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Man muss kein Gegner des Katalanischen sein, um die derzeitige Sprachenpolitik der Balearen-Regierung befremdlich zu finden. Doch mit der aktuellen „Català-Offensive” werden selbst viele derer verprellt, die der zweiten Inselsprache bisher eigentlich ganz positiv gegenüberstanden. Allmählich sind wir überfordert.

Rund die Hälfte der hiesigen Bevölkerung stammt nicht aus dem katalanischen Sprachraum, trotzdem hat man in der Vergangenheit nicht das Gefühl gehabt, die zweite offizielle Sprache neben dem Spanischen werde auf Mallorca unterdrückt. Im Gegenteil: Die Mehrheit der Schulen unterrichtet weit über 50 Prozent auf Katalanisch, ausländische Kinder lernen die Sprache ebenso spielend wie Castellano, und die Katalanisch-Kurse für Erwachsene sind deutlich besser besucht als noch vor zehn Jahren. Hinzu kommt, dass die offizielle Amtssprache Katalanisch ist, ebenso wie die Schreibweise der Straßen- und Ortsnamen.

Trotzdem besteht die offensichtliche Angst, dieses von zwölf Millionen Menschen gesprochene Idiom sei in Gefahr, auszusterben. Daraus resultierten schon vor mehr als zehn Jahren so absurde Verordnungen wie das Gesetz zur „Normalisierung der katalanischen Sprache“. Auf den ersten Blick verständlich, nachdem Katalanisch während der Franko-Diktatur verboten war. Doch der zweite Blick entlarvt Extremisten, die den früheren Zustand jetzt umkehren wollen: Das Gesetz verbietet unter anderem – bis auf wenige Ausnahmen – Formulare und amtliche Dokumente oder Bekanntmachungen zweisprachig zu veröffentlichen. Ob dieses Verbot der zweiten offiziellen Inselsprache Castellano verfassungskonform ist, bezweifeln einige.

Und jetzt sind also die Kinder an der Reihe, deren ohnehin nicht besonders brillanter Fremdsprachenunterricht noch weiter beschnitten werden soll. Genau denen, die spielend drei oder vier Sprachen gleichzeitig lernen könnten, soll als wichtigstes Idiom für ihre Zukunft Katalanisch an die Hand gegeben werden. Das wird nicht die Zukunft der Sprache beeinflussen, sondern die zukünftigen Möglichkeiten der Kinder erschweren, die später vielleicht mal über den Tellerrand der Balearen hinausblicken wollen.