Das abgepackte gegrillte Gemüse sieht zum
Anbeißen aus. Das findet auch die Kundin. „Ich serviere es Ihnen
auch gerne auf der Terrasse”, sagt Eulàlia und schenkt der Dame ein
Lächeln, eilt, um den Tisch einzudecken. Ein Punkt für sie: Das
Gesicht der Kundin leuchtet erfreut, sie lässt sich draußen in der
Sonne an einem der Holztischchen nieder.
Im „S'Illa Verde”, Café und Geschäft für ökologisches Obst und
Gemüse und selbst hergestellte Fertiggerichte, die man dort auch
gleich verzehren kann, ist der Kunde etwas ganz Besonderes. Denn
jeder Kundenkontakt ist für Eulàlia und ihre Kollegen ein Schritt
weiter in ein „ganz normales Leben”, ein Schritt zu mehr
Selbstbewusstsein und Glück. Eulàlia und ihre Kollegen sind geistig
behindert – die „S'Illa Verde” aber ist ein Eiland, wo ihre
Behinderung keine Rolle spielt.
Das Lokal ist Teil der gemeinnützigen Organisation
„amadip.esment”, 1962 von Familien geistig behinderter Kinder
gegründet, die Menschen mit einer mentalen Einschränkung Heim,
Betreuung, Ausbildung und Beschäftigung gibt. Rund 550 Behinderte
genießen ihre Unterstützung – das sind ein Drittel aller
Behinderten überhaupt auf den Balearen.
Gleich neben dem Lokal ist das Restaurant „Es Pes de sa Palla”,
bekannt für sein variantenreiches Mittagsmenü: Sieben Vorspeisen,
Hauptgänge und Desserts stehen zur Wahl – das Ganze für 11'90 Euro.
Die meisten Zutaten von „Thunfischtörtchen mit roter Paprika”,
„Musaka mit Kartoffelpüree” oder „Brokkoli-Quiche” kommen, ebenso
wie die Speisen in der „S'Illa Verde”, aus dem ökologischen Anbau
der Finca Son Roca in Pla de Na Tesa – einem weiteren
Beschäftigungsprojekt der Organisation.
Je nach Stärke der Einschränkung und der Vorliebe jedes
Einzelnen werden die Behinderten in den Projekten untergebracht, in
denen sie erst ausgebildet und später oft beschäftigt werden – im
Moment sind 360 Behinderte fest angestellt. Ihre Möglichkeiten sind
vielfältig: Zu „amadip.esment” gehören eine Druckerei, ein
Reinigungsservice, ein Gärtnereibetrieb und die Gastronomie. „Wobei
das Restaurant zweifelsohne der Bereich ist, der am meisten zur
Integration beiträgt – denn hier hat man nicht nur Kontakt zu
Arbeitskollegen, sondern auch zu den Kunden”, erklärt Guillem
Porcel Terrades, Marketing-Verantwortlicher. Wer sich mit der
schwierigen Aufgabe des Kellnerns schwertut, bekommt seinen Platz
am Kochtopf oder beim Verpacken der Sandwiches, Lasagnen und
Salate.
Entwickelt sich ein Mitarbeiter so gut, dass er auch in einem
fremden Betrieb Arbeit finden kann, geben ihm die Ausbilder
Hilfestellung – schauen sich den neuen Arbeitsplatz an, handeln
Gehälter aus. Klappt der Wechsel dennoch nicht, fällt der
Mitarbeiter weich: Er kann immer wieder zur Organisation
zurückkehren. Die wächst und wächst: „Die Nachfrage ist riesig”,
sagt Guillem Porcel, „sowohl bei den Teilnehmern als auch bei
denen, die unsere Dienstleistungen schätzen.” Im April wird die
Organisation ein weiteres betreutes Wohnhaus einweihen, in dem
geistig behinderte Senioren untergebracht werden sollen – „eine
Zielgruppe, die immer größer wird und wir immer stärker
berücksichtigen müssen”: Vor ein paar Wochen ging der erste
Mitarbeiter der Organisation in Rente – ein Drittel der Mitarbeiter
sind aber zwischen 17 und 23 Jahre alt.
Finanziert wird die Arbeit von „amadip. esment” zur Hälfte mit
öffentlichen Geldern – die andere Hälfte muss die Organisation mit
den Einnahmen aus ihren Dienstleistungen decken. Ein Grund mehr,
den Mittagstisch aus ökologischem Anbau einmal zu probieren. Jeden
Freitag gibt es für 24 Euro auch ein fünfgängiges
Degustationsmenü.
Laden MO bis FR 10 bis 19 Uhr, SA 10 bis 16 Uhr; Restaurant MO
bis FR 8.30 bis 17.30 Uhr, FR 20.30 bis 23 Uhr, SA 10 bis 17.30
Uhr. Plaça Es Pes de sa Palla 3A, Palma. Tel: 971-722505
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