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Der mallorquinische Sprachenstreit geht in die nächste Runde. Das Regierungsbündnis aus Sozialisten, der regionalistischen Uniò Mallorquina und linkem „Bloc” will das Catalán stärken – alle Parteien hatten diesen Willen bereits vor der letzten Regionalwahl im Mai bekräftigt. Jetzt hat die neue Regierung das Thema erstmalig auf die Tagesordnung gehievt.

„Es wird eine Politik verfolgt, die eine linguistische Nachhaltigkeit garantiert”, heißt es in einem Strategie-Papier der beim balearischen Kulturministerium angesiedelten Generaldirektion für Sprachenpolitik. Geplant ist eine Vielzahl von Maßnahmen, die den Gebrauch des Catalán fördern und die Sprache vor dem befürchteten Verfall retten sollen. Für Wirbel sorgt vor allem die Ankündigung, in Zukunft die Einhaltung des balearischen Handels-Gesetzes (Ley de Comercio) strenger zu kontrollieren.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass jeder Balearen-Bürger das Recht hat, inselweit in allen Geschäften nicht nur auf Castellano, sondern auch auf Catalán bedient zu werden. Läden mit mehr als drei Angestellten müssen demnach mindestens einen Angestellten vorweisen können, der Catalán versteht.

Nachdem die Generaldirektorin für Sprachenpolitik, Margalida Tous, diese Ankündigung gemacht hatte, ließ der Aufschrei nicht lange auf sich warten. Sämtliche Unternehmerverbände wie auch die Opposition verurteilten den Plan scharf. „Die Maßnahmen zur Förderung des Catalán dürfen die Aktivitäten der balearischen Unternehmer nicht beeinträchtigen”, fordert der Unternehmerverband CAEB. Die Kritiker befürchten, vor allem auf kleinere Unternehmen kä- men unverhältnismäßig hohe Kosten zu, wenn das Gesetz in Zukunft nicht mehr nur auf dem Papier bestehen sollte, sondern die Einhaltung auch tatsächlich kontrolliert wird. Wer gegen die Vorschrift verstößt, muss mit einer Geldstrafe rechnen. Derzeit werden sieben Beschwerden gegen Ladeninhaber geprüft.

Im Handelsministerium versteht man die ganze Aufregung nicht so recht. „Gesetze sind dazu da, eingehalten zu werden”, lässt sich ein Ministeriumssprecher zitieren. Das betreffende Gesetz gibt es bereits seit 2001, verabschiedet wurde es unter der ersten Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsident Francesc Antich. Die bis zum vergangenen Mai regierende konservative PP-Regierung hatte die Umsetzung des betreffenden Catalán-Artikels nicht kontrolliert.

Beifall erhält die Regierung mit ihrer Sprachenpolitik vom balearischen Kulturwerk (OCB). Die hier aktiven Mallorquiner gehören zu den engagiertesten Verfechtern einer staatlichen Förderung des Catalán. OCB-Koordinator Tomeu Martí appelliert an den gesunden Menschenverstand und fordert, dass Mallorquiner nicht nur in Geschäften Catalán sprechen können sollten, sondern auch beim Arzt. Es gebe immer wieder Klagen vor allem älterer Mallorquiner aus den Dörfern, die von Ärzten behandelt werden, die nur Castellano sprechen. „Gerade so etwas Intimes wie ein Arztbesuch muss auf Catalán möglich sein.” Zur Not müssten in solchen Fällen eben Dolmetscher zur Verfügung gestellt werden.

So weit geht die Balearen-Regierung in ihrem Strategiepapier allerdings nicht. Dafür wird der öffentlich-rechtliche Fernseh– und Radiosender IB3 in Zukunft sein gesamtes Programm auf Catalán senden. Das gab der von der neuen Regierung eingesetzte Generaldirektor Antoni Martorell am Mittwochnachmittag bekannt. Studiogästen und Interviewpartnern stehe aber auch weiterhin frei, sich auf Castellano zu äußern.