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Einen Sturm von Protesten, Kommentaren und Leserbriefen in den mallorquinischen Lokalzeitungen, sowie verbale Entgleisungen und üble Nazi-Beleidigungen vonseiten eines katalanischen Nationalisten, hat das Editorial von Joachim Hunold, Vorstandsvorsitzender der Air Berlin, im aktuellen Bordmagazin der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft entfacht. Hunold war "gerade stolz darauf", dass Air Berlin, die Palma als Drehkreuz für Spanien und Portugal benutzt, inzwischen auf fast allen innerspanischen Flügen eine Spanisch sprechende Stewardess an Bord hat, als die Balearen-Regierung die Airline im April in einem - auf Deutsch verfassten - Schreiben aufforderte, die mallorquinischen Fluggäste künftig "mit der offiziellen Sprache der Inseln", also auf Katalanisch, zu bedienen. "Das kommt mir spanisch vor", titelte Hunold im fernen Berlin. Und mokierte sich in seiner Glosse nicht nur über den Klang des Katalanischen ("Ab an die Platscha de Palma!"), sondern beklagte auch die Sprachpolitik spanischer Regionen als einen "Rückfall in die Kleinstaaterei" Womit er offensichtlich nicht gerechnet hatte: Viele Insulaner finden die Veräppelung ihres Inselidioms gar nicht lustig. Von Kommentatoren, Privatleuten, Politikern wurden Hunold und die Airline heftig attackiert: Der Chef der Fluggesellschaft wurde in der katalanischsprachigen Zeitung "dBalears" prompt als "persona non grata" erklärt und der katalanische Ex-Parlamentarier Joan Puig schwang, wie "Spiegel Online" bemerkte, "die Nazikeule": Auf seiner Internetseite versah er das Logo von Air Berlin mit einem Hakenkreuz und bezeichnete die Airline als "Air Goebbels". Der Gipfel der Geschmacklosigkeit war allerdings ein Terror-Video, das eine Zeitlang im Internet kursierte: Es zeigte eine nach Mallorca fliegende Maschine von Air Berlin beim Absturz.

Das Kulturwerk der Balearen (Obra Cultural Balear) warf Hunold eine Haltung vor, "die man mit jeder der letzten spanischen Diktatur unter Franco vergleichen kann" und beklagte den "geringschätzenden Ton über die mallorquinische Kultur". Hunold verkenne die sprachliche Realität der Inseln. Aber Air Berlin erhielt auch positive Reaktionen: Im Spanien-Büro der Airline seien 2000 E-Mails zu dem Thema eingegangen - "1800 pro Air Berlin und 200 kritische".

Der kleine Seitenhieb Hunolds gegen die Balearen-Regierung kam just zu einem Zeitpunkt, an dem die Katalanisierung des öffentlichen Lebens und des Schulwesens ohnehin ein großes und durchaus kontrovers diskutiertes Thema ist.

Bei der Frage, welchen Stellenwert die beiden offiziellen Amtssprachen auf den Balearen einnehmen sollen, ist die Bevölkerung auf den Inseln in zwei Lager geteilt: Die einen pochen auf die Bewahrung eines Kulturguts, dessen Gebrauch unter Franco verboten war, und fordern eine "sprachliche Normalisierung" durch die konsequente Förderung des Katalanischen in allen Lebensbereichen. Die anderen - etwa die Hälfte der Bevölkerung ist nicht katalanischsprachigen Ursprungs - bevorzugt das Kastilische als Umgangssprache aller Spanier und wegen ihrer Bedeutung als Weltsprache.

Der Sprachenstreit ist auf regionaler und nationaler Ebene ein Politikum: Während die konservative Opposition (PP) die Bedeutung der regionalen Sprachen eher eindämmen will, unterstützen die Sozialisten, die derzeit in Madrid und in Palma am Ruder sind, die nationalistischen Bewahrer der Regionalsprachen.

Ein Gespräch am Mittwoch zwischen dem balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich und dem Direktor von Air Berlin Spanien und Portugal, Álvaro Middelmann, bezeichneten beide Seiten als positiv: Antich betonte die wirtschaftliche Bedeutung der Airline für die Balearen und erklärte den Konflikt für beendet.

Middelmann sagte, es sei nicht Hunolds Absicht gewesen, die Kultur der Balearen zu verunglimpfen. Eine Einführung des Katalanischen an Bord von Air-Berlin-Maschinen in naher Zukunft sei jedoch wenig praktikabel: "Wir stellen unser Personal in Deutschland ein, aber wir machen, was möglich ist." Gegen die Nazi-Verunglimpfungen will Air Berlin gerichtlich vorgehen.