Der Stoff, aus dem sein neuestes Werk gemacht
ist, verspricht Dramatik und liegt voll im Trend der Zeit:
Geldgier, Korruption, Spekulation. „Auch auf Mallorca ist der
Schein oft anders als das Sein”, sagt Dieter Wedel bei seinem
MM-Besuch Anfang der Woche, um für seine Film-Recherchen auch die
inselinternen Ein- und Ansichten der Redaktion einzuholen: „Da wird
die innere Persönlichkeit schnell mal über die Größe der Immobilie
definiert.” An seiner Liebe zur Insel lässt der 65-Jährige indes
keinen Zweifel: Nicht umsonst habe er seit neun Jahren seinen
Zweitwohnsitz in der Cala Llamp und sei mit seiner Mutter - die
auch schon eine Mallorca-Liebhaberin war - bereits Anfang der 70er
Jahre auf die Insel gekommen. Trotzdem: „Ich habe gesehen, wie die
Insel in einem rasenden Tempo auch verloren hat. Und wie vor lauter
Gier eine wunderschöne Bucht fast kaputt gegangen ist.”
Als Resident der Gemeinde Andratx wurde Dieter Wedel hautnah
Zeuge des Korruptionsskandals um den früheren Bürgermeister Eugenio
Hidalgo - und dem mehr als zweifelhaften Prozedere bei der Vergabe
von Baugenehmigungen: „Was hätte alles verhindert werden können,
wenn Herr Hidalgo nicht ganz so geschmiert worden wäre.” Auch seine
gerichtliche Auseinandersetzung mit einem Bauunternehmen, das er
wegen Lärmbelästigung und „Verstöße gegen verschiedene
Bauvorschriften”verklagte, wird thematisiert. Eines möchte Dieter
Wedel indes klarstellen: „Ich benutze meine Filme nicht für
Rachefeldzüge.” Nun verdankt Dieter Wedel seinen Ruf nicht umsonst
auch seinen akribisch recherchierten Gegenwartsstoffen. Auch sein
Mallorca-Film wird von Insider-Wissen nur so strotzen. So weiß er
so erquickliche Details zu berichten, dass „man” in Andratx schon
mal Opel-Fahrer sein musste, um überhaupt irgendwie ans Ziel zu
kommen: „Hidalgos Bruder war im Opel-Geschäft.” Das Einzige, worauf
er noch keine Antwort gefunden hat: „Wieso wurde über die
Korruption so unverhohlen gesprochen und nichts unternommen,
derselbe Mensch aber, nachdem er öffentlich demontiert war, mit
ähnlicher Gleichgültigkeit von allen fallen gelassen?”
Vielleicht wird sein Film ja auch diese Fragen beantworten. Fest
steht für Wedel schon jetzt, dass sein Dreiteiler „das
Mallorca-Bild der Deutschen über Jahre mitprägen” wird, ähnlich wie
der „Ballermann 6”-Film von Tom Gerhardt Ende der 90er Jahre, der
Mallorcas Image allerdings sehr geschadet habe. Auch wenn sein
Mallorca-Porträt sicherlich kritisch ausfallen werde, glaubt der
Regisseur fest an einen sicheren Werbeeffekt für die Insel. Dabei
erinnere er nur an den erfundenen Urlaubsort „Oertzl” in seinem
Film „Alle Jahre wieder” (1976) - „Ein fiktiver Name, gemixt aus
St. Moritz, Igls, Pontresina und Seefeld” -, den die TV-Familie
Semmeling als Ferienziel auserkoren hatte: „Die Reisebüros konnten
sich damals nicht mehr retten vor Anfragen: Alle Welt wollte nach
Oertzl.” Mit der Materie Urlaubsdomizil kennt sich Dieter Wedel
schon deshalb gut aus, weil seine Eltern ein großes Hotel in Bad
Nauheim hatten. Aber: Wie kommt man nun nach Mallorca? Und: Wie
können Spanier und Deutsche miteinander auskommen, wenn die „einen
um 21 Uhr anfangen zu essen, die anderen um 20 Uhr fernsehen und um
22 Uhr schlafen gehen?” In zweifellos amüsanten
„Parallelgeschichten” wird sein Film auch solche Kleinkriege
zeigen. Im Hintergrund jedoch immer auch die Frage, „wie man der
Profitgier der Spekulanten Einhalt gebieten kann”, damit aus
Mallorca kein „zweites Torremolinos” werde. Kroatien sei ja auch
ganz schön: „Und billiger.” Etwas Problembewusstsein müsse schon
sein, findet Dieter Wedel: „Sonst sind es die letzten Tage von
Mallorca.”
Noch aber ist es nicht soweit, und das das
deutsch-mallorquinische Miteinander durchaus funktionieren kann,
hat der Tierfreund gerade mal wieder erfahren, als er einen
Mischlingshund aus der Tötungsstation Inca rettete: „Der kleine
Mallorquiner und unser deutscher Pudel vertragen sich prima.” Und
einen raffinierten Plan, wie man dem Elend der Vierbeiner auf der
Insel ein Ende setzen kann, hat er auch schon: „Jeder, der eine
Rolle bei mir will, muss vorher ein Tier adoptieren.”
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