Den verheißungsvollen Ankündigungen sind bislang jedoch keine
Taten gefolgt. Im Gegenteil: Bevor auch nur ein einziges Projekt
zur Förderung des Nahverkehrs Gestalt annimmt, steht nun fest, dass
auch in den kommenden Jahren Hunderte Millionen Euro in
Straßenbauprojekte fließen sollen. Als „historisch” bezeichnete die
sozialistische Inselratspräsidentin Francina Armengol die Einigung
mit der sozialistischen Zentralregierung auf Investitionen in Höhe
von fast 700 Millionen Euro. Das „Straßen-Abkommen” soll so bald
wie möglich unterzeichnet werden.
26 Punkte umfasst die Liste der Projekte, die in den kommenden
sieben Jahren mit dem Geld finanziert werden (siehe Kasten).
Priorität hat dabei Palma: Die Vía de Cintura kann das
Verkehrsaufkommen schon längst nicht mehr bewältigen und soll durch
den Einsatz von 105 Millionen Euro runderneuert werden. Wo genau
gebaut wird, ist dabei noch gar nicht entschieden. Denn bevor die
Bagger rollen, müssen die Verkehrsexperten klären, wie dem
alltäglichen Verkehrschaos auf Palmas Stadtautobahn samt
kilometerlangen Staus auf den Zufahrtsstraßen beizukommen ist.
Während das Großprojekt in Palma noch umstritten ist, steht
bereits fest, dass die Stadtautobahn zwischen der Ausfahrt
Valldemossa und dem Génova-Tunnel einen dritten Fahrstreifen
bekommt, ebenso wie die Autobahnen Richtung Andratx und Inca.
Vorgesehen sind auf Mallorca außerdem Umgehungsstraßen in Son
Servera, Campos, Muro, Sencelles, Llubí, Sineu. Die
Zentralregierung in Madrid stellt 431 Millionen Euro zur Verfügung,
Mallorcas Inselrat finanziert fast 100 kleinere Projekte mit einem
Volumen von 254'4 Millionen Euro. Auf den Nachbarinseln werden rund
200 Millionen Euro investiert.
Mallorcas Umweltschützern ist der Geldregen aus Madrid
allerdings alles andere als geheuer: Zwei Millionen Quadratmeter
Boden würden in den nächsten Jahren asphaltiert, hat der GOB
ausgerechnet. „Einige der Projekte werden extreme Auswirkungen auf
Mallorcas Landschaft haben”, warnt Sprecher Miquel Ángel March. Die
Balearen-Regierung bejubelt das Abkommen dagegen in höchsten Tönen
und sieht nun endlich die historische Unterfinanzierung der
mallorquinischen Infrastruktur behoben: In keiner anderen
spanischen Region hat der Staat in den vergangenen Jahrzehnten so
wenig investiert wie auf den Balearen. Aber auch wenn sich die
aktuelle Balearen-Regierung nicht scheut, das „Straßen-Abkommen”
nun als ihre eigene Leistung auszugeben – die Einigung hatte sich
schon vor einem Jahr abgezeichnet, als die PP noch an der Regierung
war.
Allerdings hatte die konservative Regierung große Probleme, ihre
Vorstellungen gegenüber der sozialistisch geführten
Zentralregierung in Madrid umzusetzen. So ist etwa noch immer ein
Rechtsstreit zwischen Balearen-Regierung und Madrid um das letzte
„Straßen-Abkommen” von 2004 anhängig. Die Zentralregierung weigert
sich nämlich bis heute, die Straßenbau-Kosten der Matas-Ära zu
übernehmen, weil dieser sich nicht an die Abmachungen gehalten habe
– die Kosten für den Tunnel La Mola etwa überschritten die
vereinbarten Kosten um sage und schreibe das Dreifache.
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