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Mit Beginn der herbstlichen Regenfälle endet die offizielle Radferiensaison auf Mallorca – die in diesem Jahr besonders erfolgreich verlaufen ist. Die Radveranstalter haben durch die Bank ein hohes Plus verzeichnen können, oft im zweistelligen Bereich, die Hoteliers bestätigen diese Tendenz. Gleichzeitig scheint der Markt an seine Grenzen zu stoßen, jedenfalls haben in den beiden vergangenen Jahren die Mitbewerber die Samthandschuhe ausgezogen und machen sich in offenem Konkurrenzkampf die Gäste abspenstig. Es ist reichlich Bewegung im Markt.

Max Hürzeler Bycicle Holidays, mit Abstand Marktführer in diesem Segment, hat unter neuer Leitung seit diesem Jahr mit dem Lido Park in Peguera erstmals einen Standort in Mallorcas Südwesten in Betrieb, und im nächsten Jahr soll der Schritt in den holländischen Markt erfolgen. Neu hat Hürzeler das Hotel Viva Blue an der Playa de Muro unter Vertrag, eine Investition in weiteres Wachstum am Hauptstandort. Gleichzeitig eröffnet man im Hotel Rei del Mediterrani eine neue Station, um dem Ansturm Herr zu werden.

Immer mehr Hoteliers kommen auf den Geschmack, mit Radtouristen in der aufkommensschwachen Zeit Betten zu füllen und suchen sich fachkundige Partner. So startet das Hotel Can Picafort Palace in Can Picafort im nächsten Jahr erstmals mit Diana Sportreisen, dem Dino unter den Anbietern, eine komplette Radsaison.

Das kann funktionieren: Die Hotelkette Iberostar freut sich über ein Plus von mehr als 20 Prozent bei den Radgästen, laut Verkaufschef Xisco Martínez hauptsächlich zurückzuführen auf die Eröffnung des neuen Standortes im Hotel Jardín del Sol an der Costa de la Calma mit Philipp's Bike Team. Das hat das Hotel Antillas in Magaluf verlasssen, die Lücke versucht der britische Ex–Profi Stephen Roche zu füllen.

Bewegung auf dem Markt sorgt mitunter für angespannte Nerven: Zum ersten Mal gibt es Veranstalter, die gegenüber der Presse keine Auskunft über „interne Daten” geben wollen. Ein Grund für die sehr erfolgreiche Saison: Die Konjunktur im wichtigsten Quellmarkt Deutschland zieht wieder an, die Radferien – meist der Zweiturlaub – finden wieder häufiger Eingang ins Ferienbudget. Vor allem aber hat Mallorca in Sachen Infrastruktur in den vergangenen Jahren mächtig zugelegt und den Vorsprung gegenüber anderen Destinationen weiter ausgebaut.

Hervorzuheben sind hier die mehreren Hundert Kilometer Radwege; die meist gut asphaltierten landwirtschaftlichen Wege durchziehen die mallorquinische Hinterland mittlerweile recht engmaschig, was vor allem für solche Radler interessant ist, die weniger auf Tempo und Training, sondern auf Spaß aus sind. Auch bei einem „Radverrückten” wie Geschwindigkeitsweltrekordhalter Fred Rompelberg fahren 70 Prozent der Gäste ausschließlich des Funs wegen Rad, 20 Prozent sind mehr oder weniger ambitionierte Freizeitsportler, immerhin 10 Prozent Leistungssportler.

Es ist vor allem das Segment der Spaß– und Freizeitradler, das seit Jahren stetig wächst. Wobei hier jeder auf seinem sportlichen Niveau unterwegs ist – was für den einen eine lockere Ausfahrt im 25er-Schnitt ist, ist für den anderen eine mörderische Anstrengung. Um das zu dosieren, und um mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, fahren nach wie vor die meisten Gäste der Radferienveranstalter in geführten Gruppen mit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Stammgäste handelt, die mitunter die Wege besser kennen als der Guide, oder um Neulinge im Sattel oder auf Mallorca.

Bei Rompelberg machen sich lediglich 15 Prozent der Gäste alleine auf den Weg. Das entspricht übrigens dem allgemeinen Trend, wie unter anderen die „23. Deutsche Tourismusanalyse” des BAT Freizeit-Forschungsinstituts konstatiert: „Während der klassische Strandtourismus um seine Stammurlauber kämpfen muss, ist der Urlaub mit Gesundheits–, Wellness– Sport– und Kulturangeboten zunehmend gefragt. Die Reisenden wollen in wenigen Tagen möglichst viel erleben.” 30 Prozent der Befragten interessieren sich für Fahrradurlaub.

Zwar machen Rennradler immer noch den Löwenanteil unter Mallorcas Radtouristen aus, doch sind auch immer mehr Gäste auf anderen Rädern unterwegs. Gusti Zollinger etwa wird erstmals über die gesamte Saison in Colònia de Sant Jordi ein Radwanderprogramm anbieten und „dieses vermehrt puschen”, da er hier ein „großes Potenzial” ausgemacht hat.

Mountainbike–Spezialist M–Bike aus Cala Rajada kann in seinem Segment auch von stetigem Wachstum berichten, allerdings auf niedrigerem Niveau. In diesem Jahr hat es nach Auskunft von Inhaber Markus Derjung 500 Vermietungen gegeben sowie 300 Gäste, die am Tourenprogramm teilgenommen haben.