Haben Sie sie auch noch zu Hause? Gülden,
silbern oder in Bronze – mit dem noch sehr jungen Konterfei von
Juan Carlos, dem spanischen Wappen oder dem schnörkeligen Krönchen?
Im Wert von 1'8 Milliarden Euro, so schätzt jedenfalls die Banca de
España, stecken sie seit sechs Jahren noch verstaubt in
Spar-schweinen oder poliert in Münzalben: die spanischen
Pesetas.
2002 wurde die Pesete vom Euro überholt, jetzt kommt sie
in Manacor zu neuen Ehren. In der mallorquinischen Niederlassung
der Geschenk- und Haushaltsartikel-Kette „Crack” aus Barcelona
können Kunden den ganzen Mai ausnahmsweise auch mit Pesetas
bezahlen.
Eine Marketingidee, die sich auzahlt: „Jeden Tag gehen neben den
regulären Einkäufen in Euro durchschnittlich noch Waren im Wert von
300 Euro über den Tisch”, berichtet Geschäftsführer Albert
Martinez. Weil er schon im Vorlauf so oft von Kunden auf die Aktion
angesprochen worden war, akzeptierte er bereits zwei Wochen vor dem
offiziellem Start die alte Währung: „Da haben mir die Kunden schon
um die 120.000 Pesetas gebracht.”
Per Computerprogramm bekommt der Kunde beim Zahlen derzeit den
Preis in Pesetas und Euro angezeigt: Das erleichtert das Rechnen,
wenn ein Artikel in einer Mischung aus beiden Währungen beglichen
wird. Nur das Zählen geht von Hand – und das ist zeitaufwendig.
„Sobald jemand mit Pesetas kommt, muss ich eine Kollegin abstellen
und zum Zählen bitten.” Denn die meisten Kunden bringen sehr viel
Kleingeld anstelle von Scheinen. „Die meisten schleppen viele sehr
kleine Münzen an, die sie in Plastiktüten verpackt haben”, sagt er
mit einem Lachen. „Als ich die erste Geldfuhre auf die Banca de
España brachte, um sie dort umzutauschen, hatte ich es anschließend
im Kreuz, so habe ich mich abgeschleppt: Allein um die 2500
Fünf-Peseten-Stücke hatte ich dabei.” Die Banca de España ist das
einzige spanische Geldinstitut, in dem die alte Währung noch gegen
Euro eingetauscht werden kann. Allerdings auch nicht jede Pesete:
Während bei Scheinen noch alle gelten, die nicht vor 1939 gedruckt
wurden, ist beim Münzgeld nur noch die letzte Edition zu neuem Geld
zu machen.
Die Gründe, warum überhaupt noch so viele Pesetas im Umlauf
sind, scheinen vielfältig: Während ein Teil wohl sicher deswegen
nie umgetauscht wurde, weil es sich dabei um Schwarzgeld handelte,
vermutet Martinez, dass viele einfach zu bequem waren, wegen
kleiner Beträge extra die Banca de España aufzusuchen. Und auch
Sentimentalität mag eine Rolle spielen: „Es ist interessant”, sagt
der 36-Jährige, „von allen, die kommen, bekommen wir das Gleiche zu
hören: Dass die Zeit der geliebten Pesete eine goldene war und dass
der Euro uns nur geschadet habe.” Gleichzeitig sei er überrascht,
wie sehr sich mittlerweile – und trotz langem Widerstand – der Euro
im Bewusstsein verfestigt habe. „Lange haben ja alle noch weiterhin
in Pesetas gerechnet. Aber nun scheinen wir doch den Chip
gewechselt zu haben. Jetzt wo die Leute bei uns im Laden wirklich
mit Pesetas rechnen müssen, merken sie oft erst, wie fremd das doch
mittlerweile geworden ist.” Vor ein paar Tagen hätten ihm
Jugendliche vier 5000-Pesetas-Scheine gebracht: In acht Teile
zerfallen und schon so zersetzt, dass sie unter seinen Fingern
zerbröselten. Jetzt will Martinez für sie bei der Bank anfragen, ob
solche Scheine noch angenommen werden.
Auch viele Touristen und ausländische Residenten seien unter den
Pesetas-Käufern, erzählt er. Fündig werden dürfte in dem Laden auch
jener, der nur noch über wenige Münzen verfügt. Über die Hälfte der
Artikel kosten nicht mehr als 2'18 Euro und den günstigsten Artikel
gibt es bereits ab 78 Cent: Das sind 130 Pesetas.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.