Der Montag ist ein ruhiger Tag in Felanitx.
Nicht nur, weil nach dem Sonntags-Markt in der Calle Major viele
Geschäfte geschlossen sind, sondern auch, weil sich die
aufgebrachte Stimmung um den angeblich geplanten Bau der
islamischen Moschee wieder etwas gelegt hat. Rund 300 besorgte
Bürger waren noch eine Woche zuvor auf einer Gemeindeversammlung
zusammengekommen, um vor Bürgermeisterin Catalina Soler ihren Unmut
über die Aktivitäten der Muslime auszudrücken.
„Wir hatten Angst, dass eine Moschee für die ganze Region, die
in der Calle D'ets Horts entstehen sollte, noch mehr Moslems
anzieht, als hier ohnehin schon leben”, erklärt Magdalena Manresa
aufgeregt. Sie sei besorgt um die Sicherheit in Felanitx, die
„Moros” würden ihr einfach Angst machen.
Doch dann stellten sich die Befürchtungen Magdalenas und vieler
ihrer Mitbürger offensichtlich als unbegründet heraus. „Wir haben
nie die Absicht gehabt, in Felanitx eine neue Moschee zu bauen,
schon gar keine überregionale”, ließ der Sprecher der überwiegend
marokkanischen islamischen Gemeinde, Mohamed Attaouil, zwei Tage
nach dem Eklat auf der Bürgerversammlung verkünden. „Wir wollen
lediglich in ein anderes Gebäude umziehen, welches wir erworben
haben, um keine Miete mehr zu bezahlen.” Obwohl es in den jetzigen
Räumen in der Carrer de la Mar eigentlich zu eng sei, plane man in
der Calle D'ets Horts keinesfalls eine größere Moschee, erklärte
der Muslimen-Sprecher weiter. „Wir wollen vielmehr ein kulturelles
Zentrum für unsere Gemeinde sein, in denen die Kinder in
islamischer Kultur und arabischer Sprache unterrichtet werden.”
Auch Fortbildungskurse für Erwachsene Analphabeten seien angedacht.
Zunächst müsse das neu erworbene Gebäude jedoch renoviert werden,
der Termin für einen Umzug stehe noch nicht fest.
Doch obwohl sich die Stimmung im Ort beruhigt hat, reagieren
viele Bürger nach wie vor skeptisch auf diese jüngsten
Ankündigungen der Muslime. Wie in vielen anderen Gemeinden der
Insel ist die Zahl der Einwanderer aus Marokko und anderen
afrikanischen Ländern in den vergangenen zehn Jahren rasant
gestiegen. Rund 30.000 Moslems leben derzeit auf den Balearen, rund
18.000 davon allein in Palma.
„In einigen Schulen unserer Gemeinde überwiegt die Zahl der
ausländischen Kinder bei Weitem die der hiesigen Schüler, das ist
ein großes Problem für das Unterrichtsniveau, denn viele
beherrschen kaum unsere Sprache”, weiß Miquaela Andreu aus der
Klasse ihrer Enkel.
Die 74-Jährige trifft sich häufig mit Freundinnen im lokalen
„Club de la Tercera Edad”, einem sozialen Treffpunkt für Rentner in
Felanitx, schräg gegenüber des jetzigen Gebetshauses in der Carrer
de la Mar. „Wir haben nichts gegen Ausländer, die sich hier
integrieren, unsere Sprache lernen, hier arbeiten und unsere Kultur
respektieren, aber was wir hier sehen, macht uns Angst”, sagt
Miquaela Oliver Bove. „Viele Marokkaner kommen ohne Arbeit oder
legale Papiere auf die Insel, schleichen verschleiert durch die
Straßen und Geschäfte und sind nicht im Geringsten bemüht, sich
hier anzupassen.” Wenn jetzt in Felanitx mehrere Gemeinden
zusammengezogen würden, gäbe es hier mehr „Moros” als „Cristianos”,
befürchtet die Rentnerin. Den jüngsten Aussagen der islamischen
Gemeinde stehen die alten Damen jedenfalls äußerst kritisch
gegenüber. „Wenn sie größere Gebetsräume haben, wird das auch mehr
Gläubige anziehen.” Angelika Voigt hingegen stört die islamische
Gemeinde nicht. Die Deutsche ist Inhaberin des Küchen- und
Badausstatters „Sa Botigueta”, ist seit über 30 Jahren mit einem
Mallorquiner verheiratet und bestens in Felanitx integriert. „Ich
kann mich nicht erinnern, dass es mal Probleme mit den Muslimen
hier gegeben hat, ich verstehe die Aufregung hier nicht.”
Die christliche Gemeinde in Felanitx steht den Moslems liberal
gegenüber. Llorenç Lladó, Vorsitzender der Kirchengemeinde Sant
Miquel in Felanitx, forderte Respekt gegenüber den Andersgläubigen.
„Sie stören niemanden, wenn sie von einem Ort zum anderen
umziehen”, sagte Lladó im Gespräch mit MM. Er hoffe nicht,
dass sich die Diskussion um den Umzug der Gemeinde weiter zu einem
Grundsatzthema über Muslime auf Mallorca ausweite. „Wir müssen
tolerant sein, nur so können wir wahre Konflikte vermeiden.”
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