Claudia Troppa Heusel hat nah am Wasser gebaut. Nach Siegen
pflegt die Leichtathletin aus Capdepera von den Gefühlen
überwältigt in Tränen auszubrechen. „Auf den Fotos bin ich dann
immer am Heulen”, sagt die 23-Jährige. Auch im vergangenen Februar
erging es ihr nicht anders, als sie in Valencia völlig überraschend
die spanische Hallenmeisterschaft über 60 Meter Hürden gewann.
Die Favoritin Glory Alozie war kurz nach dem Start aus dem
Rhythmus gekommen und konnte den Rückstand nicht mehr aufholen. Für
Troppa Heusel war es einer der größten Erfolge ihrer Karriere. „Mit
dem Sieg habe ich nicht gerechnet”, gesteht sie - in perfektem
Deutsch. Troppa Heusel ist zwar Spanierin, darf deshalb auch bei
den spanischen Meisterschaften starten, stammt aber aus einer
deutschen Familie. Geboren ist sie in Goslar.
Claudia Troppa Heusel gehört zu der Generation deutscher
Einwandererkinder, die praktisch ihr ganzes Leben auf Mallorca
verbracht haben: Sie wurde nur in Deutschland geboren, allein für
die Geburt machte sich ihre Mutter auf den Weg in die Heimat. Denn
schon damals lebte die Familie in Capdepera. „Ich fühle mich nicht
als Deutsche”, sagt Troppa Heusel, die neben Deutsch auch perfekt
Spanisch und Catalán spricht. Mit 17 Jahren tauschte sie ihren
deutschen gegen den spanischen Pass ein - wenn auch aus rein
sportlichen Gründen: Dem Kindesalter entwachsen durfte der
sportliche Teenager nämlich plötzlich nicht mehr an den spanischen
Wettkämpfen teilnehmen. „Ich musste sogar mal eine Medaille wieder
zurückgeben, weil ich nicht den richtigen Pass hatte.” Viele
bittere Tränen hat sie damals vergossen, erinnert sie sich.
Mittlerweile aber läuft es für die Sprinterin richtig gut. Ihren
zweiten spanischen Meistertitel bei den Erwachsenen hat sie nun
sicher und im kommenden Sommer könnte sie sogar zu den olympischen
Spielen nach Peking fahren. Troppa Heusel hat gute Chancen auf
einen Startplatz in der spanischen 4x100 Meter-Staffel, die sich
allerdings erst noch qualifizieren muss. „Ich werde alles dafür
tun, dass es klappt.”
Obendrein startet Claudia Troppa Heusel für einen der besten
Leichtathletik-Vereine Spaniens: Valencia Terra i Mar. Die
Sportlerförderung ist dort nahezu ideal: Die Athleten sind
Angestellte des Vereins und bekommen ein Monatsgehalt. „So, als
würde ich im Supermarkt arbeiten”, sagt Troppa Heusel. Derzeit
pendelt sie hin und her zwischen Capdepera und Valencia, trainiert
sechs Tage in der Woche je fünf Stunden.
Die mallorquinische Presse feiert ihre Erfolge unvoreingenommen,
nicht ohne auf ihre deutsche Abstammung hinzuweisen, die
Balearen-Regierung sponsert sie genauso wie alle anderen
vielversprechenden Sportler und der Bürgermeister von Capdepera lud
sie wegen ihres jüngsten Goldmedaillengewinns zu sich ins Rathaus
ein, um ihr einen Blumentopf zu überreichen. Tränen flossen dabei
ausnahmsweise nicht.
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