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Nun ist es beschlossene Sache: Art Cologne Palma de Mallorca wird in diesem September nicht stattfinden. Das haben die Koelnmesse und die balearische Landesregierung gemeinsam beschlossen.

„Wir konzentrieren damit unsere Ressourcen in diesem Jahr auf die laufende Neupositionierung der Art Cologne und den Standort Köln”, sagt Koelnmesse–Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt. „Ein starkes Kunst–Event braucht ein angemessenes, inspirierendes Ambiente”, begründet er die Entscheidung. „Die derzeitige Geländesituation bietet nicht die Möglichkeit, das Potenzial der Veranstaltung auszuschöpfen.” Die Regierung der Balearen trägt den Beschluss in vollem Umfang mit: „Die Erfahrung mit der Koelnmesse und der Art Cologne Palma de Mallorca 2007 war sehr positiv, und es ist unsere Absicht, beide Seiten in die Lage zu versetzen, in nächster Zukunft eine neue Veranstaltung dieser renommierten internationalen Messe in Palma durchzuführen”, so Francesc Gálvez, Generaldirektor für Projekte der Presidencia der Balearen.

Kritik an der Mallorca–Messe hatte es von Anfang an gegeben, vor allem im Hinblick auf die zu geringe Besucherzahl. Die Verkäufe, so die teilnehmenden Galeristen, seien gut gewesen. Der Galerist Dietmar Löhr aus Mönchengladbach sprach sich noch in diesen Tagen deutlich für „Art Cologne Palma de Mallorca” aus: „Die Messe war gut, auch wenn sie in der Presse nicht so gut weggekommen ist. Es kamen viele wichtige deutsche Sammler, allerdings zu wenig spanische.” Und er sagt: „Wir wären in jedem Fall wieder nach Mallorca gekommen.” Joerk Rothamel aus Erfurt findet deutliche Worte zum Thema: „Die Kölner Messe wird jetzt wieder eine Klüngelveranstaltung von Kölner Galeristen.” Und so ist für ihn klar, dass er in der „jetzigen Konstellation nicht mehr nach Palma gegangen wäre. Aber auch nicht mehr nach Köln”.

Pep Pinya vom Centre Cultural Contemporani Pelaires, der maßgeblich daran beteiligt war, Art Cologne nach Palma zu bringen, erklärte vor einigen Tagen: „Ich glaube an Art Cologne. Es wäre jammerschade, wenn die Messe in Palma nicht mehr stattfinden würde. Es wäre ein Verlust für Mallorca, für Köln, für die Kultur.” Pep Pinya nimmt an der Kölner Messe im April teil, wünscht sich für Mallorca mehr Initiative seitens der Landesregierung.

Jero Martinez (Galería Maior in Pollença und Palma) sagt: „Nach einem einzigen Mal darf man noch keine Messe berurteilen. Für eine Bilanz muss eine solche Veranstaltung mindestens drei Mal stattgefunden haben.” Parallel zu Art Cologne Palma de Mallorca hatte sich auf Initiative des Verlegers und Galeristen Cato Jans die Satellitenmesse Jam Art etabliert. Auch hier müssen die Karten neu gemischt werden. Möglicherweise wird Jam Art nun überlegen, wie man in Zukunft eine konkurrenzfähige, internationale Messe für Mallorca machen kann.

„Dazu”, sagt Cato Jans, „brauchen wir Unterstützung von offizieller Seite. Wir haben schon offene Türen vorgefunden. Offensichtlich ist der politische Wille da.” Eines will Cato Jans in keinem Fall: „Wir wollen keinen lokalen Kunstmarkt veranstalten.” Und er weiß: „Nur eine internationale Messe ist Mallorca angemessen. Eine Messe mit dem Schwerpunkt auf junger Kunst, kombiniert mit Themenschwerpunkten und interessanten Einzelprojekten. Mit einem Angebot an Galerien, die noch nicht erschöpft sind von einem Überangebot an Messen.” Und er fügt hinzu: „Vielleicht sind wir die Nachgeburt einer Fehlgeburt von Art Cologne.” Kunstmessen, vor allem in Deutschland, haben es schwer zur Zeit. Schuld daran ist ein beachtliches Überangebot und damit ein großer Verdrängungswettbewerb. Auch wenn der Markt boomt. Und Kunstmessen sind ein Wirtschaftsfaktor, der sich rechnen muss. Art Cologne hat sich nun neu orientiert. Die „Mutter aller Kunstmessen” hatte sich von ihrem bisherigen Direktor, Gérard A. Goodrow, getrennt (MM berichtete). Im Herbst vergangenen Jahres hatten zehn namhafte Kölner Galeristen in einem offenen Brief der Kölner Messe „herben Bedeutungsverlust” vorgeworfen. In dem Brief war auch die Rede davon, dass man in Köln „kostbare Energien an Nebenschauplätze wie Mallorca” vergeudet habe. Ein Nebenschauplatz, den es zumindest für den Moment nicht mehr gibt.