Langsam aber sicher zeichnet sich ab, wie die Zukunft von Real
Mallorca aussehen wird. Der Klub bekommt einen neuen Besitzer. Und
dabei handelt es sich um einen Engländer. Wie Anfang der Woche
bekannt wurde, verkauft Vicenç Grande, Präsident und Hauptaktionär
von Real Mallorca, sein Paket (etwa 80 Prozent der Klub-Anteile) an
Paul Davidson. Der englische Unternehmer ist auf der britischen
Insel als "The Plumber" ("Der Klempner") bekannt und hat seine
Millionen im Röhrengeschäft gemacht. Fußball hat ihn bisher nur als
Fan interessiert, in das Business war er noch nicht involviert.
Bauunternehmer Grande, dessen Firma "Grupo Drac" seit Wochen
schwer angeschlagen ist und ums Überleben kämpft, und der britische
Investor haben einen Vorvertrag unterschrieben. Sollten keine
Probleme auftreten, dann gehen am 1. September etwa 95 Prozent der
Grande-Aktien an Davidson über. Über genaue Vertragsinhalte
herrscht Stillschweigen, Beobachter schätzen aber, dass bei der
Transaktion etwa 42 Millionen Euro umgesetzt werden.
In den vergangenen Wochen war bereits darüber spekuliert worden,
dass Real Mallorca britisch werden könnte. Allerdings galt bis Ende
vergangener Woche Freddy Shepherd, der auch schon Mitbesitzer von
Newcastle United war, als heißester Kandidat. Als Shepherd von der
neuen Entwicklung erfuhr, soll er recht angefressen gewesen
sein.
Zwar ist Paul Davidson noch nicht endgültig neuer Besitzer von
Real Mallorca, er plauderte im Laufe der Woche aber schon über
seine Pläne für den Inselklub. Eine Überraschung: Vicenç Grande
soll auch in den nächsten fünf Jahren die Geschicke des Klubs als
Präsident lenken. "Er hat eine gute Arbeit gemacht", so Davidson,
der zugleich betonte, dass er sich nicht in sportliche
Entscheidungen einmischen will. "Das überlasse ich den Profis."
Davidson fühlt sich bisher an der Costa del Sol wie zu Hause,
will aber nun nach Mallorca übersiedeln. Ein Anwesen hat er sich
schon gekauft. Auch bei den kommenden Spielen von Real Mallorca
wird man ihn wohl regelmäßig im Ono-Estadi sehen. Schon jetzt hat
er angekündigt, nicht in der Ehrenloge sitzen zu wollen, sondern
auf der Tribüne wie ein ganz normaler Fan. "Dort fühlt man mehr von
der Leidenschaft und erlebt Fußball pur."
Als eines seiner ersten Vorhaben nennt Davidson die Gründung
eines Real-Mallorca-Fanclubs für Ausländer, in dem sich vor allem
die Briten organisieren sollen. Davidson: "Es ist wichtig, dass man
auch Fans anderer Nationalitäten ins Stadion locken kann."
Nicht zuletzt dank der Ausländer soll sich die Fanbasis der
Inselkicker verbreitern. Statt einem Schnitt von bisher 17.000 kann
sich der künftige Klub-Besitzer 23.000 vorstellen. "Das wäre
fantastisch und würde aus unserem Klub etwas Besonderes
machen."
Aktuell vertraut Davidson dem Kader, der sich gerade unter
Trainer Gregorio Manzano in Tirol auf die kommende Spielzeit
vorbereitet (siehe nächste Seite). Dennoch wird der Spielermarkt
mit Interesse beobachtet. Davidson: "Ich will, dass Real Mallorca
in allen Belangen wächst. Dass der Klub einen Platz unter den
Großen des spanischen Fußballs einnimmt. Und, wenn es möglich sein
sollte, auch in Europa. Wir müssen Optimisten sein."
In den mallorquinischen Medien wurden die zu erwartenden neuen
Besitzverhältnisse bei Real Mallorca überwiegend neutral bis
wohlwollend betrachtet. Es gab aber auch Kritik: So wurde in
Kommentaren beklagt, dass sich keine einheimischen Unternehmen für
die Zukunft des Inselklubs engagieren.
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