abzusehen.

Jetzt hat Weber auch noch einen persönlichen Schaden erlitten: Auf dem Flughafen von Palma wurde er bestohlen. Er erlitt einen Verlust, der kaum zu ersetzen ist.

Auf dem Mietwagenparkplatz am Flughafen wollte er bei einem Vermieter sein Auto abholen. Bislang sei er mit dessen Service stets zufrieden gewesen, sagt Weber. Doch diesmal klappte es mit dem gebuchten Auto nicht – ein ganz anderes Fahrzeug wurde ihm angeboten. Als er den Angestellten darauf hinwies, entwickelte sich ein Streit, in den sich andere einmischten. Weber wurde abgelenkt – und plötzlich war der zu seinen Füßen abgestellte Koffer weg. Für den Manager eine Katastrophe.

,,Der Koffer war mein Tresor, mein Ein und Alles, meine letzten 30 Jahre”, klagt Weber gegenüber dieser Zeitung. Drin war alles wichtige, was er für seine Arbeit auch auf Mallorca brauche, vom Laptop angefangen über Unterlagen, Reisepass mit neuem US-Visum für eine anstehende Amerikareise, Kamera, Kredit- und LH-Karten, Haus- und Autoschlüssel etc. etc.

Sein Bargeld habe er zum Glück in der Brieftasche gehabt. Deshalb glaubt Weber auch nicht so recht, dass er seinen Koffer wiedersieht: ,,Vermutlich haben die Diebe ihn, nachdem der Inhalt für sie wertlos war, in den nächsten Container geworfen, und er ist längst in der Müllkippe.” Wunder geschehen allerdings immer wieder. Natürlich hofft Weber, dass sich ein Finder meldet, und wenn es ein Erpresser ist, der ihm den Koffer gegen Geld anbietet.

Ein Mitarbeiter der Mietwagenfirma verwies ihn an die Flughafenwache, wo seine Anzeige von einem freundlichen deutschsprechenden Polizisten aufgenommen wurde.

Der Beamte machte ihm aber wenig Hoffnung, dass er den Koffer zurückerhalten werde. Zu viele Fälle dieser Art gebe es. In der Tat: Allein in den paar Minuten, in denen er sich auf der Wache aufgehalten habe, sagt Weber, hätten sich dort drei weitere auf dem Flughafen Bestohlene eingefunden.

Der Sprecher der Nationalpolizei in Palma bestätigt, dass es an gleicher Stelle im Flughafenparkhaus immer wieder zu ähnlichen Vorfällen kommt. Das Problem sei bekannt. Bereits im vergangenen Jahr sei eine Diebesbande aktiv gewesen. Die Männer gehen laut Polizei immer gleich vor: Einer verwickelt das Opfer in ein Gespräch, der andere greift sich unbemerkt die Beute. „Wir können den Bereich nicht permanent überwachen”, heißt es bei der Polizei.

Weber argwöhnt, dass es in der Mietwagengarage organisierten Diebstahl gibt und Mitarbeiter seiner Vermietfirma daran beteiligt sind. Zwei Bekannte, ein prominenter Wirtschaftsführer aus München und ein prominenter Künstler, seien an gleicher Stelle in gleicher Weise bestohlen worden, wie er im Nachhinein von ihnen erfahren habe.

Laut Polizei gibt es keine Hinweise darauf, dass Mitarbeiter von Mietwagenunternehmen zur Bande gehören.

Der Manager, der seit Jahrzehnten einen Zweitwohnsitz auf Mallorca hat, und mehrmals im Jahr sein Haus im Nordosten genießt, sauer gegenüber MM: ,,Das sind die Dinge, die einem die Insel verleiden.”