In der konservativen Volkspartei (PP) auf den Balearen geht es
weiter drunter und drüber. Nicht nur immer neue Skandale
erschüttern die Partei, die vor einem Jahr die Regierungsmacht auf
den Balearen verlor, jetzt droht auch noch ein interner Machtkampf
um die Nachfolge des Ex-Ministerpräsidenten Jaume Matas. Der hatte
seine politische Laufbahn nach der Wahlschlappe im Mai 2007 beendet
und seine Stellvertreterin als designierte Nachfolgerin im Amt des
balearischen Parteivorsitzenden hinterlassen.
Tatsächlich galt Rosa Estaràs lange Zeit als unumstrittene
Kandidatin bei der Wahl, die im Rahmen des Parteitags am 5. Juli
stattfindet. Seit dem vergangenen Freitag aber ist klar, dass auch
Carlos Delgado antreten wird. Der Bürgermeister der wohlhabenden
und bei ausländischen Residenten beliebten Küstengemeinde Calvià
macht ihr den Parteivorsitz streitig.
Bei einer Pressekonferenz im Rathaus der Gemeinde nannte er
unterschiedliche Vorstellungen in der Sprachenpolitik als
Hauptgrund für seine Gegenkandidatur. Anfang April hatte Delgado
mit der Veröffentlichung eines Manifests mit dem Titel "Für die
Balearen" für Aufsehen gesorgt, in dem er eine Änderung des
Autonomie-Status fordert: Statt von Catalán solle dort von der
"balearischen Sprache" die Rede sein. Estaràs, die das Statut
maßgeblich mitformuliert hat, schloss diese Änderung kategorisch
aus. Delgado zeigt sich überzeugt, die Wahl gewinnen zu können. Er
erfahre immensen Zuspruch von der Parteibasis und glaubt, 80
Prozent der balearischen PP-Mitglieder hinter sich zu haben.
Selbst das allerdings könnte zu wenig sein. Denn auf dem
Parteitag sind die 2040 Delegierten entscheidend - und unter denen
zeichnet sich eine Mehrheit für Estaràs ab. Denn jeder Kandidat
muss vor dem Parteitag die Unterstützung von mindestens 20 Prozent
der Wahlleute nachweisen. Also sammeln die beiden Kandidaten nun
fleißig Unterschriften. Die 42-jährige Estaràs dürfte der Marke von
408 Stimmen schon recht nahe kommen und kann sich auch der
Unterstützung der Führungsriege der Partei sicher sein. Delgado
kann dagegen noch keine Unterstützung eines politischen
Schwergewichts vorweisen.
Bis zum Parteitag dürfte es aber dennoch hoch hergehen in der
balearischen PP. Denn um die Stimmen der Wahlleute ist ein heftiger
Streit entbrannt. Carlos Delgado drohte gar mit einer Klage, sollte
Estaràs nicht die Stimmen herausgeben, "die ihr nicht zustehen",
wie er sagte. Estaràs hatte mit dem Unterschriftensammeln schon
begonnen, bevor die Kandidatur ihres Widersachers feststand. Um
Delgado zu beschwichtigen versicherte Estaràs, jeder, der ihr seine
Unterstützung bereits schriftlich versichert habe, könne sich nun
unter den geänderten Vorzeichen "selbstverständlich" neu
entscheiden.
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