Als Journalist über gute Anzeigenkunden zu schreiben, ist eine
undankbare Aufgabe. Eine gewisse Befangenheit lässt sich nicht
leugnen. Und die Glaubwürdigkeit der Artikel, ganz gleich, was man
schreibt, ist beim Leser nicht die größte. Das sind doch nur
Gefälligkeiten, heißt es gerne.
Warum diese Einleitung in eigener Sache? Nun, wieder einmal ist
der krisengeschüttelte Immobilienmarkt in den Schlagzeilen, und
wieder einmal berichtet diese Zeitung, dass die Platzhirsche unter
den Mallorca-Maklern glänzende Geschäfte machen. Das scheint
paradox – und deshalb schöngefärbt.
Ist es aber nicht. Nach den Schreckensmeldungen aus der Branche
drängte es sich geradezu auf, die großen Makler zu fragen, ob es
denn wirklich sein kann, dass sie die Krise kaum berührt (S.82).
Obwohl die Unternehmer nicht dafür bekannt sind, innige
Freundschaften zu pflegen, sprachen sie eine Sprache:
Spitzenimmobilien laufen so gut wie selten. Die Hauptargumente sind
durchaus schlüssig. 1. Wer ein Millionenobjekt für die Ferien
kaufen kann, ist kaum krisenanfällig und schon gar nicht von
Euribor & Co. abhängig. Und 2. Mallorca ist in puncto
Anbindung, Sicherheit und Infrastruktur im geliebten Süden
konkurrenzlos. Die renommierte Tageszeitung ,,El País”, gänzlich
unverdächtig, Mallorca-Makler bedienen zu müssen, überschrieb denn
auch eine Marktanalyse so: „Die Einzigartigkeit schützt die
Balearen.”
Dass Inhaber teurer Villen auf der sicheren Seite sind, ist gut
fürs Renommee der Insel, wird Käufer und Makler normaler Objekte
aber nicht glücklicher machen. Die real existierende Krise auf dem
Wohnungsmarkt ist noch lange nicht ausgestanden, die Folgen
unübersehbar. Am Dienstag kam die Meldung, dass im März die
Autoverkäufe um 30 Prozent eingebrochen sind. Kein Wunder, wenn die
Menschen bis zur Halskrause in Hypothekenschulden stecken. 300.000
Euro für eine mittelprächtige 100-qm-Wohnung mit Blick auf die
Autobahn, das ist Wahnsinn, mit Durchschnittsgehältern einfach
nicht mehr zu schultern. Diese Preise werden nach unten gehen oder
zumindest langsamer steigen. Dafür wird der Markt sorgen.
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