Wie sie da sitzt, in ihrem karierten
Baumwollhemd, das graue Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz
zusammengebunden, mit diesem ruhigen, klaren Blick, den bedacht
gesprochenen Sätzen, die so viel Lebenserfahrung offenbaren, spürt
man sofort, dass diese Frau eine tiefe Verbundenheit mit der Natur
und ihren Kreaturen eint: Jane Goodall. Zum ersten Mal in ihrem
Leben, gesteht die britische Verhaltensforscherin, sei sie nach
Mallorca gekommen: „Und das, obwohl ich 300 Tage im Jahr unterwegs
bin”, wie sie mit einem leisen Lächeln hinzufügt.
Natürlich hat auch ihre Reise nach Palma nur einen Grund:
Schimpansen, genauer: das Waisenhaus für elternlose Schimpansen in
Tchimpounga, Republik Kongo. Unermüdlich sammelt die 74-Jährige
weltweit Geld für die Rettung der letzten Schimpansen. Nichts
anderem diente auch die Benefizveranstaltung am Mittwochabend im
Museum Es Baluard, die von der Stiftung „la Caixa” unterstützt
wird. „Aufgrund von Wilderei und Abholzung der Wälder ist die Zahl
der Menschenaffen in Afrika so drastisch gesunken, dass sie von der
Ausrottung bedroht sind”, so die Forscherin, die schon 1960, im
Alter von 26 Jahren, das Verhalten der Schimpansen im „Gombe Stream
National Park” in Tansania hautnah in „teilnehmender Beobachtung”
studierte.
Die Jagd auf die Schimpansen, um sie als Haustiere, für den
Zirkus oder andere gewerbliche Zwecke auszubeuten, mache zudem
immer mehr Jungtiere zu Waisen. Deshalb fordert Jane Goodall: „Wie
wir Menschen brauchen auch Schimpansen bestimmte Grundrechte.” So
fordert sie etwa das Verbot, die Tiere für die medizinische
Forschung und gewerbliche Zwecke auszubeuten. Dafür müssten zwei
Hauptprobleme in Entwicklungsländern gelöst werden: die
Bevölkerungsexplosion und die immer drastischere Verarmung: „Wir
müssen die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessern, damit
sie in ihrer Not nicht auf jedwede Einnahmequelle angewiesen
sind.”
Verantwortlich für die Missstände sei die Gier internationaler
Unternehmen, die die Natur auf der Suche nach Quellen für Minen,
Mineralien und Nutzholz zerstörten: Der Kampf um das Überleben der
Schimpansen sei auch ein Kampf für die Umwelt – und die gesamte
Menschheit: „Nutzen wir das Geschenk unseres Lebens, um diese Welt
ein bisschen besser zu machen.”
Wie ihre Kollegin Diane Fossey – die Gorilla-Forscherin wurde
1985 ermordet – trug Jane Goodall zu einem völlig neuen Bild der
Frau als Wissenschaftlerin bei, indem sie erstmals die sozialen
Hierarchien der Schimpansen beschrieb. Dabei fand sie heraus:
Menschenaffen sind auch nicht perfekt:„Wenn sie etwas intelligenter
wären, wären sie wohl so wie wir, fürchte ich.”
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