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MALLORCA: Das Ende einer „verfehlten Baupolitik” hat die Mitte-Links-Koalition versprochen, als sie im Juni die Regierung der Balearen übernahm. Vor allem die millionenschweren Straßenbauprojekte der konservativen Vorgängerregierung standen in der Kritik. Mehr als 200 Millionen Euro hatte die Volkspartei PP unter Ministerpräsident Jaume Matas während der vier Jahre ihrer Regierungszeit in den Ausbau des mallorquinischen Straßennetzes gesteckt. „Jetzt beginnt die Legislaturperiode des öffentlichen Nahverkehrs”, beteuerte der neue sozialistische Ministerpräsident Francesc Antich bei seinem Amtsantritt.

Den verheißungsvollen Ankündigungen sind bislang jedoch keine Taten gefolgt. Im Gegenteil: Bevor auch nur ein einziges Projekt zur Förderung des Nahverkehrs Gestalt annimmt, steht nun fest, dass auch in den kommenden Jahren Hunderte Millionen Euro in Straßenbauprojekte fließen sollen. Als „historisch” bezeichnete die sozialistische Inselratspräsidentin Francina Armengol die Einigung mit der sozialistischen Zentralregierung auf Investitionen in Höhe von fast 700 Millionen Euro. Das „Straßen-Abkommen” soll so bald wie möglich unterzeichnet werden.

26 Punkte umfasst die Liste der Projekte, die in den kommenden sieben Jahren mit dem Geld finanziert werden (siehe Kasten). Priorität hat dabei Palma: Die Vía de Cintura kann das Verkehrsaufkommen schon längst nicht mehr bewältigen und soll durch den Einsatz von 105 Millionen Euro runderneuert werden. Wo genau gebaut wird, ist dabei noch gar nicht entschieden. Denn bevor die Bagger rollen, müssen die Verkehrsexperten klären, wie dem alltäglichen Verkehrschaos auf Palmas Stadtautobahn samt kilometerlangen Staus auf den Zufahrtsstraßen beizukommen ist.

Während das Großprojekt in Palma noch umstritten ist, steht bereits fest, dass die Stadtautobahn zwischen der Ausfahrt Valldemossa und dem Génova-Tunnel einen dritten Fahrstreifen bekommt, ebenso wie die Autobahnen Richtung Andratx und Inca. Vorgesehen sind auf Mallorca außerdem Umgehungsstraßen in Son Servera, Campos, Muro, Sencelles, Llubí, Sineu. Die Zentralregierung in Madrid stellt 431 Millionen Euro zur Verfügung, Mallorcas Inselrat finanziert fast 100 kleinere Projekte mit einem Volumen von 254'4 Millionen Euro. Auf den Nachbarinseln werden rund 200 Millionen Euro investiert.

Mallorcas Umweltschützern ist der Geldregen aus Madrid allerdings alles andere als geheuer: Zwei Millionen Quadratmeter Boden würden in den nächsten Jahren asphaltiert, hat der GOB ausgerechnet. „Einige der Projekte werden extreme Auswirkungen auf Mallorcas Landschaft haben”, warnt Sprecher Miquel Ángel March. Die Balearen-Regierung bejubelt das Abkommen dagegen in höchsten Tönen und sieht nun endlich die historische Unterfinanzierung der mallorquinischen Infrastruktur behoben: In keiner anderen spanischen Region hat der Staat in den vergangenen Jahrzehnten so wenig investiert wie auf den Balearen. Aber auch wenn sich die aktuelle Balearen-Regierung nicht scheut, das „Straßen-Abkommen” nun als ihre eigene Leistung auszugeben – die Einigung hatte sich schon vor einem Jahr abgezeichnet, als die PP noch an der Regierung war.

 

Allerdings hatte die konservative Regierung große Probleme, ihre Vorstellungen gegenüber der sozialistisch geführten Zentralregierung in Madrid umzusetzen. So ist etwa noch immer ein Rechtsstreit zwischen Balearen-Regierung und Madrid um das letzte „Straßen-Abkommen” von 2004 anhängig. Die Zentralregierung weigert sich nämlich bis heute, die Straßenbau-Kosten der Matas-Ära zu übernehmen, weil dieser sich nicht an die Abmachungen gehalten habe – die Kosten für den Tunnel La Mola etwa überschritten die vereinbarten Kosten um sage und schreibe das Dreifache.

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