Die Reichen sollen es richten: "Das untere und
mittlere Preissegment laufen zurzeit nicht so gut", beschreibt
Carolin Osterkamp von Kühn & Partner die Situation auf
Mallorca, "aber im oberen sind Nachfrage und Preise weiter
steigend." Nicht nur der Immobilienmarkt, auch der Handel mit
Autos, Möbeln, Booten floriere im Luxussegment besser. Im Tourismus
ähnliche Töne: "Die Märkte entwickeln sich auseinander", sagt
Airtours-Pressesprecherin Kornelia Kneissl: Gefragt seien die
Schnäppchen und das ganz Besondere, dazwischen hat die
Tourismusbranche derzeit nichts zu lachen. Auch Anton Leiner,
Director Luxury Sales bei Arabella Starwood Hotels & Resorts,
sieht für den Drei- und Vier-Sterne-Bereich grau. Aber auch hier
die Einschätzung: "Das Luxussegment hat Zukunft."
Da der Mittelschicht die Kaufkraft verloren geht - oder eine
neue Sparsamkeit ausgebrochen ist - werden viele Hoffnungen auf die
Lokomotive Luxus gesetzt. Auf Mallorca werden in diesem Jahr gleich
zwei Luxusmessen veranstaltet und kaum ein Event, bei dem keine
"Luxusartikel" präsentiert werden. Problem: Mallorca kann fast
allen erdenklichen Luxus bieten, aber dennoch haftet der Insel nach
außen hin immer noch das Geschmäckle der Billiginsel an. So lange
die Menschen im Ausland immer noch zuerst an Arenal oder Magaluf
und dann erst an Puerto Portals denken, kann die Insel mit
mondäneren Orten wie Marbella eben immer noch nicht mithalten.
"Tatsächlich ist Mallorca aber besser als sein Image", sagt
Leiner. Was die Infrastruktur anbelangt, stehe sie sogar weit
vorne, vor anderen Luxus-Destinationen.
"Mehr Luxus geht doch fast nicht", umfasst Carolin Osterkamp das
Angebot auf der Baleareninsel: "Der Privatflughafen, die teuersten
Autos, Top-Immobilien, die besten Hotels, noble Boutiquen und
Läden, Golfplätze, Yachthäfen - es gibt kaum etwas, was es nicht
gibt." Zu zeigen, was Mallorca hat, darum geht es denn auch unter
anderem bei den beiden Luxusmessen.
Dass das Wörtchen Luxus aber noch lange kein Garant für
Supergeschäfte und ein Rieseninteresse ist, musste der Veranstalter
der "Privilege Summer Fair 2008" am vergangenen Wochenende im Blau
Portopetro Beach Resort erleben. Mallorcas Millionäre, die man
gerne auf der Messe begrüßt hätte, zogen es offensichtlich vor, auf
ihren Yachten Champagner zu schlürfen oder in Puerto Portals
shoppen zu gehen, statt in der Mittagshitze von Stand zu Stand zu
schlendern.
Kühn & Partner will mit seiner Messe "The Art of Living" ein
anderes Konzept fahren: Die Schau sei größer, bunter und offener,
so Organisatorin Osterkamp. "Wir wollen zeigen, welchen Luxus es
auf Mallorca gibt, aber nicht nur Reiche ansprechen." Jedermann sei
eingeladen, für einen Tag den Duft der verschwenderischen Welt
einzusaugen: "Das Leben besteht doch auch aus Träumen und
Wünschen." Und schließlich: Manchen Luxus kann sich doch fast jeder
leisten. Und wenn es nur ein Glas Champagner und eine Weißwurst
ist.
Träumen kann man dabei zum Beispiel von der eigenen Luxusvilla
auf Mallorca. Verwirklichen kann man sich den Traum von exquisiter
Wohnkultur auf der Insel ab einem Budget von etwa 2'5 Millionen
Euro. Diese Grenze zieht Bernd Katzmarcik, General Manager von Kühn
& Partner, zwischen normal und deluxe. Auch andernorts soll
"eine Tendenz zum Luxuswohnen" eingesetzt haben, wie zum Beispiel
die FAZ in ihrer Online-Ausgabe für die großen deutschen Städte
festgestellt hat. Es seien wohlhabende Singles und Paare, aber auch
ältere Menschen, die es aufgrund der gehobenen Lebensqualität in
die exklusiven Wohnungen und Häuser ziehe.
Vor allem in der Hotelbranche ist ersichtlich, dass das
Verständnis von Luxus in den vergangenen Jahren einen Wandel
durchgemacht hat. Da gibt es immer noch die Fans des klassischen
materiellen Luxus, des zur Schau gestellten Glamours und des
Glanzes von chromblitzenden Rolls Royces und goldenen Wasserhähnen.
"Eine zweite Art von Luxus wird vor allem von den Mitteleuropäern
geschätzt. Es geht darum, Zeit zu haben, Platz zu haben, und einen
guten Service zu erhalten", sagt Luxus-Experte Leiner.
"Man will sich wohlfühlen und willkommen sein", sagt
Airtours-Sprecherin Kneissl. Gerade Mallorca biete eine ganze Reihe
von Luxushotels, die "voll im Trend" seien: das Unverwechselbare,
zum Beispiel ein Hotel in einem historischem Gebäude in Palma oder
eine Finca, die dem Zeitgeist entsprechend "angepasst" wurde.
"Früher waren die Leute nicht so luxusbewusst. Heute ist vieles
selbstverständlich. Die Ansprüche sind gestiegen."
Null-acht-fünfzehn-Angebote sprechen nur noch wenige an.
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